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Der ferne Spiegel

Der ferne Spiegel

Titel: Der ferne Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Tuchman
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niedergeschlagen hatte, gerechterweise an den Klippen vor Irlands Küste. Fünfundzwanzig Schiffe mit ihrer gesamten Ausrüstung gingen verloren, nur sieben Überlebende wurden gezählt. Arundels Leiche wurde von den Wogen drei Tage später an den Strand gespült. Auch der Rest der Flotte war von dem Sturm zurückgetrieben worden und hatte die Überfahrt nicht geschafft; das Steuergeld war damit verschwendet.
    Schon im Jahre 1378 hatte sich das Unterhaus über den endlosen Aufwand für einen Krieg beschwert, in dem es kein nationales Interesse mehr erkennen konnte. Auch wenn der Krieg für viele Engländer neben den Adligen einen Lebensunterhalt bot, beteuerte das Unterhaus, daß er Angelegenheit des Königs sei. Vor allem wollte das Unterhaus die 46000 Pfund, die der König für die Befestigung von Calais, Cherbourg und Brest ausgegeben hatte und »für die das
Unterhaus in keiner Weise aufkommen wollte«, nicht zurückerstatten. Die Regierung entgegnete, daß der Unterhalt dieser »Brückenköpfe« auf dem Kontinent eine Sicherheitsmaßnahme für das ganze Königreich sei, und »wenn dies verweigert würde, werden wir nie Ruhe und Frieden finden, denn dann würden sie den heißen Krieg bis an die Schwellen unserer Häuser tragen, was Gott verhüte«. Dieses Argument war kaum geeignet, die Städte an der Südküste zu überzeugen, die weiterhin unter dem heißen Krieg an ihrer Schwelle litten, da die französischen und kastilischen Überfälle sich fortsetzten. Im August 1380 zitterte sogar London, als eine tollkühne kastilische Flottille fünfzehn Meilen die Themse hinaufsegelte und Gravesend verwüstete und in Flammen zurückließ.
    Der Thronrat behauptete, daß die Brückenköpfe in Frankreich dem König »ein Einfallstor gegen seine Feinde boten, um sie zu behelligen, wenn er soweit ist«. Das war eine entlarvende Feststellung der englischen Kriegspartei, die von dem jüngsten Onkel des Königs, dem Grafen von Buckingham, angeführt wurde. Er war ein stolzer, grimmiger und intoleranter junger Mann von fünfundzwanzig Jahren, so etwas wie eine spätere Version des Bertrand de Born aus dem 12. Jahrhundert, der einst mit viel Gefühl seine Ritterfreunde ermahnt hatte: »Gebt niemals den Krieg auf!«
    Im März 1380 erneuerten die Engländer ihre Beistandsversprechen an Montfort, den Herzog der Bretagne, aber die Ausführung wurde bis zum Ende der Friedensgespräche in Boulogne verschoben. Bei diesen Verhandlungen boten Coucy und seine Mitgesandten neue Abtretungen und Berichtigungen an, dazu die ganze Grafschaft Angoulême als Mitgift für Catherine, aber die Engländer blieben mißtrauisch. Sie glaubten, das französische Angebot sei eine List, um sie an wirksamer militärischer Hilfe für Montfort zu hindern. Aber grundsätzlich war der englische Widerwille, Frieden zu schließen, einfach Folge ihrer Kampfeslust, die nun durch die Wirkungen des Schismas noch verstärkt wurde.
    Papst Urban VI., noch nicht im Stadium völligen Wahnsinns, übte jeden nur denkbaren Druck aus, um Richards II. Verbindung mit der französischen Prinzessin zu hintertreiben. Sein Ziel war die Verehelichung des englischen Königs mit Wenzels Schwester
Anna von Böhmen, was England und das Kaiserreich in einer urbanistischen Achse zusammenschmieden würde. Solange es nur einen Papst gegeben hatte, war England antipapistisch gewesen, aber die Existenz zweier Päpste machte es notwendig, Partei zu ergreifen. Richards Berater sprachen sich gegen die französische Heirat aus, die Verhandlungen wurden abgebrochen, und der König heiratete zwei Jahre später Anna von Böhmen. Für Karl V. war es eine letzte große Ironie des Schicksals, daß das Schisma, für das er verantwortlich war, sein großes Ziel des Friedens vereitelte. »Die ganze Weisheit dieser Welt«, schrieb Langland in einem Epitaph, »kann nicht Frieden schaffen zwischen dem Papst und seinen Feinden.«
    Und auch in der Bretagne fand Karl V. keine Lösung. Coucy und andere wurden in verschiedenen Missionen ausgesandt, offenbar auf der Suche nach einer Einigungsmöglichkeit, und die drei Stände baten in rührender Form um die Begnadigung ihres Herzogs, aber Karl mißtraute Montfort zu sehr, um ihn wieder einzusetzen. Montfort seinerseits war nicht bereit, mit dem Herrscher, der ihm sein Herzogtum abgenommen hatte, Frieden zu schließen. Für andere, insbesondere Du Guesclin, war die Situation ein Dreieck widerstreitender Loyalitäten. Nur zögernd bereit, seine bretonischen

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