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Anne Gracie

Anne Gracie

Titel: Anne Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zarte Küsse der Sehnsucht
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...“
    Feuch­te
Haar­sträh­nen kleb­ten an ih­ren Wan­gen und an ih­rer Stirn, er strich sie zu­rück
und küss­te die Stel­len, wo sie ge­le­gen hat­ten, Wan­gen, die Schlä­fen und die
Li­der.
    Nell sah
ihn mit trä­nen­feuch­ten Au­gen an, und er küss­te ih­re Au­gen­win­kel und dann die
emp­find­sa­me Stel­le hin­ter ih­rem Ohr. Sie ku­schel­te sich an ihn wie ei­ne Kat­ze.
Sein Ver­lan­gen reg­te sich er­neut, wäh­rend er sie wei­ter küss­te, strei­chel­te und
trös­te­te.
    Die­ses Mal,
so nahm er sich fest vor, wür­de es al­lein dar­um ge­hen, ihr Lust zu be­rei­ten. Er
wür­de nicht mit ihr „ver­keh­ren“, wie sie es nann­te, son­dern sie lie­ben.
    Schon
wie­der die­ses Wort. Lie­be.
    Er schloss
die Au­gen und fuhr fort, Nell zu küs­sen.
    „Nein“,
sag­te sie plötz­lich und stieß ihn fort.
    Er
er­starr­te. Was hat­te er falsch ge­macht?
    „Hast du
eben nicht die Uhr schla­gen hö­ren?“ Sie setz­te sich auf. „Es ist Vier­tel
vor acht. Ra­fe und Lu­ke wer­den je­den Au­gen­blick hier sein. Wir müs­sen uns
an­zie­hen, da­mit wir gleich los­fah­ren kön­nen.“ Sie ent­wand sich sei­nen
Ar­men und stand auf.
    Har­ry
wi­ckel­te seuf­zend die Bett­de­cke um sich.
    Ein wei­te­rer er­folg­lo­ser Tag des
Su­chens. Es war kalt ge­wor­den, und Nell hüll­te sich in ei­ne Pelz­de­cke. We­gen
des Re­gens am Mor­gen hat­te Har­ry ei­ne ge­schlos­se­ne Kut­sche mit ei­nem Kut­scher
be­stellt. Die­se bot ih­nen nicht nur Un­ge­stört­heit, son­dern auch Schutz vor dem
Wet­ter. Nell saß mit hoch­ge­zo­ge­nen Bei­nen ne­ben Har­ry, ku­schel­te sich in sei­nen
Arm und bet­te­te die Wan­ge an sei­ne Schul­ter.
    So
an­ge­spannt der Lie­bes­akt am Mor­gen auch ge­we­sen sein moch­te, so hat­te er doch
be­wirkt, dass sie un­be­fan­ge­ner kör­per­li­che Nä­he zu­las­sen konn­te. Dar­über war
Har­ry froh.
    Wäh­rend der
letz­ten hal­b­en Stun­de hat­te Nell fast durch­weg ge­schwie­gen.
    Sie konn­ten
nicht viel se­hen, durch den Nie­sel­re­gen be­schlu­gen die
Fens­ter, doch das gleich­mä­ßi­ge­re Rol­len der Kut­sche ver­riet ih­nen, dass sie
wie­der auf der Haupt­stra­ße fuh­ren und sich Lon­don nä­her­ten. Die La­ter­nen der
Kut­sche wa­ren kurz zu­vor an­ge­zün­det wor­den. Sie schwan­gen im Rhyth­mus der
Pfer­de­hu­fe und ver­brei­te­ten ein ver­schwom­me­nes gel­bes Licht.
    „Pa­pa
brach­te ihn nach Fir­min Court“, sag­te Nell un­ver­mit­telt, als setz­te sie
ei­ne Un­ter­hal­tung fort. „Er hat­te ir­gend­wann mit ihm Kar­ten ge­spielt und lud
ihn zu uns nach Hau­se ein. Mei­net­we­gen, ver­mu­te ich. Pa­pa woll­te, dass ich
hei­ra­te, und Fir­min Court war ei­ne ver­lo­cken­de Mit­gift.“
    Nell ist
auch oh­ne Mit­gift mehr als ver­lo­ckend, dach­te Har­ry, aber er un­ter­brach sie
nicht. Er hat­te so­fort ge­wusst, von wem sie sprach. Was er nicht wuss­te, war,
warum sie ge­ra­de jetzt auf ihn zu spre­chen kam – viel­leicht lag es an der
In­ti­mi­tät der ge­schlos­se­nen Kut­sche, dem gleich­mä­ßig strö­men­den Re­gen und dem
ein­lul­len­den Klap­pern der Pfer­de­hu­fe auf dem Pflas­ter.
    „Ich moch­te
ihn auf An­hieb nicht“, fuhr sie fort. „Kennst du das, dass man manch­mal
je­man­den ken­nen­lernt, ge­gen den man auf der Stel­le ei­ne völ­lig un­er­klär­li­che,
tie­fe Ab­nei­gung hegt?“
    „Ja.“
    „Da­bei
wuss­te ich nicht ein­mal, was für ein Mann er war, ich moch­te ihn nur ein­fach
nicht. Er sah wohl ganz gut aus, aber sei­ne Au­gen stan­den zu na­he bei­ein­an­der
und er hat­te einen häss­li­chen Zug um den Mund. Er lä­chel­te mich un­ent­wegt an
und mach­te mir stän­dig Kom­pli­men­te, doch da­bei sah er mich nie rich­tig an. Die
gan­ze Zeit sah er sich nur im Haus um und ver­such­te, sei­nen Wert
ein­zu­schät­zen.“ Sie schwieg einen kur­z­en Mo­ment. „Ich merk­te ihm an, dass
er ent­täuscht war. Pa­pa stell­te im­mer al­les im best­mög­li­chen Licht dar. Ich war
ei­ne Schön­heit und Fir­min Court ein Be­sitz vol­ler un­be­zahl­ba­rer Schät­ze.“
    „Du bist
ei­ne Schön­heit“, sag­te Har­ry, „und der Be­sitz wird wie­der flo­rie­ren, du
wirst schon se­hen.“
    Nell
lä­chel­te. „Sir

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