Der Triumph des 19. Jahrhunderts
er sich durch das Packeis aufgehalten. Er steuerte deshalb nach New-Shetland, vervollständigte seine Erforschungen von Joinville-und Louis Philippes-Land, welche beide Dumont d’Urville entdeckt hatte, benannte die Berge Haddington und Penny, überzeugte sich, daß Louis Philippes-Land nur eine große Insel sei, und besuchte die Bransfield-Meerenge, die dieselbe von den Shetlands-Inseln trennt. Das waren die merkwürdigen Ergebnisse der drei Reisen James Roß’.
Um endlich über den Antheil zu urtheilen, der jedem der drei Forscher der antarktischen Gebiete zukommt, so kann man sagen, daß d’Urville der Erste gewesen sein wird, der den antarktischen Continent überhaupt sah; daß Wilkes dessen Küsten in der weitesten Ausdehnung besichtigte – denn die Uebereinstimmung seines Kurses mit dem des französischen Seefahrers ist auf keinen Fall zu verkennen; – und endlich, daß James Roß den südlichsten und interessantesten Theil desselben untersucht habe.
Ist der vermeintliche Continent aber wirklich auch vorhanden? D’Urville ist davon nicht gerade überzeugt und Roß glaubt nicht an denselben. Die Entscheidung hierüber wird man indeß den kühnen Forschern überlassen müssen, die auf der Fährte jener muthigen Bahnbrecher in den gefährlichsten Gegenden der Erde bald auf neue Untersuchungen ausziehen werden.
II. Der Nordpol.
Anjou und Wrangell. – Die »Polynja«. – James Roß’ erste Expedition. – Die Baffins-Bai geschlossen!-Edward Parry’s Entdeckungen während seiner ersten Reise. – Die Erforschung der Hudsons-Bai und Auffindung der Fury-und Hekla-Straße. – Parry’s dritte Reise. – Vierte Reise. Im Schlitten über das Eis, im offenen Meere. – Erste Reise Franklin’s. – Unglaubliche Leiden der Forscher. – Zweite Expedition. – John Roß. – Vier Winter im Eise. – Die Fahrt Dease’s und Simpson’s.
Wir hatten wiederholt Veranlassung, von der großen Rührigkeit auf geographischem Gebiete zu sprechen, zu welcher Peter I. den Anstoß gab. Eines der dadurch zuerst erreichten Resultate war Behring’s Entdeckung der Meerenge, welche Asien von Amerika trennt. Das freilich erst nach Verlauf von dreißig Jahren nachfolgende wichtigste Ergebniß war die Untersuchung des Liakow-Archipels oder Neu-Sibiriens im Polarmeere.
Im Jahre 1770 hatte ein Kaufmann, Namens Liakow, auf dem von Norden herabtreibenden Eise eine große Renthierheerde ankommen sehen. Er sagte sich darauf hin, daß diese Thiere nur aus einem Lande kommen könnten, wo sie hinreichende Weideplätze zu ihrer Ernährung fanden. Einen Monat später reiste er zu Schlitten ab und entdeckte nach einer Fahrt von fünfzig Meilen, zwischen den Mündungen der Lena und der Indighirka, drei große Inseln, deren unerschöpfliche Lager fossilen Elfenbeins bald Weltberühmtheit erlangten.
Im Jahre 1809 war Hedenström beauftragt worden, eine Karte derselben zu bearbeiten. Er hatte oft wiederholte Schlittenfahrten über das gefrorene Meer unternommen, sah sich dabei aber stets durch halbgeschmolzene, nicht mehr tragfähige Schollen aufgehalten. Er schloß daraus auf ein weiter draußen vorhandenes offenes Meer und begründete diese Annahme mit der ungeheueren Menge zehn Grad warmen Wassers, welche die großen Ströme Asiens dem Eismeere zuführen.
Im März 1821 drang der Lieutenant (und spätere Admiral) Anjou auf dem Eise bis zweiundvierzig Meilen nördlich von der Insel Katelnoï vor und sah unter 76°38’ Dunstmassen, die bei ihm den Glauben an ein offenes Polarmeer erweckten. Bei einem anderen Ausfluge sah er dieses Meer mit Treibeis erfüllt und kehrte mit der Ueberzeugung zurück, daß es unmöglich sei, wegen der geringen Dicke des Eises und wegen der Existenz jenes offenen Meeres (zu Schlitten) weiter vorwärts zu dringen.
Während Anjou sich mit diesen Untersuchungen beschäftigte, sammelte ein anderer Marineofficier, der Lieutenant Wrangell, die Erzählungen und verläßlicheren Nachrichten über das Vorhandensein eines, dem Cap Yakan gegenüber gelegenen Landes.
Von dem Häuptlinge eines Tschuktschenstammes hatte er erfahren, daß man in der Nähe der Küste von gewissen, vor der Mündung eines Flusses gelegenen Rissen aus bei schönem Sommerwetter weit, weit im Norden mit Schnee bedeckte Berge erkennen könne; im Winter waren diese natürlich nicht zu sehen. Früher kamen über das zugefrorene Meer wohl auch Renthierheerden von diesem Lande her. Der erwähnte Häuptling hatte einmal selbst eine Renthierheerde
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