Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
man wahrlich einen Sinn für Tradition, dachte er, als er auf die Leiche zuging.
Robert DeClercq kauerte daneben und blickte zu ihm auf.
»Schlimm«, sagte er nur.
Nicht dass Inspector Jack MacDougall abgehärteter als die anderen gewesen wäre, es war nur so, dass die Empörung, die das Verbrechen auslöste, für ihn keine sexuellen Elemente hatte. Als er auf Natasha Wilkes hinabblickte, sah er nur die Gewalt.
Die Frau lag einen Meter vom Flussufer entfernt mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Rücken im Schnee. Sie hatte Langlaufski an den Füßen. Ihre Beine waren gespreizt, der linke Fuß über einen Meter vom rechten entfernt. Die hintere Hälfte eines jeden Skis war senkrecht in den Schnee gerammt. Der Täter hatte die Kleidung an der unteren Hälfte der Leiche mit einem Messer zerfetzt. Das Schamhaar der Toten war mit Eis und Blut verkrustet. Ein langer Schnitt quer über ihre Brüste hatte ihre Jacke aufgerissen. Der Schnee war vom vielen Blut rot gefärbt, besonders in einem weiten Bereich rings um den Hals der Toten. Dünne Rinnsale von Rot sickerten immer noch in den Seymour River und wurden dort zum Meer hinausgespült. Der Kopf fehlte.
Während MacDougall Awakomowitsch dabei zusah, wie er den Gegenstand aufhob, der anstelle des Schädels dalag, dachte er: DeClercq sieht nicht gut aus.
Aber wenn Sie meinen,
ob es Mr. Hyde war? –
Nun ja, ich glaube schon!
16:55 Uhr
Joseph Awakomowitsch streifte sich Gummihandschuhe über, ehe er den Krug aufhob. Er stand mitten in der Blutpfütze, die durch die abgetrennten Venen und Arterien von Natasha Wilkes’ Hals herausgepumpt worden war. Vorsichtig darauf bedacht, keine latenten Abdrücke zu verschmieren, richtete sich der Wissenschaftler auf und hielt den Krug hoch.
Der Bierkrug war etwa so groß wie eine große Grapefruit und bestand aus feinem Porzellan. Er war wie das Gesicht des Schauspielers W. C. Fields geformt – jenes trinkfesten, misanthropischen Aufschneiders mit der großen Knollennase. Über der Nase klebte ein aus einer Zeitung ausgeschnittenes Wort. Das Wort war Robert .
Als Awakomowitsch den Krug langsam in seiner behandschuhten Hand drehte, sahen Chartrand, DeClercq und MacDougall, dass in den Boden des Krugs eine Inschrift eingeätzt war: Einem Einfaltspinsel sollte man nie eine Chance geben.
16:56 Uhr
Inspector Jack MacDougall brach als Erster das Schweigen. »Robert, Sie haben das Kommando. Erteilen Sie Ihre Befehle. Meine Männer sind bereit.«
Der Superintendent drehte sich mit finsterem Blick zu ihm herum und stieß mit zusammengebissenen Zähnen hervor:
»Jack, ich möchte, dass Sie Taucher in den Fluss schicken. Die sollen eine Meile stromauf- und stromabwärts jeden Zentimeter absuchen.
Lassen Sie das Gelände um die Leiche im Umkreis von 500 Metern, nein, besser 1.000 Metern, absperren und jedes Gramm Schnee durchsieben.
Und dann lassen Sie sobald wie möglich Hundeführer vom Festland kommen. Setzen Sie ein Viertel der Hunde auf Vermisstensuche, ein Viertel auf kleine Suche und die andere Hälfte in Bereitschaft für Großsuche. Die sollen jeden Quadratzentimeter an diesem Berg absuchen, bis wir ganz sicher sind, dass hier nichts ist.
Ihre Leute sollen jede Straße auf Händen und Knien nach Reifenspuren absuchen, anschließend sollen die Polizeihunde sich das Terrain vornehmen. Dieser Killer ist irgendwie hierhergekommen und auch wieder weggegangen, und ich will wissen, wo und wie er das getan hat.
Und dann möchte ich, dass über dieser Bergflanke mit Infrarot ausgerüstete Hubschrauber eingesetzt werden. Und jede noch so kleine Temperaturveränderung ist gründlich zu untersuchen.
Ferner eine Suche von Haus zu Haus, jede Hütte ist zu inspizieren, jeder Eigentümer zu befragen.
Und dann will ich, dass diese Frau sofort identifiziert wird, und ich will ganz genau wissen, wo sie sich bewegt hat. Jede anlässlich der letzten Rasterfahndung erkennungsdienstlich behandelte Person soll noch einmal befragt werden und angeben, wo genau der oder die Betreffende war, seit man die Frau zuletzt lebend gesehen hat. Und dann möchte ich, dass per Computer überprüft wird, ob es irgendwelche Verbindungen gibt.
Informieren Sie die Medien und bitten Sie die Öffentlichkeit um Mithilfe.
Sobald die Autopsie abgeschlossen ist, veranlassen Sie das Begräbnis und sorgen dafür, dass Ort und Zeit bekannt gegeben werden. Halten Sie im Umkreis der Beerdigungsfeierlichkeiten ein Einsatzkommando bereit, um sämtliche Teilnehmer
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