Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Wand hochgehen«, sagte Jack Wannamaker. »Darf ich dabeisein, wenn Sie Claudette…«
    »Besser nicht«, erwiderte er. »Warum wollen Sie leiden? Es würde Sie quälen, wenn sie Zusehen müßten, wie wir die Wölfin vernichten. Sie sagten, Sie hätten die Absicht gehabt, auch Claudette zu erschießen. Ich sage Ihnen, daß Sie es nicht übers Herz gebracht hätten. Wenn man bei einem Werwolf auch nur einen Augenblick zögert, ist man verloren.« Wannamaker seufzte schwer. »Wahrscheinlich haben Sie recht, Mr. Ballard. Würden Sie mir etwas versprechen?«
    »Was?«
    »Lassen Sie Claudette nicht leiden. Sie ist jetzt zwar ein Monster, aber für mich ist sie immer noch Claudette.«
    »Sehen Sie, und deshalb wäre es für Sie sehr gefährlich, ihr gegenüberzutreten«, sagte ich.
    ***
    Den ganzen Tag schon war Claudette O’Hara unruhig. Nervös lief sie im Haus hin und her, und sie sehnte sich nach der Dunkelheit und nach dem stärkenden Licht des Mondes.
    Clark Dern hatte sie angerufen und mit ihr über die bevorstehende Nacht gesprochen, die für Lykanthropen etwas ganz Besonderes sein sollte.
    Er hatte sie dermaßen aufgeregt, daß sie nach seinem Anruf keine Ruhe mehr finden konnte. Pech, daß Bruce früher als erwartet nach Hause kam, Claudette versuchte ihre Erregung zu überspielen. Bruce hielt es für Freude, und sie ließ ihn in dem Glauben, Die Auslandsreise hatte sich gelohnt.
    Bruce hatte eine Menge Geschäftsabschlüsse nach Hause gebracht. Er war mit sich und den erzielten Einnahmen zufrieden. Und er war so müde, daß er sich am frühen Nachmittag in sein Zimmer zurückzog, sich angezogen aufs Bett legte, um ein wenig auszuruhen, wie er sagte, und auf der Stelle einschlief.
    Er schlief immer noch, als es zu dämmern begann. Die Zeit der Wölfe brach an. Claudette spürte es ganz deutlich. Sie eilte in die Diele und betrachtete sich im Spiegel.
    Noch konnte sie an sich keine Veränderung feststellen, aber dazu würde es kommen. Sie schleppte sich in die Küche, hatte so großen Hunger, daß es schmerzte.
    Aber sie stillte ihren Hunger diesmal nicht mit einer gekochten oder gebratenen Speise. Das Fleisch mußte roh sein. Wild schlug sie die Zähne in das rote Fleisch und riß ein großes Stück heraus, das sie gierig verschlang.
    »Claudette.«
    Das war Bruce. Sie erstarrte, wischte sich rasch mit der Hand über den blutigen Mund und drehte sich mit dem Steak langsam um.
    »Dein Nachmittagsschläfchen hat aber lange gedauert«, sagte sie heiser.
    Er lachte. »Ja. Eigentlich wollte ich mich nur ein bißchen hinlegen, aber mir fielen sofort die Augen zu. Ich kam während der letzten Wochen zuwenig zum Schlafen. Das kann man seinem Körper nicht unbegrenzt antun. Irgendwann fordert er sein Recht.«
    »Bist du nun ausgeschlafen?«
    »Jetzt fühle ich mich großartig. Wie ich sehe, gibt es Steaks.«
    »Ich wollte gerade damit beginnen, sie für dich zu braten«, log Claudette.
    »Ich habe die beste Schwester von der Welt«, behauptete Bruce O’Hara begeistert. »Du kümmerst dich in rührender Weise um mich. Ich werde dich in mein Abendgebet einschließen.«
    Bloß das nicht, dachte Claudette und zuckte unmerklich zusammen. Ich möchte mit deinem Gott nichts mehr zu tun haben - in keiner Weise.
    Die innere Unruhe wuchs von Sekunde zu Sekunde. Vorhin hatte Claudette ihre Zähne in totes Fleisch geschlagen. Nun hatte sie lebendes Fleisch vor sich. Es drängte sie immer stärker dazu, sich zu verwandeln und über den ahnungslosen Bruder herzufallen.
    Er war groß und blond, überragte sie um mehr als einen Kopf, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Er hatte sie zu fürchten, denn in ihr befand sich die Kraft der Hölle, die jede einzelne Muskelfaser stärkte.
    Wenn sie sich auf Bruce stürzte, hatte er keine Chance. Sie legte das rohe Rindfleisch beiseite. Ihr Atem ging schneller, und sie spürte ganz deutlich, daß die Metamorphose kurz bevorstand.
    Sie hatte keine Lust mehr, den Wolf, der aus ihr hervorbrechen wollte, zurückzuhalten. Sie wollte ihren Bruder töten. Dieser Wunsch wurde immer größer.
    Ihr unsteter Blick fiel auf ihre rechte Hand. Die Fingernägel begannen sich zu verformen, fingen an zu wachsen, wurden zu Krallen.
    »Augenblick!« sagte Bruce.
    Sie schaute ihn unruhig an. Wußte er, was passieren würde? Das konnte nicht sein. Er konnte unmöglich ahnen, daß Clark Dern einen Lykanthropen aus ihr gemacht hatte.
    »Einen Moment«, sagte Bruce. »Rühr dich nicht von der Stelle!«
    »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher