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Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird

Titel: Daylight oder wie der Tag zur Nacht wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Sophie Hoelzlwimmer
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sich.
    Scheiße! Was war los?
    Auf jeden Fall war es kein normaler Alptraum. Ihre Schläge waren zu hart. Zu regelmäßig und koordiniert. Ihr Augenlider flatterten wie verrückt. Sollte ich Mom holen?
    Beinahe wäre ich nach oben gestürmt, doch da fiel mir ein, dass auch sie nicht wissen würde, was wir dagegen tun sollten. Auch sie würde hilflos zusehen, bis sie aufwachen würde. Ich aber nicht. Ich konnte nicht noch länger meine Schwester so leiden sehen. Sie musste einfach wach werden.
    Ohne Rücksicht auf meine Körpertemperatur, packte ich sie an den Schultern und rüttelte.
    "Lil, wach auf. Verdammt, Kleine wach auf!!!"
    Ich bekam einen heftigen Schlag ins Gesicht. Verdutzt ließ ich los und taumelte ein, zwei Schritte zurück. In dem Schlag hatte viel Kraft gelegen. Na gut, dann musste es ein wenig fester sein.
    Noch einmal sprang ich auf das Bett und griff nach ihren Händen. Es dauerte nicht lange und ich hatte sie. Doch sie wanden und zappelten in meinem Griff.
    "Lil!"
    Sie stöhnte noch einmal und mit einem Mal schlug sie ihre Augenlider zurück. Doch, was ich darunter erblickte, verschlug mir den Atem. Ich bekam Angst. Eine Angst, die tief in meiner Brust gelauert hatte.
    Zwei milchig weiße Kugeln leuchteten mir entgegen. Ihr Mund öffneten sich zu einem stillen Schrei. Eine Flut von Tränen rannten ihr über die Wangen.
    Oh, nein. Lil, Lil, Lil, Lil!
    Ich durfte nicht aufgeben. Es konnte nicht ewig so weiter gehen. Noch einige Male wand sie sich unter mir, doch anschließend war es still. Zu still nach meinem Geschmack.
    Langsam blickte ich ihr ins Gesicht. Ihre Augen hatten sich wieder geschlossen und auch ihre rötliche Farbe war ins käseweiße gerückt.
    Doch plötzlich fiel es mir auf.
    Sie atmete nicht mehr.
    Oh, Gott. Eilig rollte ich von ihr herunter und drehte sie auf den Rücken. Nicht zögern. Ihr Leben hing auf dem Spiel. Meine Handflächen drückten auf ihre Brust.
    Eins, Zwei, Drei, Vier....
    Sie schnappte nach Luft und mir fiel ein Stein vom Herzen. Oh, Gott. Ich nahm sie in die Arme und drückte sie.
    Genau in diesem Augenblick vermisste ich das kühle Nass der Tränen. Meine Schwester zitterte am ganzen Körper. Ihr Gesicht war von mir weggedreht. Sie war schwach.
    "Lil komm, sieh mich an."
    Sanft drückte ich sie von mir fort. Noch immer war ihr Blick in die Ferne gerichtet. Ihre Arme hingen schlaff herunter und die Wangen waren leicht eingefallen. Sie musste sich richtig elend fühlen.
    "Komm, bitte."
    Zitternd drehte sie den Kopf zu mir. Dunkle Ringe waren unter ihren Augen und sie sah nicht gut aus. Ich legte sie wieder ins Kopfkissen zurück und wir blieben ein paar Minuten still beieinander sitzen. Ihre Atmung wurde wieder normal und Farbe kehrte wieder in ihr Gesicht. Nach einer Weile bekam ich sogar ein freches Lächeln von ihr geschenkt.
    "Hab ich dir Angst gemacht?"
    Ich war über diese Frage verwirrt. Natürlich. Sie hätte auch sterben können.
    "Und wie!"
    Mir grauste es, an die letzten 15 Minuten zu denken.
    "San. Auch ich habe Angst. Furchtbare Angst."
    Ich legte ihr die Hand auf die Stirn und diesmal ließ sie es geschehen. Ihre Temperatur war nicht mehr unterkühlt sondern fühlte sich normal an.
    Zum Glück.
    "Das brauchst du nicht. Ich werde dich beschützen."
    "Versprochen?"
    "Versprochen. Ich werde dich nicht im Stich lassen."
    Ihre blauen Augen leuchteten verständnisvoll.
    "Danke."
    Mir wurde gleich leichter ums Herz und ich wurde glücklich zu sehen, dass es Lil besser ging.
    "Sandy. Heute Nacht. Es sollte heute Nacht sein, bestimmt. Es war schrecklich, San. Ich will das nicht."
    Ich wurde blass. Was hatte meine Schwester gesehen? Panik keimte in meinem Magen auf. Natürlich bemerkte Lil sofort meine Unruhe.
    "San, was ist los? Stimmt es, könnte der Alptraum war werden? Sag es mir San, bitte."
    Ich durfte ihr nicht noch mehr Furcht bereiten. Sie hatte heute schon zu viel durchgemacht. Aber ich musste mehr von diesem Traum erfahren. Es könnte wichtig sein. Leicht glitt mir die Lüge zwischen meinen Lippen hervor.
    "Nein Lil, es ist nichts. Aber tut es nicht gut, mit jemanden über diesen Alptraum zu sprechen? Vielleicht könnten wir darüber lachen und ihn somit verscheuchen."
    Sie nickte und stemmte sich wieder hoch. Ein oder zweimal holte sie tief Luft.
    "San, es ist viel zu wenig, an das ich mich erinnern kann. Die meiste Zeit hatte ich nur ein dunkles leuchtendes Schwarz gesehen."
    Einen Moment lang sprach sie nicht weiter und ich wollte sie nicht

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