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0506 - Das unheimliche Grab

0506 - Das unheimliche Grab

Titel: 0506 - Das unheimliche Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er sah immer wieder die eine Szene genau vor sich. Er fuhr, und plötzlich war das Skelett vor der Kühlerschnauze erschienen und schlug mit der Sense zu.
    Eine Schlüsselszene, die auch die anderen Fahrer hinter sich hatten. Ihnen war es nicht so gut ergangen wie ihm.
    Darauf trank er einen Obstler und hatte die Flasche schon zur Hälfte geleert.
    Da sein Magen ziemlich leer war, spürte er auch die Wirkung des Alkohols. Ein Ring aus Blei schien sich über seine Stirn gelegt zu haben. Das Denken fiel ihm bereits schwer.
    Im Hof und auch dahinter hielt sich niemand auf. Manchmal sah er die Lichter der Scheinwerfer, wenn ein Wagen über eine Höhenstraße fuhr. Es kam ihm vor wie ein Gruß aus einer sehr fernen Welt.
    Warum gerade Rumänen?
    Es hätte doch auch Lastwagenfahrer anderer Staaten erwischen können? Aber nein, es waren nur seine Landsleute. Was hatten sie mit dieser Unglücksstelle an der Autobahn zu tun?
    Er zündete sich wieder eine Zigarette an, rauchte, aber der Qualm brachte seine Gedanken auch nicht auf Vordermann. Außerdem war er jetzt zu müde, um sich noch konzentrieren zu können.
    Dimitrou stand auf, stellte sich an das Geländer und stützte sich auf. Er starrte in den dunklen Hof. Es gab da unten eine Liegewiese, die hangähnlich anstieg, an der rechten Seite wuchsen auch Obstbäume.
    Da es ziemlich feucht geworden war, trieben die dünnen Schleier auch über das Gras. Für Dimitrou sahen sie aus wie ein Teppich. Als er die Augen schloß, glaubte er zu schweben. Das machte der zu schnell getrunkene Alkohol. Dimitrou schüttelte den Kopf, wollte sich wieder setzen und war schon in den Knien eingeknickt, als er die zischende Stimme hörte, die vom Garten her zu ihm hochklang.
    »Hallo, Landsmann! Bleib ganz ruhig, es wird dir bestimmt nichts geschehen.«
    Dimitrou stand wie erstarrt. Er bekam eine Gänsehaut. Hatte er sich die Stimme eingebildet? Sicherlich nicht, zudem hatte sie neutral geklungen. Er konnte nicht sagen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte.
    Weit riß er die Augen auf und schaute in den dunklen Hof. Dabei beugte er sich über die Brüstung. Ein Schatten bewegte sich da unten. Den Umrissen nach mußte es ein Mensch sein, der etwas trug, das ihn noch überragte.
    Es war ein länglicher Gegenstand. Als der Gegenstand die Hauswand berührte, erkannte Dimitrou rechts neben dem Balkon die Sprossen einer Leiter.
    Von dem Begriff »fensterln« hatte er noch nichts gehört. Das wollte der Unbekannte sicherlich auch nicht, als er sagte: »Warte noch einen Moment mein Freund.«
    »Du… du sprichst rumänisch? Wer bist du?«
    »Ich bin Rumäne. Erklärungen später. Siehst du die Leiter?«
    »Klar«, antwortete Dimitrou.
    »Ich halte sie unten fest. Du kannst also in den Garten klettern.«
    »Und dann?«
    »Werden wir weitersehen, mein Freund. Bitte, vertraue mir. Steig zu mir herab.«
    »Ja aber…«
    »Kein aber, mein Freund. Es soll dich niemand sehen. Ich bin gekommen, um dir zu helfen.«
    Dimitrou war völlig durcheinander. Er dachte daran, die beiden Polizisten zu informieren, das aber wäre der Gestalt sicherlich nicht recht gewesen. Deshalb kam er der Aufforderung nach, schwang sein rechtes Bein hoch und spürte, wie unsicher er war. Jetzt bereute er es, zuviel getrunken zu haben.
    Von der Leiter wäre er beinahe gefallen. Mit Glück und der Hilfe des Fremden kam er jedoch unten an.
    »Du hast es geschafft, mein Söhnchen.«
    Dimitrou hielt die Luft an. Er merkte erst jetzt, daß eine Frau zu ihm sprach.
    Eine Landsmännin? Das war mehr als seltsam. Er war kein großer Analytiker, trotzdem ahnte er, daß das Auftauchen dieser Frau im Zusammenhang mit seinen Erlebnissen stehen mußte.
    Obwohl er festen Boden unter den Füßen spürte, wurde ihm weich in den Knien.
    Die Frau stand neben ihm. Viel konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen. Er stellte nur fest, daß die Person viel älter als er war.
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Galinka Bachmann.«
    Dimitrou hob die Schultern. »Den Namen kenne ich nicht.«
    »Das glaube ich dir gern. Und wer bist du?«
    Er sagte, wie er hieß.
    »Das ist wichtig für mich, Dimitrou!«
    »Weshalb denn?«
    »Das erkläre ich dir später!« wisperte die dunkel gekleidete Frau.
    »Komm jetzt mit.«
    »Und wohin?«
    »Wirst du später alles sehen.«
    Dimitrou wollte nicht. Er dachte an die beiden Polizisten, die sich um ihn gekümmert und ihm letztendlich das Leben gerettet hatten.
    Wenn er jetzt fortging, kam er sich wie ein Verräter vor.

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