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Der Gladiator

Der Gladiator

Titel: Der Gladiator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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leidend unter der mit Selbstbewußtsein zur Schau getragenen Schönheit der Mutter.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben«, sagte Pheroras, während Vitellius artige Komplimente machte, »die beiden waren es, die dich unbedingt kennenlernen wollten und mir Tag und Nacht in den Ohren lagen. Ich hoffe, du bereust es nicht, meiner Einladung Folge geleistet zu haben.«
    »Ich bin entzückt«, antwortete Vitellius, »nur fürchte ich, Eure Erwartungen zu enttäuschen. Ich bin ein junger Gladiator, ein blutiger Anfänger in des Wortes wahrster Bedeutung, was ist schon an mir!«
    »Ehre deiner Bescheidenheit; aber du bist Tagesgespräch in Rom!« Pheroras reichte Vitellius einen Glaspokal mit Wein. »Die Leute erzählen sich, dein Todesurteil sei ein Justizirrtum gewesen. Du seiest gar nicht Mitglied der Verschwörung gegen Claudius gewesen. Pugnax habe dich verraten, weil er …«
    Tertulla fiel ihrem Vater ins Wort: »Andere behaupten, sie hätten gesehen, wie du im Hause Messalinas verschwandest.«
    »In einer Stadt der Müßiggänger ist es kein Wunder, wenn ein Gerücht das andere jagt«, sagte Vitellius. »Die Massen leben doch von Gerüchten. Geschwätz ist ihr liebster Zeitvertreib. Aber, um mich zu erklären: Sowohl das eine wie das andere ist richtig. Ich war in Messalinas Haus geladen. Man hat mich sogar mit Gewalt dorthin gebracht. Trotzdem war ich kein Verschwörer, ich wußte nichts von dem Komplott. Ich schwöre es bei meiner rechten Hand!«
    »Warum hat man dich zu Messalina gebracht?« fragte Mariamne mit einem Lächeln, das verriet, daß sie die Antwort kannte.
    Vitellius schwieg. Pheroras wehrte mit einer Handbewegung die beiden Fatui ab, die im Hintergrund bereitstanden. Diese Komiker sollten dazu dienen, Denk- oder Gesprächspausen mit Blödeleien zu überbrücken – eine Modeerscheinung, die von reichen Leuten gepflegt wurde. Denn die Römer konnten alles ertragen: Hunger, Blut und Schande, nur eines nicht: die Stille.
    Pheroras beendete das kurze Schweigen. »Es ist bekannt, daß Messalina gutaussehende Männer mit Gunstbezeugungen überhäufte. Das spricht nicht gegen unsern Gast!«
    Auf ein Händeklatschen des Hausherrn stellten Sklaven kleine Tischchen vor den Liegen der Gastgeber und vor Vitellius auf und begannen auf vergoldetem Geschirr kleine Gerichte zu servieren. Es waren Delikatessen, von denen Vitellius noch nicht einmal gehört hatte. Prägustatores, sogenannte Vorkostersklaven, gingen reihum und nahmen von überall eine Kostprobe, erst dann aßen die Herrschaften.
    »War sie«, begann Mariamne von neuem, »war sie wirklich so aufregend, wie man sich das überall erzählte?« Dabei schob sie mit spitzen Fingern kleine Häppchen in den Mund. Vitellius folgte fasziniert den zierlichen Bewegungen. Zum erstenmal in seinem Leben spürte er, daß essen sinnlich wirken konnte. Wie der Mund dieser Frau die kleinen Häppchen umschloß und mit einem leichten Zusammenziehen der spitzen Lippen verschwinden ließ, das brachte ihn beinahe aus der Fassung. Er mußte an Tullia denken, deren ganz anders geartete Bewegungen bei ihm ähnliche Gefühle erzeugt hatten. »Ja, ja«, sagte er schnell, um seine Geistesabwesenheit zu entschuldigen, »Messalina war gewiß eine ungewöhnliche Frau.«
    Pheroras merkte, wie unangenehm seinem Gast das Thema war; deshalb versuchte er das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. »Du kommst aus der Provinz, sagt man, bist ein Freigeborener und machtest dennoch den Kampf um Leben und Tod zu deinem Beruf.«
    »Mir blieb keine andere Wahl«, antwortete Vitellius. »Der Beruf des Kesselflickers, den ich erlernt habe, ist in Rom nicht gefragt. So war ich froh, als man mir einen Platz im Ludus magnus zuwies und mich als Gladiator in allen Disziplinen unterwies.«
    »Du kannst auch gegen wilde Tiere kämpfen?« fragte Tertulla aufgeregt.
    »Ich habe es gelernt. Löwen fürchte ich nicht.«
    »Und welche Kampfart ist deine Lieblingsdisziplin?«
    »Wenn man bei einem Kampf auf Leben und Tod überhaupt von Lieblingsdisziplin sprechen kann, dann würde ich sagen, ich kämpfe am liebsten als Retiarier mit Netz und Dreizack.«
    »Obwohl«, wandte Mariamne ein, »du deinen ersten Kampf in dieser Disziplin, soweit ich weiß, verloren hast.«
    »Dennoch. Der Zweikampf mit Netz und Dreizack fordert Geschicklichkeit. Er ist weniger grausam als andere Disziplinen. Der Verlierer wird erstochen. Es gibt kein Gemetzel.«
    »Wann ist dein nächster Kampf?« fragte Mariamne.
    »Ich weiß es

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