Das Geheimnis des Felskojoten (German Edition)
es, wenn es stark regnet. Dann verwandelt sich die Senke in ein erbarmungsloses Schlammbad. Wenn man Pech hat und den Wagen nicht in weiser Voraussicht oben an der Straße geparkt hat, kann man so lange zu Fuß in den Ort laufen, bis der Regen wieder aufhört.«
»Gibt es keinen anderen Weg hier heraus?«
Shane schüttelte den Kopf.
»Keinen. Und so mag Mom es: Jeder, der kommt, muss hier vorbei und kann vom Haus aus gesehen werden. So kann sich niemand anschleichen.«
»Anschleichen?«
Shane zuckte mit den Schultern. »Alte Überlebenstaktik.«
Jetzt sah Serena das Haus. Es war weizengelb angestrichen und nicht sehr groß. Die Fenster im Obergeschoss standen offen, und helle Gardinen wehten im Abendwind. Eine breite überdachte Veranda zog sich ganz um das Haus herum. Was für eine Wohltat diese Veranda an einem heißen Sommertag sein musste! Davor wuchsen bunte Blumen, und weiße Gartenmöbel standen auf der kleinen Rasenfläche neben dem Haus.
Der Wagen dröhnte ein letztes Mal auf und blieb dann regungslos stehen.
»Keine Minute zu früh«, sagte Shane unbekümmert und stieg aus.
Serena folgte ihm zum Haus.
Shane öffnete die Tür und rief: »Hallo, ist jemand zu Hause?«
»Kommt herein, Kinder«, antwortete eine Frauenstimme. »Ich bin in der Küche.«
»Verdammt, Miller«, fuhr Newman ihn an, »jetzt haben wir schon ein Navigationssystem im Wagen, und du verfährst dich trotzdem noch! Dies kann unmöglich die Adresse von Storm Hawks Mutter sein. Laut meinem Informanten lebt sie in Gleichen und nicht auf dem Reservat. Und wo sind wir?«
»Auf dem Reservat, Boss«, murmelte Miller und hielt den Wagen an.
»Genau«, sagte Newman wütend, »und ich frage mich warum. Warum sind wir hier, wenn wir dort sein sollten?« Er riss Sorrento den Laptop aus der Hand und deutete aufgeregt auf den Bildschirm, wo ein blinkender roter Punkt Serena Eckehards und Shane Storm Hawks augenblicklichen Standpunkt angab. »Hier draußen gibt es bloß eine Handvoll Straßen. So schwer kann es doch nicht sein!«
Miller sah sich nervös um. Er wusste selbst nicht, wie er es geschafft hatte, die richtige Abzweigung zu verpassen. Auf jeden Fall befanden sie sich nun mitten auf dem Siksika-Blackfoot-Reservat. Die Sonne ging bereits unter, und die weite Prärie erstreckte sich in alle Richtungen, so weit das Auge blicken konnte. Lediglich ein paar vereinzelte Häuser waren zu sehen.
»Gut, dass wir noch niemandem aufgefallen sind«, meinte Sorrento. »Sonst könnte unsere Tarnung schnell auffliegen.«
Newman verdrehte die Augen. Ein nagelneuer schwarzer Hummer auf einem Reservat, und Sorrento dachte, sie fielen nicht auf.
Er blickte aus dem Fenster und fuhr gleich darauf zusammen. Ein kleiner Indianerjunge hatte sein Gesicht an das Fenster der Beifahrertür gedrückt und spähte neugierig in den Wagen.
»Hey, du, verschwinde«, rief Newman verärgert durch das geschlossene Fenster. Aber der Junge grinste nur.
»Boss, ich glaube, man hat uns umzingelt«, stellte Sorrento fest. Schnell strich er sich das glänzende schwarze Haar glatt und setzte seine Sonnenbrille auf.
Newman sah sich erstaunt um. Sorrento hatte recht. Eine ganze Horde von Indianerkindern hing an ihrem Wagen, und ein halbes Dutzend verwahrloster, laut bellender Hunde kam zu ihrer Unterstützung.
Die Kinder begutachteten den auffälligen Hummer mit strahlenden Augen und kommentierten ihren Fund lautstark. So etwas sah man nicht alle Tage. Vielleicht konnte man sogar einen Blick in den Wagen erhaschen, wenn man die Wagentür vorsichtig einen Spaltbreit öffnete.
»Boss, sie versuchen, in den Wagen zu kommen!«, rief Miller erschrocken und hängte sich mit aller Kraft an den Türgriff.
»Dafür haben wir Zentralverriegelung«, erklärte Newman betont gelassen und betätigte den dafür zuständigen Knopf an der Beifahrertür. »Und nun würde ich vorschlagen, dass wir weiterfahren, bevor der ganze Stamm sich um unser Auto versammelt.«
»Verstanden, Boss«, antwortete Miller.
»Verschwindet hier«, rief Newman den Kindern zu und machte abwehrende Handbewegungen.
»Los, runter, oder wir fahren euch über den Haufen«, rief Sorrento hinaus. Er hatte sein Fenster mutig einen Spalt weit geöffnet.
Die Kinder blieben ungerührt am Wagen hängen. Erst als Miller langsam anfuhr, sprangen sie endlich ab.
Miller wendete das Auto und fuhr in Richtung Gleichen davon.
Sorrento drehte sich noch einmal um. Die Horde von lautstark schreienden Kindern und wild
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