Die Anstalt
habe, steht, Sie hätten zuerst Ihre beiden Schwestern bedroht und dann angekündigt, Sie wollten sich umbringen. Das Leben habe keinen Sinn mehr, und Sie hassten alle nur noch. Und als Sie dann von Ihrem Vater zur Rede gestellt wurden, haben Sie ihm auch gedroht, und Ihrer Mutter, wenn auch nicht, sie tätlich anzugreifen, sondern mit etwas, das genauso gefährlich ist. Sie haben gesagt, sie wollten am liebsten, dass alle verschwinden. Ich glaube, das waren genau Ihre Worte. Verschwinden. Und weiter steht in dem Bericht, Mr. Petrel, dass Sie in dem Haus, das Sie mit Ihren Eltern und Ihren beiden jüngeren Schwestern teilen, in die Küche gegangen sind und sich ein großes Küchenmesser geschnappt haben, mit dem Sie auf eine Weise in Richtung ihrer Familienmitglieder herumgefuchtelt haben, dass die denken mussten, Sie wollten mit dieser Waffe auf sie losgehen, bevor Sie es dann von sich geschleudert haben und es in der Wand stecken blieb. Und dann, heißt es da weiter, haben Sie sich, als die Polizei eintraf, in Ihr Zimmer eingeschlossen und sich geweigert, herauszukommen, aber man hat gehört, wie Sie drinnen laut geredet, sich gestritten haben, genauer gesagt, als niemand mit Ihnen im Zimmer war. Sie mussten die Tür aufbrechen, nicht wahr? Und als Letztes steht da noch, dass Sie sich gegen die Polizisten und die Sanitäter zur Wehr gesetzt haben, die dazukamen, um Ihnen zu helfen, und von denen einer dann selber behandelt werden musste. Fasst das so etwa die Ereignisse des heutigen Tages zusammen, Mr. Petrel?«
»Ja«, erwiderte er bedrückt. »Das mit dem Polizisten tut mir leid. Es war ein Zufallstreffer, der ihn über dem Auge erwischt hat. Es hat stark geblutet.«
»Ein unglücklicher Zufall vielleicht«, sagte Dr. Gulptilil, »für Sie wie für ihn.«
Francis nickte.
»Und vielleicht können Sie mich jetzt darüber aufklären, wieso diese Dinge heute passiert sind, Mr. Petrel.«
Sag ihm gar nichts! Jedes Wort von dir werden sie gegen dich verwenden!
Francis sah wieder aus dem Fenster und suchte den Horizont ab. Er hasste das Wörtchen »Wieso«. Es hatte ihn sein ganzes Leben hindurch verfolgt. Francis, wieso findest du keine Freunde? Wieso kannst du dich nicht mit deinen Schwestern vertragen? Wieso kannst du einen Ball nicht gerade werfen oder dich während des Unterrichts still verhalten? Wieso kannst du nicht aufpassen, wenn dein Lehrer mit dir spricht? Oder der Direktor? Oder der Pfarrer. Oder die Nachbarn. Wieso versteckst du dich jeden Tag vor den anderen? Wieso bist du anders, Francis, wo wir doch nichts weiter wollen, als dass du wie die anderen bist? Wieso behältst du keinen Job? Wieso kannst du nicht zur Schule gehen? Wieso kannst du nicht zur Army? Wieso kannst du dich nicht benehmen? Wieso kann man dich einfach nicht lieben?
»Meine Eltern sind der Meinung, ich müsste was aus mir machen. Darüber ist es zum Streit gekommen.«
»Ihnen ist klar, Mr. Petrel, dass Sie bei allen Prüfungen eine sehr hohe Punktzahl erreichen? Eine außergewöhnlich hohe Punktzahl seltsamerweise. Demnach sind die Hoffnungen, die Ihre Eltern in Sie setzen, vielleicht gar nicht so unbegründet?«
»Vermutlich nicht.«
»Wieso haben Sie dann darüber einen Streit angefangen?«
»Solche Gespräche sind nie so vernünftig, wie wir jetzt darüber reden«, antwortete Francis. Das brachte ein Lächeln auf Dr. Gulptilils Lippen.
»Tja, Mr. Petrel, da haben Sie vermutlich Recht. Mir ist nur immer noch nicht klar, wieso diese Diskussion so dramatisch eskaliert ist.«
»Mein Vater war unnachgiebig.«
»Sie haben ihn geohrfeigt, nicht wahr?«
Ja nichts zugeben! Er hat dich zuerst geschlagen! Na los!
»Er hat mich zuerst geschlagen«, antwortete Francis folgsam.
Dr. Gulptilil machte sich auf einem Blatt Papier eine weitere Notiz. Francis rutschte auf seinem Sitz hin und her. Der Arzt sah ihn an.
»Was schreiben Sie da?«, wollte Francis wissen.
»Ist das wichtig?«
»Ja. Ich will wissen, was Sie schreiben.«
Lass dich nicht abspeisen! Krieg raus, was er schreibt! Bestimmt nichts Gutes!
»Das sind nur ein paar Notizen über unsere Unterhaltung«, sagte der Arzt.
»Ich finde, Sie sollten mir zeigen, was Sie sich aufschreiben«, sagte Francis. »Ich finde, ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was Sie schreiben.«
Bleib am Ball!
Der Arzt sagte nichts, und so hakte Francis nach. »Ich bin hier, ich habe Ihre Fragen beantwortet, und jetzt hab ich eine. Wieso schreiben Sie Dinge über mich, ohne sie mir zu
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