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Der letzte Karpatenwolf

Der letzte Karpatenwolf

Titel: Der letzte Karpatenwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und wenn's eine Armee ist!« sagte er stolz.
    In der Höhle warf Bornemann seinen Sack ab. Haindl und Kleinhans saßen am Ofen, Michael hockte neben Vera Mocanu. Sie fieberte nach dem Herausschneiden der Kugel und dem Ausbrennen der Wunde, aber die Gefahr, daß sie an Wundbrand starb, war gebannt.
    »Hat dich keiner gesehen?« fragte Kleinhans. Er schnürte den Sack auf und holte die Brote und die Wurststücke heraus. Auch zwei Krüge mit Wein waren dabei.
    »Niemand«, sagte Bornemann. Er schwitzte trotz der Kälte und riß sich die Uniformjacke auf. »Das Dorf war wie ausgestorben. Keine Wachen, keine Streifen … ich bin glatt hin- und zurückgekommen.« Er trank einen Schluck Wein aus dem Krug, den ihm Kleinhans hinhielt. »Die Bauern schienen fast auf uns gewartet zu haben. Vera hat gut vorgearbeitet. Und ihre Beschreibungen stimmten genau.«
    »Dann wird übermorgen Haindl losgehen.« Kleinhans verteilte die gesammelte Verpflegung. Er gab Michael den Krug. Peters beugte sich über Vera und schob ihr den dünnen Ausguß zwischen die Lippen.
    Sie schluckte tapfer und lächelte ihn aus den Augen an.
    »Danke, Mihai«, sagte sie auf rumänisch.
    Zur selben Stunde zog im Tal eine Postenkette auf. Sie schnitt das Dorf von den Bergen ab.
    Die Nachmittagssonne war warm. Aber der Schnee schmolz nicht … Er wurde nur weicher und federte unter den Füßen.
    Michael Peters und Vera Mocanu hatten ihren ersten Ausgang gemacht. Sie hatten dabei die Fallen kontrolliert, die Bornemann, der Architekt mit den nie abreißenden Ideen, entworfen und gebastelt hatte. Fallen für Füchse, Schneehasen und Dachse. Große Fallen für Wildkatzen. Fallgruben für Rehe und Hirsche.
    Vera hatte es so gewollt. »Bleibt zu Hause«, hatte sie zu den anderen gesagt. »Mihai und ich können die Luft gut gebrauchen. Vielleicht bringen wir einen Hasen mit.«
    Was Vera anordnete, wurde immer stillschweigend getan. Michael nahm einen kleinen Sack mit, um die Fallenbeute tragen zu können. Dann gingen sie weg. Sie hörten noch, wie Bornemann den anderen einen neuen, soeben entworfenen Ofen erklärte.
    »Man kann darin sogar backen!« sagte er begeistert. »Jungs – das wird was: Unser erster Robinson-Kuchen!«
    Nun kamen Vera und Michael zurück. Sie kamen über einen anderen Weg … jenseits der Höhle stiegen sie durch das dreieckige Kiefernstück hinab.
    Noch bevor sie in das Blickfeld der Höhle kamen, hörten sie Stimmen. Laute Stimmen, die im Talkessel widerklangen und von den engen Felswänden zurückgeworfen wurden in einem verklingenden Echo.
    »Die sind wohl verrückt geworden!« sagte Michael. »Wenn die wüßten, wie laut das auf dieser Seite klingt! Wenn jetzt ein anderer als wir kämen …«
    Er schwieg. Vera war stehengeblieben und hielt ihn an der Hand zurück. Ihr Gesicht war starr und blaß wie der Schnee.
    »Was hast du?« fragte Michael. Er umfaßte ihre Schulter. »Hast du wieder Schmerzen?«
    Sie schüttelte den Kopf und lehnte das Gesicht an seine Brust. »Wir müssen jetzt ganz stark sein, Mihai«, flüsterte sie. »Ganz, ganz stark in der Einsamkeit …«
    »Einsamkeit?«
    Sie nickte. Die Stimmen wurden lauter. Plötzlich hallte ein Schuß durch die Schlucht. Michael zuckte zusammen, als sei er getroffen worden. Entsetzt sah er Vera an … in ihren Augen las er die Wahrheit und begriff plötzlich das Wort Einsamkeit.
    »Ich muß zu ihnen!« stammelte er. »Ich muß doch mit ihnen …«
    Vera hielt ihn fest. Sie krallte die Finger in seine Hand und riß ihn zurück. »Bleib!« sagte sie heiser. »Was willst du noch retten?! Armer, kleiner Junge.«
    Sie ließen sich in den Schnee fallen und krochen bis zu der Biegung, von der aus sie zur Höhle hinübersehen konnten.
    Unten, auf dem Weg in der Schlucht, standen dreißig Milizsoldaten. Sie hatten ein Maschinengewehr aufgebaut. Vor der Höhle, auf dem kleinen Plateau, standen zehn Soldaten und brüllten in die Höhle hinein.
    Michael drückte den Mund in den Schnee, um nicht zu schreien vor Qual, das sehen zu müssen.
    Langsam kamen sie heraus … die Hände in den Nacken gelegt, ohne Waffen, barhäuptig … zuerst Kleinhans … dann Bornemann … zuletzt Haindl.
    Die zehn Milizsoldaten nahmen sie in ihre Mitte. Sie schossen nicht. Sie führten die drei deutschen Soldaten zur Schlucht hinab. Dort empfingen sie die anderen dreißig Rumänen. Ein Offizier kam auf sie zu, er griff in die Tasche, holte eine Schachtel Papyrossi heraus und bot ihnen daraus an. Die drei nahmen eine

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