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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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der alles Leben verband. Später, nachdem er wiederbelebt worden war, konnte er das nicht erklären. Aber Peter wusste Dinge zu erzählen, die er unmöglich wissen konnte. So berichtete er seiner Mutter, als er wieder unter den Lebenden war, dass ihr Bruder, mit dem sie seit fünf Jahren nicht mehr gesprochen hatte, tot war. Er hatte sich in seiner Wohnung erhängt. Als die Polizei die Tür der Wohnung des Bruders öffnete, fand sie ihn tatsächlich tot im Bad. Erhängt mit seinem gestreiften Schlips. Peter konnte das nur wissen, weil dieser Bruder in den wenigen Minuten, in denen er sich auf der anderen Seite befunden hatte, Kontakt mit ihm aufgenommen hatte. Ohne Worte, nur durch Einsicht und Übertragung wollte er von seiner Schwester Abschied nehmen, ihr sagen, dass er sie liebte und dass alles gut werden würde.
    ***
    Peter V. Jensen stellte sein Fahrrad vor dem Haus ab. Er beobach tete Peter, als er den Rahmen mit einer schwarzen Kette an das Fallrohr schloss. Es war wichtig, dass Peter ihn nicht sah. Sonst würde er ihn sofort wiedererkennen. Und ihn fragen, was er hier in der Gegend machte. Er sah auf die Uhr. Nachmittag. Er hatte noch viel Zeit. Oder sollte er doch bis morgen warten und ein letztes Mal versuchen, diese Hannah Lund aufzutreiben? Bei einem Mann würde es schwieriger werden – er hatte nur Erfahrung mit Dicte, und sie hatte ihm vertraut. Zumindest eine gewisse Zeit lang. Bei Peter würde das anders sein. Er würde rasch misstrauisch werden und sich mit aller Kraft wehren. Es würde sich mit Sicherheit ein richtiger Kampf entwickeln. Aber schaffen würde er es, vorausgesetzt die Spritze drang richtig in seine Schultermuskulatur ein. Dann war ein Großteil der Arbeit überstanden. Es würden ein paar Minuten vergehen, bis die Benommenheit kam und Peter schließlich die Macht über seinen Kör per verlieren würde. Das war es, was bei Dicte schiefgelaufen war. Hätte er ihr die ganze Dosis verabreicht, bevor sie ins Treppenhaus gestürmt war, würde er jetzt nicht hier sitzen. Dann hätte sie seine Arbeit vollenden können. Er war so dicht dran gewesen.
    Jetzt war der Moment gekommen. Peter war ins Treppenhaus gegangen. Er schaltete den Motor aus und stieg aus dem Auto in die Wärme. Dann holte er die Tasche mit den Spritzen aus dem Kofferraum. Den Rest wollte er holen, wenn Peter betäubt war. Er wäre fast von einem Auto angefahren worden, als er auf die Straße trat.
    »Spinnst du, du Idiot?«, rief der Autofahrer durch das geöffnete Fenster.
    Er antwortete nicht. Das war doch nur eine Bagatelle. In der großen Endabrechnung bedeutete das nichts, da zählte nur, dass er die Rechnung abschloss, an der er arbeitete. Er klingelte. Nicht bei Peter, sondern im ersten Stock.
    »Wer ist da?«
    »Ich möchte nach oben zu Peter, aber seine Gegensprechanlage funktioniert nicht. Könnten Sie mich reinlassen?«
    Das Türschloss brummte. Er drückte sie auf und wurde vom Geruch des Treppenhauses empfangen: abgestanden und muffig. Staub tanzte im Licht. Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, wurde es still. Er ging nach oben, als sich die Tür erneut öffnete. Schnelle Schritte auf der Treppe. Eine Frau. Sie lief. Er stand im zweiten Stock. Wenn das nun Besuch für Peter war? Dann könnte er seinen Plan unmöglich durchführen. Sicher heitshalber entschloss er sich, kehrtzumachen und so zu tun, als wäre er auf dem Weg nach unten. Er passierte die Frau auf der Treppe. Schön. Blond.
    »Hallo!«
    »Hallo!«, antwortete er.
    Sie lief weiter, und er blieb auf dem Treppenabsatz stehen. Hörte, wie Peter sie empfing. »Wie ist es gelaufen?« und »Rufen die wieder an?«, fragte Peter. Das Letzte, was er hörte, bevor die beiden die Tür hinter sich schlossen, war ihr Lachen. Er dachte an Frauen. An Liebe. An das, was er nicht mehr hatte. Und daran, dass er zurückkommen würde. Ja, Peter musste sterben. Und ins Leben zurückgeholt werden. Wieder und wieder, bis er eine Antwort bekam.

32.
    Das Königliche Theater, 14.14 Uhr
    Niels setzte sich und wartete. Er saß in einem Trainingssaal, die Musik war langsam und monoton, Rhythmus und Takt waren identisch. Niels hatte nie ein Ballett gesehen. Allenfalls mal im Fernsehen. Filme über Balletttänzer, die trainierten, wie sie es in diesem Moment tat – direkt vor ihm. Niels verband die Welt des Balletts mit einem beinahe hermetisch abgeriegelten Universum, bestehend aus unterernährten Teenagern und überambitionierten Töchtern aus wohlhabenden

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