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1401 - Das Blutversprechen

1401 - Das Blutversprechen

Titel: 1401 - Das Blutversprechen
Autoren: Jason Dark
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reingelegt haben. Obwohl er ja eigentlich weiß, welche Gefahren auf die Templer lauern.«
    »Er ist eben nur ein Mann. Wie du, John.«
    »Wem sagst du das?«
    Da ging mir einiges gegen den Strich. Ich kam mir vor wie bestellt und nicht abgeholt. Aber ich hatte auch nicht das Gefühl, in einer Falle zu stecken. Ich stand in Godwins Arbeitszimmer, das mir so bekannt war. Es hatte sich auch nach dem Umbau nichts verändert.
    Vielleicht war gestrichen worden, aber das war auch alles. Ansonsten befanden wir uns in der gleichen Umgebung wie immer.
    Normal war die Einrichtung schon – bis eben auf den Knochensessel, gegen den mein Blick nun fiel. Ich kannte ihn sehr gut. Er hatte mir schon oft als Transportmittel gedient, und irgendwie kam mir in den Sinn, dass er etwas mit dem Verschwinden unseres Freundes zu tun haben könnte. Einen Beweis dafür besaß ich nicht, aber ich wollte es auch nicht völlig ausschließen.
    Suko hatte meinen Blick bemerkt und fragte: »Was ist mit dem Sessel, John?«
    Ich hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen, aber ich habe das Gefühl, dass er etwas mit dem Verschwinden unseres Freundes zu tun haben könnte.«
    »Wäre eine Möglichkeit. Aber dafür müsste Godwin schon einen verdammt guten Grund haben.«
    Über den Grund ließ ich mich nicht aus. Dafür trat ich noch näher an das Gebilde heran und strich mit meiner rechten Hand über einen Knochen hinweg.
    Ich wollte es nicht, aber ich zuckte zusammen.
    »He, was hast du?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, Suko, aber die Knochen sind nicht normal.«
    »Wieso?«
    »Sie haben sich erwärmt.«
    »Ach.«
    »Ja, verdammt. Man kann sagen, dass der Sessel aktiviert worden ist. Ähnlich wie mein Kreuz.«
    Er blickte mich für einen Moment ungläubig an, dann probierte er es selbst. Sehr schnell zog er die Hand wieder zurück. »Stimmt, er ist tatsächlich warm.«
    »Sagte ich doch.«
    »Und nun?«
    Ich schaute den Sessel an, während die Gedanken durch meinen Kopf huschten. Genau wusste ich nicht, was hier passiert war, aber ich konnte es mir vorstellen.
    »Godwin wird auf diesem Sessel Platz genommen haben«, erklärte ich. »Dann ist er verschwunden.«
    »Allein?«
    »Das weiß ich nicht. Aber wir müssen davon ausgehen, dass er seine geheimnisvolle Besucherin mitgenommen hat.«
    »Oder sie ihn.«
    »Ja, möglich ist alles.«
    Suko lächelte vor sich hin, obwohl es keinen richtigen Grund dafür gab. Die Erklärung erhielt ich wenig später. »Es ist alles ganz einfach«, sagte er. »Da ich schon böse Erfahrungen mit dem Knochensessel gemacht habe, werde ich mich hüten, auf ihm Platz zu nehmen. Aber wie ich dich kenne, juckt es dich schon.«
    »Sehr richtig.«
    »Tu es und denk an das Risiko.«
    »Ja, ich werde verschwinden.«
    Suko grinste. »Fragt sich nur, wo du landest.«
    »Eben.«
    »In Avalon?«
    »Das wäre eine Möglichkeit.« Ich lächelte. »Und gar nicht mal so schlecht, weil ich mich dort auskenne.«
    »Dann kannst du auch Nadine Berger grüßen.«
    »Werde ich machen.«
    Die lockeren Sprüche zwischen uns waren ziemlich aufgesetzt.
    Tatsächlich spürte ich in meinem Innern eine gewisse Unruhe. Es war die Spannung, die mich festhielt, denn wenn ich einmal auf dem Sessel saß, dann gab es so gut wie kein Zurück.
    »Ich warte hier«, sagte Suko.
    »Danke.«
    Einen letzten Blick warf ich durch das Zimmer, bevor ich mich drehte, sodass sich der Sessel in meinem Rücken befand und ich mich auf ihn setzen konnte.
    Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Er bestand zwar aus Knochen, aber ich wusste auch, dass sie mein Gewicht aushielten und sich auch nicht gegen mich wehren würden.
    Wann ich zum letzten Mal auf dem Knochensessel gesessen hatte, konnte ich zeitlich nicht erfassen. Es war wirklich schon eine Weile her. Und so kam es mir vor wie eine Premiere, als ich langsam in die Knie ging und schließlich den Widerstand der vorderen Kante spürte.
    Ich verlagerte das Gewicht und lauschte, ob ich das Knacken der Knochen hörte.
    Das war nicht der Fall. Ich merkte sogar, dass der Sessel leicht nachgab. Dann rutschte ich behutsam zurück, bis ich gegen die Lehne stieß.
    Es war okay.
    Das Kreuz hing vor meiner Brust, und ich hatte den Eindruck, dass es sich erwärmte. Ich schaute nach vorn und sah Suko vor mir stehen, der beide Daumen drückte.
    »Bis später, Alter…«
    »Okay, halt dich tapfer.«
    »Dito.«
    Nach dieser Antwort schloss ich die Augen. Ich wollte mich ganz und gar den Kräften des Knochensessels überlassen, und
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