Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
Vom Netzwerk:
einige dieser Aktivitäten damals eine wichtigere Rolle als
heute, zum Beispiel Heilungsrituale oder jene Zeremonien, die mit dem Naturzyklus
zusammenhängen. Die beste Erörterung dessen, was hinter diesen Ritualen
gesteckt haben könnte, habe ich in Aubrey Burls Werk Prehistoric
Avebury gefunden; dieses Monument wurde auch zu dem Zweck erbaut,
alle religiösen Bedürfnisse einer Gemeinde zu decken. Stonehenge erfüllte die
gleiche Funktion, aber im Gegensatz zu Avebury hebt es auch den Sonnenuntergang
am Tag der Wintersonnenwende hervor, und das lässt vermuten, dass der Tempel
gleichfalls mit dem Tod zu tun hatte: mit dem Tod des alten Jahres sowie den
Hoffnungen auf eine Wiederauferstehung im neuen Jahr.
    Die henges scheinen
eng mit Tod und Sterben verknüpft gewesen zu sein. In unmittelbarer Nähe des
Zentrums von Woodhenge lag ein Kind begraben, sein Schädel von einer Axt
gespalten. Es gibt Begräbnisstätten sowohl in Avebury (einschließlich des
Grabes der kleinwüchsigen verkrüppelten Frau im Tempelgraben) als auch in
Stonehenge. Die Existenz dieser Gräber, ganz zu schweigen von den klar
erkennbaren Ausrichtungen der Tempel nach den Himmelskörpern, sprechen
eindeutig gegen die Modetheorie, dass die Erdgöttin die Hauptgottheit war und
dass sie über eine friedliebende, matriarchalische Gesellschaft herrschte,
unbefleckt von gewalttätigen männlichen Göttern. Im Zusammenhang mit den
Monumenten finden sich zu viele Beweise für Gewalttätigkeit und Tod, als dass
diese erfreuliche Theorie wahr sein könnte. Dennoch sind die Monumente keine
Friedhöfe - obwohl es tatsächlich den Anschein hat, dass Stonehenge während
eines Teils seiner Geschichte als Verwahrungsort für die Asche von
Totenverbrennungen genutzt wurde; aber die Beerdigungen, die innerhalb der henges stattfanden,
könnten auch Ritualhandlungen gewesen sein: vielleicht Menschenopfer
anlässlich der Errichtung des Tempels oder andere Todesfälle (wie der des
Bogenschützen bei Stonehenge), die zufällig mit irgendeiner Krise in der
Geschichte des Tempels zusammenfielen. Man fand einen Hinweis darauf, dass die
Toten innerhalb der Monumente aufgebahrt wurden, um dort zu verwesen, und dass
die Gebeine anschließend aufgesammelt und anderswo begraben wurden. Im
mittelalterlichen Europa herrschte der Glaube, je näher man an den Reliquien
eines Heiligen bestattet würde — die gewöhnlich im Altar einer Kirche aufbewahrt
wurden —, desto schneller würde man am Tag des Jüngsten Gerichts in den Himmel
kommen (diese Theorie beruhte auf dem Glauben, das man von dem Sog des gen
Himmel fahrenden Heiligen erfasst und so mit emporgetragen würde); etwas
Ähnliches könnte auch auf die großen henges zugetroffen
haben, die — wie in Stonehenge — inmitten großer Gruppen von Grabhügeln stehen.
Diese Übereinstimmung von Tempeln und Gräbern bestätigt die Theorie, dass die
kreisförmigen henges als eine Verbindung zwischen dem
Diesseits und der jenseitigen Welt galten, wohin die Toten gingen — einer
Welt, die sich die Menschen der damaligen Zeit mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit als im Himmel liegend vorstellten; denn schon lange bevor es
irgendwelche henges gab, wurden Gräber bereits nach
der Sonne, dem Mond oder nach bedeutenden Sternen ausgerichtet. Das beste
Beispiel dafür ist das prachtvolle neusteinzeitliche Hügelgrab bei Newgrange
in Irland, wo ein Gang durch den Hügel gegraben wurde, um die Strahlen der aufgehenden
Mittwintersonne in die Grabkammer eindringen zu lassen. Dieses imposante Monument,
das hervorragend restauriert worden ist, wurde mindestens zweihundert Jahre
früher als die ersten simplen Ringwälle und Gräben bei Stonehenge erbaut, was
darauf schließen lässt, dass die Beziehung zwischen den Toten und dem Himmel im
vierten Jahrtausend v. Chr. bereits sehr gefestigt war.
    Dennoch reicht die Geschichte von Stonehenge bis ins achte
Jahrtausend v. Chr. zurück. Damals gab es noch keine Kreise und auch keine
Steine, sondern nur eine Reihe riesiger Pfähle aus Kiefernholz, vielleicht
ähnlich wie Totempfähle, die in einer Waldlichtung aufgestellt waren. (Die
Standorte von drei der vier Pfeiler sind heute durch aufgemalte weiße Kreise
auf dem Parkplatz gekennzeichnet, aber in Zukunft - wenn wir es jemals
schaffen, Stonehenge so zu präsentieren, wie es ihm gebührt - wird man
vielleicht auf etwas angemessenere Weise an die Tempelpfeiler erinnern.) Wir
wissen fast nichts über diese Pfeiler, außer dass sie zu

Weitere Kostenlose Bücher