999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)
Schlachtenschwert, das die Beweglichkeit des Mannes trotz seiner schieren Größe und des Gewichts nicht im Geringsten einzuschränken schien. Giovanni tat so, als würde er ihn nicht kennen.
»Guten Tag, Abt«, sagte der Mann lächelnd. Sein Umhang war dunkelrot und wurde von einer großen eisernen Schnalle gehalten.
»Kennen wir uns?«, fragte dieser verunsichert.
»Ihr kennt mich nicht, Abt. Aber ich kenne Euch: Ihr seid Guidobaldo Cavalli, Spion und Meuchelmörder des Pontifex.«
Der Abt warf das Büchlein, das er in der Hand gehalten hatte, sofort weg und zog aus seinem Ärmel ein kleines Stilett hervor. Weiter kam er jedoch nicht, denn der Fremde warf sich auf ihn und rammte ihm einen langen Dolch in den Bauch. Um ihn am Schreien zu hindern, hielt er dem Abt mit der anderen Hand den Mund zu.
Wenige Augenblicke später sackte der Kirchenmann in sich zusammen und hörte auf zu atmen. Giovannis Retter legte ihn so ab, dass es aussah, als ob der Tote schlief.
Regungslos hatte Giovanni alles beobachtet.
»Dies ist das dritte Mal, dass ich auf Euch treffe, und das zweite Mal, glaube ich, dass Ihr mir das Leben rettet«, sagte er endlich mit stockender Stimme. »Nun, wer seid Ihr und wie ist Euer Name?«
»Ich habe viele, aber Euch nenne ich meinen wahren Namen: Ferruccio, zu Euren Diensten, Graf von Mirandola. Erlaubt mir zu erwähnen, dass wir in einer weitaus angenehmeren Lage wären, wenn Ihr beim ersten Mal auf mich gehört hättet.«
Seine Worte klangen leicht vorwurfsvoll, und Giovanni fühlte sich ein wenig schuldig. Er dachte an den Mann, der gerade vor seinen Augen gestorben war.
»Wer war dieser falsche Mönch?«
»Er war in der Tat ein Mann Gottes. Allerdings verwechselte er allzu oft die Liebe mit dem Zorn Gottes. Und er gebrauchte das Schwert des Herrn öfter als Seine Worte .«
Giovanni schüttelte schuldbewusst den Kopf, und ein diffuses Gefühl der Entmutigung erfasste ihn. In seinen Ohren klang noch der ironische Unterton nach, mit dem dieser Ferruccio den Abt »einen Mann Gottes« genannt hatte.
»Darf ich Euch fragen, wer Euch schickt? Wem verdanke ich diesen Schutz?«
»Das könnt Ihr Euch doch denken, Graf, oder nicht? Mit Eurer Scharfsinnigkeit werdet Ihr es schnell erraten … Aber ich möchte Euch bitten, ab jetzt besser auf mich zu hören; immerhin habe ich Euch mehr als einmal bewiesen, dass Ihr mir vertrauen könnt.«
»Ich vertraue Euch, Ferruccio. Außerdem will es scheinen, dass ich gar keine andere Wahl habe. Nein, es geht nicht um Euch, sondern es gibt noch viele Dinge, die mir nicht klar sind. Warum hat mich der Abt nicht schon vorher verhaften lassen, als wir in der Nähe Roms waren?«
»Soweit ich weiß, hat Fränzchen seine Männer aus Rom losgeschickt, um Euch zu suchen, und in allen Kutschen, die die Stadt verließen, Spione platziert. Abt Cavalli war nur einer von vielen. Offensichtlich war er sich bei Euch nicht ganz sicher; möglicherweise ist er sogar gestorben, ohne Gewissheit erlangt zu haben. Ich muss Euch schon sagen, dass Eure Verkleidung perfekt ist.«
»Und Ihr? Wie habt Ihr mich gefunden?«
Ein kleines Zucken um seine Mundwinkel verriet, dass Ferruccio auch lächeln konnte, und dies tat er nun ganz offen. »Auch ich habe meine Spione«, sagte er, »und als mir der Verkauf gewisser prachtvoller Gewänder zu Ohren kam, dachte ich an einen Mann in Schwierigkeiten, bei dem es sich um Euch handeln musste. Aber um die Wahrheit zu sagen, bin ich einer gewissen Leonora zu Dank verpflichtet, die mir – Eurem Glück sei Dank, Graf – genügend vertraute, um mir von Euch zu sprechen.«
Giovanni wurde ernst. »Ich hoffe, Ihr habt dieser Frau nichts angetan«, sagte er leise.
»Nein, da ich wusste, welcher Beschäftigung sie normalerweise nachgeht, habe ich erwartet, dass sie Geld annehmen würde für Eure Unterstützung. Aber sie hat es abgelehnt, etwas von mir zu nehmen. Stattdessen hat sie mir alles erzählt, was sie wusste. Sie ist wirklich eine eigenartige und auf ihre Art außergewöhnliche Frau. Sie hat das Geld erst angenommen, als ich ihr sagte, dass es von Euch käme. Ihr habt ihr Herz erobert.«
Sein breites Lächeln war offen und ehrlich, und Giovanni erwiderte es gerne.
»Als ich Euch fand«, fuhr er fort, »verfolgte ich Euch aus der Ferne. Und als ich merkte, dass Ihr in Gefahr wart, bin ich zu Euch auf die Kutsche gestiegen.«
»Das war, als der Abt mit dem Kommandanten der Wachen sprach, nicht wahr?«
»Ja, Graf, und ich verstand, dass
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