Confusion
Boote gekommen, um unser Ruder abzumontieren und mit an Land zu nehmen – und bewaffnete Samurai würden jede Ritze des Schiffs nach Jesuiten absuchen, die als blinde Passagiere an Bord sind.«
»Wenn das Nagasaki wäre, könnten wir nicht einmal in den Hafen ein- oder wieder auslaufen, ohne dass ein japanischer Lotse uns über die Felsen geleitete, und selbst dann müssten wir mehrmals Anker werfen und auf die Flut warten – wir wären also hilflos«, sagte Jack. »Hier dagegen können wir uns jederzeit auf den Weg machen, vorausgesetzt wir sind bereit, die Ankertrossen zu kappen.«
»Sobald die Nacht anbricht, werden wir Enterern völlig schutzlos ausgesetzt sein«, gab Dappa zurück.
»Nun sind wir ausnahmsweise mal in hohen Breiten – wir nähern uns der Mitte des Jahres (obwohl man das von der Temperatur her nicht vermuten würde) – und die Tage sind lang«, sagte Jack und begab sich an eine andere Stelle, von der aus er einen freien Blick auf den Sonnenaufgang über den Bergen Japans hatte. Das Hafenwasser reflektierte das Licht, sodass es wie ein gehämmertes Kupferblech aussah. Auf ihm sah man deutlich die Umrisse eines Langboots, das auf sie zuhielt. »Verflucht, diese Japaner sind pünktlich – nicht wie in Manila.«
»Chinesische Schmuggler akzeptieren sie noch widerwillig. Sie mögen es aber nicht, wenn christliche Schiffe hier Anker werfen. Sie wollen uns wieder loswerden.«
Van Hoek kam vorbei und sagte: »Ich habe Pater Gabriel in seiner letzten Nachricht schreiben lassen, dass die Metallübergabe so lange dauern wird, bis die Sonne vier Finger breit über dem westlichen Horizont steht – nicht eine Sekunde länger.«
Alle Männer auf dem Schiff, die nicht an einer Kanone standen, strebten an die Reling, um das japanische Boot zu sehen. Als es näher kam und die Sonne über den gezackten Horizont stieg, erblickten sie
an den Rudern ungefähr ein Dutzend trist gekleidete einfache Bürger und in der Mitte des Bootes drei Männer, die dieselbe Frisur hatten wie Gabriel Goto, jeweils mit einem Paar Schwerter bewaffnet waren und Kimonos trugen. Um sie herum drängten sich ein halbes Dutzend Bogenschützen mit sonderbaren Helmen und Rüstungen aus Metallstreifen. Das Boot bewegte sich nahezu direkt gegen den Wind, sodass niemand sich die Mühe gemacht hatte, sein einziges Segel zu setzen, aber an seinem Mast flatterte ein blauseidenes breites Banner mit weißen Insignien, einer mehr oder minder runden Form, die wie die Kunst der Mohammedaner nicht irgendetwas Bestimmtes naturgetreu darstellte, sondern vielleicht von jemandem zusammengestoppelt worden war, der irgendwann einmal eine Blume gesehen hatte.
Während der Tag langsam anfing, kam vom Japanischen Meer her ein frischer Wind auf, und man brauchte keinen Globus zu konsultieren, um zu erraten, dass diese kühle Brise ihren Ursprung über Sibirien genommen hatte. Es war das erste Mal, dass Jack fror, seit er Amsterdam verlassen hatte – diese Erinnerung ließ ihn geistesabwesend über die alte Harpunennarbe an seinem Arm streichen, der jetzt von einer Gänsehaut überzogen war. Die Mannschaft aus Filipinos, Malabaren und Malaien kannte so etwas überhaupt nicht und erging sich in erstauntem Gemurmel. »Erklärt ihnen in aller Deutlichkeit, dass das hier nur ein Vorgeschmack von dem ist, was uns erwartet, wenn wir den Pazifik überqueren oder Kap Hoorn umfahren«, sagte van Hoek zu Dappa. »Wenn einer von ihnen abheuern möchte, hat er in Manila die letzte Möglichkeit dazu.«
»Darüber denke ich selbst nach«, sagte Dappa und rieb und klopfte sich die Arme. Er schielte einen Moment lang, während er beunruhigt auf den Dampf schaute, der aus seinem Mund stieg. »Ich könnte Wirt in dem neuen ›Bombe & Enterhaken‹ werden... und würde nie mehr frieren, außer wenn ich mir vom Eliza Peak Schnee runterbringen ließe und eine Handvoll davon in einen Rum-Drink schaufelte. Brr! Wie halten die das bloß aus?« Er wies mit dem Kopf über fünfzig Yard bewegtes Wasser hinweg auf das japanische Boot. Die Samurais knieten gleichmütig da, dem Wind zugewandt, der ihre Gewänder aufblähte und wieder zusammenfallen ließ.
»Später werden sie sich in Fässer mit siedendem Wasser setzen«, sagte Enoch wissend.
»Als ich Goto-sans Aufmachung sah«, sagte Jack, »dachte ich, das sei ein Sammelsurium von Stofffetzen aus papistischen Kirchen und
Freudenhäusern, so bunt ist sie. Verglichen mit dem, was diese Sauertöpfe in dem Boot tragen, kommt mir
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