Challenges (Beachrats: Teil 9) (German Edition)
Jungs?«
»Ja«, flüsterte er.
»Onanierst du und denkst dabei an Jungs?«, fragte ich.
»Nicht so laut«, flüsterte er noch einmal. »Und ja, das mache ich.«
»Denkst du, dass du vielleicht schwul sein könntest?«, fragte ich vorsichtig.
Johns Augen füllten sich mit Tränen und einen Moment später liefen sie ihm die Wangen hinunter.
»Ja«, flüsterte er. »Und es macht mir Angst. Ich soll ein guter Junge sein und alles, woran ich denken kann, sind nackte Kerle und Typen, die miteinander Sex haben. Wir haben zuhause auf unserem Computer ein Programm, das bestimmte Seiten sperren soll, aber ich habe herausgefunden, wie man das Programm austricksen kann. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir online schwule Pornos anzusehen und ich schäme mich so dafür. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre tot.«
»Wo wohnst du?«, fragte ich.
»Etwa eine Meile von hier. Warum?«
»Ich bringe dich nach Hause und unterwegs können wir ungestört reden.«
»Okay«, stimmte er zu. »Denny, bitte erzähle niemandem, was ich dir gerade erzählt habe. Er würde mich umbringen, wenn er davon erfährt.«
»Ich werde es niemandem sagen, aber wer würde dich umbringen? Dein Vater?«
»Ja. Ich meine, er würde mich nicht buchstäblich umbringen, aber ich kann mir die Schwierigkeiten nicht einmal vorstellen, in denen ich dann stecken würde.«
»Ich sage es niemandem«, versicherte ich ihm noch einmal. »Komm, lass uns gehen.«
Nachdem wir das Gebäude verlassen hatten, rief ich David an. Er sollte mich um 16:30 Uhr abholen und ich wollte nicht, dass er extra zur Schule fuhr, ohne mich dort anzutreffen.
Um zu Johns Haus zu gelangen, mussten wir an einem Burger King vorbeigehen.
»Hast du Lust auf einen Snack?«, fragte ich ihn, als wir davorstanden.
»Ja, aber ich habe nicht genug Geld. Und ich schätze, sie nehmen keine Kreditkarte.«
»Ich habe Geld.«
Wir gingen hinein und bestellten uns etwas zu essen. Mir fiel auf, dass das Restaurant größtenteils leer war. Wir setzten uns in einer ruhigen Ecke an einen Tisch. Ich hatte zwar reichlich zu Mittag gegessen, aber um diese Zeit hatte ich immer ein bisschen Hunger. John schien es genauso zu gehen.
»Denny, was soll ich nur tun, wenn ich schwul bin?«, fragte John ernst. »Ich kann einfach nicht schwul sein. Warum sollte Gott mir das antun?«
»Doch, du kannst«, sagte ich. »Ich meine, ich sage nicht, dass du es bist, aber falls es so ist, kannst du auch als schwuler Junge glücklich sein. Ich meine, ich bin es jedenfalls und in unserem Haus herrscht eine ziemlich glückliche Atmosphäre. Ich denke, du solltest vielleicht ein bisschen Zeit mit uns verbringen, damit du es selbst sehen kannst.«
»Was ist mit Sex?«, flüsterte er.
Er sah sich einen Moment lang um, entspannte sich aber ein bisschen, als er bemerkte, dass niemand in unserer Nähe war. Er hielt seine Stimme aber weiterhin gesenkt.
»Was soll damit sein?«, fragte ich.
»Hattest du schon mal Sex?«, fragte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
Ich nickte.
»Analsex?«, fragte er noch einmal genauso leise.
»Nein, das nicht«, flüsterte ich zurück.
»Würdest du das jemals machen?«
»Wahrscheinlich schon. Ich weiß, dass ein paar meiner Brüder es tun und ich schätze, sie würden es nicht machen, wenn es sich nicht gut anfühlen würde.«
»Ich möchte dich gerne etwas sehr Persönliches fragen und ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
Oh, zur Abwechslung mal etwas Persönliches , dachte ich, fühlte mich aber gleich schlecht, weil ich es dachte.
Das war vermutlich seine erste Chance, mit einem schwulen Kerl über so etwas zu reden.
»Was ist es?«, fragte ich.
»Hast du im Augenblick eine Erektion?«
»Ja«, gab ich zu. »Und ich hatte auch eine in der Bibliothek. Du?«
»Ja. Und ich hatte eine, seitdem wir angefangen haben, uns zu unterhalten.«
»Das habe ich bemerkt.«
»Wirklich?«, fragte er entsetzt.
»Ja, klar. Ich bin schwul, John. Ich achte auf so etwas. Ich schätze, selbst Heteros achten manchmal auf so etwas. Und ich bin mir sicher, dass auch Mädchen es tun.«
»Denny, ich war nicht ganz ehrlich zu dir«, sagte er. »Ich glaube nicht nur, dass ich schwul sein könnte. Ich weiß, dass ich es bin.«
Ich grinste ihn an.
»Was?«, fragte er.
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. »Du hast dich gerade bei mir geoutet.«
Er schmunzelte.
»Ich schätze, jetzt kann ich meine eigene Coming-Out-Story schreiben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele davon
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