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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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den Balkon und atmete, die Hände auf die Brüstung gestützt, tief die frische Nachtluft ein. Die weiten Beine ihrer dunkelblauen Pluderhose flatterten, so stark zitterte sie an ihrem zierlichen Leib von den Nachwirkungen ihrer abgrundtiefen Furcht.
    Sebastian saß nackt auf der Bettkante und blickte sie eine zeitlang nur schweigend an. Sein Arm brannte an den Stellen, an denen sich ihre Nägel in seine Haut gekrallt hatten, und seine Beine würden sicherlich bald mit Blutergüssen von ihren heftigen Tritten übersät sein. Sie hatte sich gegen ihn gewehrt wie ein wildes Tier, panisch und wie von Sinnen vor Angst. Wie eine Tigerin, die sich mit Klauen und Zähnen aus der Falle eines Jägers befreien will.
    Und nun stand sie in beunruhigendes Schweigen gehüllt auf der anderen Seite des Zimmers. Die rotgoldenen Strahlen der aufgehenden Sonne umrahmten sie wie ein Heiligenschein einen Engel. Nie hatte sie so verletzlich gewirkt oder so unschuldig, und nie zuvor hatte Sebastian eine solch starke Liebe gekannt wie jene, die er für sie verspürte.
    Er stand auf und trat behutsam hinter sie. Sie seufzte erstickt auf, als er die Arme um sie schlang. Ihre Haut fühlte sich kalt an und ihre Kleidung war feucht von den Schrecken der Nacht. Sie zog sich nicht vor ihm zurück, doch es schmerzte ihn, dass sie so reglos in seinen Armen verharrte, als ob sie auf etwas wartete, aber auch so, als wisse sie nicht genau, was sie überhaupt von ihm erwarten konnte.
    Sebastian kannte sich selbst kaum wieder. Wortlos hielt er sie umfangen, lauschte dem flatternden Pochen ihres Herzens, während sein eigenes hart an ihrem Rücken schlug. Eine Träne tropfte auf sein Handgelenk, und er drückte einen Kuss auf ihr Haar.
    »Ich kann dich nicht länger leiden sehen«, flüsterte er. Zwar widerstrebte es ihm zutiefst, sie noch mehr aufzuregen, doch er wollte endlich in Erfahrung bringen, was sie derart quälte. »Wir müssen darüber reden, Zahirah. Über alles, und zwar jetzt gleich. Du musst mir sagen, wer Gillianne ist. Du musst dich mir anvertrauen und mir sagen, warum dieser Name dich derart in Schrecken versetzt.«
    Sie schluckte schwer und Sebastian spürte, wie sie leicht den Kopf unter seinem Kinn schüttelte. »Das kann ich nicht.«
    Er drehte sie zu sich um. Ihre Wangen waren gerötet und tränennass; der Ausdruck in ihren matten silbernen Augen zeugte von unausgesprochenen Qualen. Seine Miene verdüsterte sich, als er ihre Pein gewahrte, als er sich bewusst wurde, dass sie ihren Kummer nicht mit ihm teilen und sich nicht von ihm helfen lassen wollte. »Wenn wir nicht aufrichtig zueinander sein können, Zahirah, dann bleibt uns nichts mehr. Daran solltest du denken.«
    Sie senkte den Kopf, unfähig – oder vielleicht auch nicht bereit –, ihn anzublicken. »Ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste … wenn ich mir sicher wäre, dass es von Bedeutung ist …«
    »Für mich ist es von Bedeutung«, unterbrach er sie. Er wollte nicht zulassen, dass sie ihm auswich. »Für mich ist es von Bedeutung, dass du in manchen Nächten zitternd vor Angst und schweißgebadet aufwachst, geplagt von Gräueln, die so furchtbar sind, dass du es nicht erträgst, darüber zu reden.« Sie schluchzte auf, und er umfasste ihr Kinn, zwang sie, seinem Blick zu begegnen. »Mir bedeutet es etwas, Zahirah. Wir haben eine Vereinbarung. Keine Geheimnisse mehr, erinnerst du dich?«
    Ihre Lippen zuckten. »Du verstehst das nicht. Du kannst gar nicht verstehen, wie es ist …«
    »Dann hilf mir, es zu verstehen, verdammt«, stieß er hervor, unfähig, die Schroffheit in seiner Stimme zu unterdrücken. »Himmel noch mal, Frau, so erklär es mir doch, denn ich will es ja verstehen.«
    »Sebastian …« Sie schüttelte den Kopf und wehrte sich gegen seinen Griff. Verzweiflung schwamm in ihren Augen. »Bitte, Sebastian …«
    Er schloss die Hand fester um sie; wollte Antworten auf seine Fragen, brauchte sie, doch er erkannte, dass er mit Grobheit nichts erreichen würde. Fluchend ließ er sie los. »Du holst dir noch den Tod in diesen feuchten Kleidern. Wechsle sie, damit dir wieder warm wird.«
    Er wartete, dass sie sich auszog, doch sie rührte sich nicht. Sie schlang die Arme fest um sich; eine abwehrende Haltung, die so klar und deutlich war wie ein ausgesprochenes Nein. Sebastians Miene verhärtete sich, wurde argwöhnisch. »Deine Tunika und deinen Schalwar, Mylady. Zieh beides aus.«
    Das Gesicht von Panik und Kummer verzerrt, wich sie vor ihm

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