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Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod

Titel: Adam Dalgliesh 14: Ein makelloser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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sich auf zwei ungestörte Stunden freuen. Um kurz vor sieben war
er bei seiner Patientin gewesen, und um zehn würde er noch einmal nach
ihr sehen. Marcus war gleich nach der Operation nach London gefahren,
um dort die Nacht zu verbringen, aber Chandler-Powell wusste Miss
Gradwyn in Flavias erfahrenen Händen, war selber in Rufweite und durfte
sich seinen privaten Vergnügungen zuwenden. Nicht zuletzt war das eine
Karaffe Château Pavie auf dem kleinen Tisch vor dem Kamin. Er erweckte
die Scheite mit dem Schürhaken zu mehr Leben, sorgte dafür, dass sie
ordentlich aufgereiht lagen, und ließ sich in seinem Lieblingssessel
nieder. Dean hatte den Wein in die Karaffe gefüllt, in einer halben
Stunde würde er auf Trinktemperatur sein.
    Ein paar der besten Gemälde, zusammen mit dem Manor erstanden,
hingen im großen Saal und in der Bibliothek, aber seine Lieblingsbilder
hatte er hier. Zu ihnen gehörten sechs Aquarelle, die ihm eine dankbare
Patientin hinterlassen hatte. Die Erbschaft war völlig unerwartet
gekommen, er hatte sich nicht einmal an den Namen der Frau erinnern
können. Alle sechs zeigten englische Szenen, offensichtlich hatte sie
seine Reserviertheit gegenüber ausländischen Ruinen und fremden
Landschaften geteilt, und er war dankbar dafür. Drei Ansichten von
Kathedralen: Albert Goodwins Aquarell von Canterbury, ein Peter de Wint
von Gloucester und Thomas Girtins Lincoln. An der Wand gegenüber hingen
eine Landschaft in Kent von Robert Hill und zwei Seestücke, eines von
Copley Fielding und Turners Studie zu seinem Aquarell von der Ankunft
des englischen Postschiffs in Calais, die ihm das liebste war.
    Einen Augenblick verweilte sein Blick auf dem
Regency-Bücherschrank, in dem die Bücher standen, die wieder zu lesen
er sich hundertmal vorgenommen hatte, viele von ihnen Kindheitslektüre,
aber jetzt war er, wie so oft am Ende eines Arbeitstages, zu müde für
die symbiotische innere Befriedigung durch das Lesen und entschied sich
für die Musik. Ein besonderes Vergnügen wartete auf ihn, eine
Neuaufnahme von Händels Semele , dirigiert
von Christian Curnyn, mit seinem Lieblingsmezzosopran Hilary Summers,
herrlich sinnenfrohe Musik, fröhlich und losgelassen wie Komische Oper.
Er legte die erste CD in das Gerät, als es an der Tür klopfte. Seine
Verärgerung grenzte an Wut. Nur selten störte man ihn in seinem
Privatbereich, und noch seltener klopfte jemand. Bevor er etwas sagen
konnte, kam Flavia zur Tür herein, schlug sie fest hinter sich zu und
lehnte sich dagegen. Bis auf die Haube trug sie noch Tracht.
Unwillkürlich fragte er: »Miss Gradwyn? Ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich ist alles in Ordnung. Sonst wäre ich nicht hier.
Sie hat um Viertel nach sechs Hunger bekommen und ein Abendessen
bestellt – Consommé, Rühreier und geräucherten Lachs, als
Nachspeise eine Zitronencreme, falls es dich interessiert. Sie hat das
meiste davon gegessen, und offensichtlich mit Appetit. Schwester Frazer
sieht nach ihr, bis ich zurück bin, dann hat sie Feierabend und wir
fahren zurück nach Wareham. Ich wollte jetzt nicht über Miss Gradwyn
mit dir sprechen.«
    Schwester Frazer gehörte zu seinem Teilzeitpersonal. »Wenn es
nichts Dringendes ist, hat es dann nicht bis morgen Zeit?«, fragte er.
    »Nein, George, das hat es nicht. Nicht bis morgen, nicht bis
übermorgen und bis überübermorgen schon gar nicht. Nicht bis zu einem
Sankt-Nimmerleins-Tag, an dem du mir mal dein Ohr zu leihen geruhst.«
    »Nimmt es viel Zeit in Anspruch?«, fragte er.
    »Mehr als du üblicherweise für mich erübrigst.«
    Er konnte sich denken, was jetzt kam. Gut, es musste früher
oder später geklärt werden, wie es mit der Beziehung weitergehen
sollte, warum nicht jetzt gleich, wo der Abend schon im Eimer war. Ihre
Unmutsäußerungen häuften sich in letzter Zeit, aber hier im Manor hatte
sie ihn bis jetzt damit verschont.
    »Ich hole meine Jacke«, sagte er. »Machen wir einen
Spaziergang unter den Linden.«
    »Im Dunkeln? Außerdem kommt ein Sturm auf. Können wir nicht
hier reden?«
    Aber er war schon seine Jacke holen gegangen. Er kehrte
zurück, zog sie über und klopfte die Seitentaschen nach den Schlüsseln
ab. »Wir reden draußen«, sagte er. »Ich rechne mit einem ungemütlichen
Gespräch, und ungemütliche Gespräche führe ich lieber außerhalb dieses
Raums. Du solltest dir einen Mantel holen. Wir treffen uns an der Tür.«
    Er musste ihr nicht erklären, an welcher Tür. Nur die im
Erdgeschoss des Westflügels

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