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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Witz.« Hoch oben auf seiner Stapelleiter aus Stühlen sagt der Kuppler. »Ich kenne einen Witz, den meine Onkel nur erzählen, wenn sie betrunken sind...«
    Graf Schandmaul hält sein Diktiergerät hoch.
    Agent Plaudertasche seine Videokamera.

Der Berater
Ein Gedicht über den Kuppler
    »Wenn du etwas liebst«, sagt der Kuppler, »lass es frei.«
    Sei nur nicht überrascht, wenn es mit Herpes zurückkommt...«
    Der Kuppler auf der Bühne. Nachlässig steht er da, die Hände
    tief
    in den Taschen seiner Latzhose.
    Seine Stiefel mit getrocknetem Pferdemist überzogen.
    Sein Hemd kariert. Flanell. Mit Druckknöpfen aus
    Perlmutt.

    Auf der Bühne, statt eines Scheinwerfers, ein Filmausschnitt:
    gezeigt werden Hochzeitsvideos, Bräute und Bräutigame
    tauschen Ringe
    und küssen sich und stürzen sich in Schneestürme aus Reis.
    All das rinnt über das Gesicht des Kupplers. Seine Unterlippe ist dick
    ausgebeult von einem
    Batzen Kautabak:

    Der Kuppler sagt: »Die ich geliebt habe, hat geglaubt, sie könne
    es besser machen.«
    Sie wollte einen größeren Mann, einen von der Sonne
    gebräunten, mit
    längeren Haaren und einem größeren Schwanz.
    Einen, der Gitarre spielen konnte.
    Also sagte sie Nein, als er ihr auf den Knien einen Antrag machte.
    Und da heuerte der Kuppler einen Stricher an mit Namen Steed,
    und der schrieb in einer Anzeige: Er habe
    lange Haare und einen Schwanz so dick wie eine Dose Chili. Und ein
    paar Akkorde
    werde er auch noch lernen können.
    Und Steed lief ihr wie zufällig über den Weg, erst in der Kirche,
    dann in der Bücherei.
    Der Kuppler zahlte zweihundert Dollar pro Begegnung
    und machte sich Notizen, als der Stricher ihm erzählte, wie gern
    das Mädchen es hatte, wenn man von hinten
    an ihren Brustwarzen spielte. Und wie man es anstellen musste,
    dass sie zwei- oder dreimal hintereinander kam.
    Steed schickte ihr Rosen. Er sang ihr Lieder vor. Steed fickte sie
    in Autos und Whirlpools
    und schwor ihr ewige Liebe und Hingabe.
    Dann rief er eine Woche lang nicht an. Zwei Wochen. Einen Monat.
    Bis er ihr wieder einmal wie zufällig über den Weg zu laufen schien,
    in der Kirche.
    Dort sagte ihr Steed, es sei aus mit ihnen - sie sei ihm zu schlampig,
    fast schon eine Hure.

    »Ich schwöre«, sagt der Kuppler, »er hat sie eine Hure genannt.
    Der hat vielleicht Nerven ...«
    Gott segne ihn.

    Dass alles gehörte zum heimlichen Plan des Kupplers, seiner Freundin
    beschleunigt das Herz zu brechen. Und dann als ihr
    Tröster abzusahnen.
    Bei seinem letzten Treffen mit Steed zahlte er zusätzlich fünfzig Dollar
    für einen Blowjob.
    Und Steed machte sich zwischen seinen Knien an die Arbeit.
    Auf die Weise wäre, wenn seine künftige Frau ihre gut recherchierten
    multiplen Orgasmen hätte,
    der Mann in ihrem Kopf für ihren Mann, den Kuppler, kein
    vollkommen Fremder.

Ritual
Eine Erzählung vom Kuppler
    Es gibt da einen Witz, den die Onkel nur erzählen, wenn sie betrunken sind.
    Der halbe Witz besteht aus den Geräuschen, die sie dabei machen. Das Röcheln, wenn jemand Rotz aus der Kehle hochzieht. Ein lang gezogenes Rasseln. Am Ende einer Familienfeier, wenn nichts mehr zu tun bleibt als zu trinken, tragen die Onkel ihre Stühle nach draußen, unter die Bäume, wo wir sie im Dunkeln nicht sehen können.
    Während die Tanten abwaschen und die Kinder durch die Gegend toben, sitzen die Onkel im Garten, trinken aus Flaschen und kippeln auf ihren Stühlen herum. Im Dunkeln hört man einen Onkel dieses Geräusch machen: schuu-ruuk Auch wenn man nichts sieht, weiß man, er hat dabei eine Hand vor seinem Hals einmal quer durch die Luft gezogen. Schuu-ruuk. Und die anderen Onkel lachen.
    Die Tanten hören das auch und schütteln lächelnd den Kopf: Männer. Die Tanten kennen den Witz nicht, aber sie wissen: Etwas, das Männer derart zum Lachen bringt, kann nur etwas Dummes sein.
    Die Kinder kennen den Witz auch nicht, aber sie machen das Geräusch nach: schuu-ruuk. Sie ziehen eine Hand quer durch die Luft und brechen lachend zusammen. Das tun sie schon seit Jahren. Einer macht: schuu-ruuk. Und schon lacht alles. Die Zauberformel der Familie, um alle zum Lachen zu bringen.
    Die Onkel brachten es ihnen bei. Schon als sie noch ganz klein waren, als sie noch kaum gehen konnten, beherrschten sie das Geräusch: schuu-ruuk. Und die Onkel machten ihnen vor, wie man eine Hand von links nach rechts vor seinem Hals durch die Luft zieht.
    Die Kinder, sie hingen am Arm eines Onkels, strampelten mit den Beinen

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