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Die Radleys

Titel: Die Radleys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Haig
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… Er ist einem Mädchen gefolgt. Clara Radley … Nein, ich weiß auch nicht, sie hat ihm vielleicht gefallen oder so … Ja, tut mir leid … Okay, Mrs. Harper … Ja. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Nach einer Weile wird das Telefonat beendet.
    »Toby? Was war denn da los?«
    Toby betritt die Küche. Inzwischen hat er die Statur eines Mannes, aber im Gesicht sieht er immer noch aus wie ein trotziger kleiner Junge. »Harper wird vermisst.«
    Mark denkt nach. Ist Harper jemand, den er kennen müsste? Da sind so viele Namen, die man sich merken muss, als Vater.
    »Stuart«, erklärt Toby mit Nachdruck. »Du kennst ihn, Stuart Harper. Mein bester Freund .«
    Ach ja, denkt Mark, als er sich an den ungelenken, einsilbigen Rüpel mit den riesigen Pranken erinnert.
    »Was meinst du mit wird vermisst ?«
    »Eben vermisst. Er ist seit Freitagnacht nicht mehr nach Hause gekommen. Seine Mum hat sich gestern keine allzu großen Sorgen gemacht, weil er manchmal zu seiner Oma nach Thirsk abhaut, ohne ihr was zu sagen.«
    »Bei seiner Oma ist er aber nicht?«
    »Nein. Er ist nirgendwo.«
    »Nirgendwo?«
    »Niemand weiß, wo er steckt.«
    »Du hast eben Clara Radley erwähnt.«
    »Sie hat ihn als Letzte gesehen.«
    Mark erinnert sich an Freitagabend. Essen bei den Radleys, und dann fand der Abend ein abruptes Ende. Clara. Ihr wisst, wie Jugendliche sind. Und Helens Gesicht, als sie es ihnen sagte.
    »Wirklich als Allerletzte?«
    »Ja. Sie muss etwas wissen.«
    Sie hören Lorna mit dem Hund zurückkommen. Toby will sich nach oben verziehen, was er meistens tut, wenn seine Stiefmutter auftaucht. Aber dann sieht er sie im gleichen Moment wie Mark. Hinter Lorna stehen ein junger Mann und eine junge Frau in Uniform.
    »Die Polizei ist da«, sagt Lorna und bemüht sich, ein mütterlich besorgtes Gesicht aufzusetzen. »Sie wollen mit dir reden.«
    »Hallo«, sagte der junge männliche Beamte. »Ich bin PC Henshaw. Das ist PC Langford. Wir möchten Ihrem Sohn nur ein paar Routinefragen stellen.«

[Menü]
    GAME OVER
    »Dad? Da-had?«
    Eve sucht das Zimmer ab, ihr Vater ist jedoch nicht da.
    Der Fernseher läuft, aber niemand sieht zu.
    Eine Frau ist auf dem Bildschirm zu sehen. Sie steckt einen Luftauffrischer in die Steckdose, worauf sich ein Schauer von Blüten in ihr Wohnzimmer ergießt.
    Es ist Sonntagmorgen um Viertel nach neun.
    Ihr Vater ist kein Kirchgänger. Seit dem Verschwinden ihrer Mutter joggt er auch nicht mehr. Wo kann er sein? Es macht ihr eigentlich nichts aus, abgesehen von der Frage nach dem Prinzip. Er darf weggehen, ohne sich abzumelden. Warum darf sie das nicht?
    Mit dem Gefühl, im Recht zu sein, verlässt sie die Wohnung und läuft durch das Dorf in Richtung Orchard Lane. Vor dem Zeitungskiosk reden zwei Männer in gedämpftem und eindringlichem Ton miteinander. »… Offensichtlich ist er seit Freitagnacht nicht mehr gesehen worden …«, ist alles, was sie im Vorbeigehen mitbekommt.
    Als sie die Orchard Lane erreicht, will sie direkt zu Claras Haus gehen, aber dann sieht sie ein paar Dinge, die sie ihre Meinung ändern lassen. Als Erstes parkt da ein Streifenwagen zwischen Nummer siebzehn und Nummer neunzehn gegenüber einem alten Campingbus auf der anderen Straßenseite. Toby steht vor der Tür, und zwei Polizeibeamte verlassen das Haus. Eve, weiter oben an der Straße, im Schattenund fast verborgen von überwuchernden Büschen, sieht, wie er zu Claras Haus hinüberzeigt.
    »Das ist es«, sagt er. »Da wohnt sie.«
    Und die Polizei geht weiter, mit einem Seitenblick auf den Camper, bevor sie das Nachbargrundstück betreten. Toby verschwindet im Inneren von Nummer neunzehn. Eve rührt sich nicht. Sie ist weit genug weg, um zu hören, wie die Vögel fröhlich in den Bäumen zwitschern. Sie beobachtet, wie die Polizei an Claras Haustür klopft und Claras Mutter mit tief besorgter Miene die Tür öffnet. Irgendwann werden die Beamten ins Haus gebeten.
    Eve geht weiter und riskiert einen kurzen Besuch bei Toby, um ihn zu fragen, was los ist. Sie will sowieso mit ihm reden, vor der Schule, um sich für Freitagnacht und ihren Vater zu entschuldigen, weil er sie weggezerrt hat.
    Glücklicherweise öffnet Tobys freundliche Stiefmutter die Tür, sodass ihr ein Gespräch mit Mr. Felt wegen der Miete erspart bleibt. Mrs. Felt zieht ihren Irish Setter am Halsband zurück, der ausgelassen an Eve hochspringt.
    »Hallo. Ist Toby da?«
    »Ja«, antwortet die Dame des Hauses erstaunlich gut gelaunt, wenn man bedenkt, dass eben

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