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Die siebte Maske

Die siebte Maske

Titel: Die siebte Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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ich ihr wenigstens zu einer guten Heirat verhelfen. Und ich habe in dieser Beziehung ebenfalls versagt, müssen Sie wissen. Denn die Ehe war nicht glücklich. Es war ganz einfach nicht genügend Liebe vorhanden.«
    Mike tat der alte Mann leid. Er wollte gerade etwas Mitfühlendes sagen, als das Telefon klingelte.
    Kyle hob ab und sagte gleich darauf zu Mikes Überraschung: »Ich dachte, Sie kriegen keine Anrufe mitten in der Nacht?«
    Mike nahm den Hörer und hörte Nancy sagen: »Du, Mike, man hat dich aus dem Krankenhaus angerufen –«
    »Aus dem Krankenhaus? Um Himmels willen, warum denn?«
    »Ich fürchte, es handelt sich um Phil.« Nancys Stimme zitterte. »Man hat mir nicht gesagt, was ihm fehlt, aber anscheinend hatte er einen Unfall –«
    »Mit dem Wagen?«
    »Das hat man mir nicht gesagt. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, meinte, es sei nicht lebensgefährlich … Offenbar war Phil bei Bewußtsein, denn wo hätten sie sonst deinen Namen herhaben sollen?«
    »Aha«, sagte Mike entschlossen. »Am besten, ich fahre gleich mal hin und sehe nach, was los ist. Weiß Louise Bescheid?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte Angst, sie anzurufen.«
    »Das solltest du aber, falls man sie noch nicht verständigt hat. Vielleicht trägt Phil keine Ausweispapiere bei sich …« Da fiel Mike plötzlich ein, weswegen Phil unterwegs gewesen war. »Ob das vielleicht zusammenhängt mit diesem –«
    »Womit, Mike?«
    »Ach, nichts«, sagte er gepreßt. »Also, du rufst Louise an, und ich fahre so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Von dort melde ich mich wieder und berichte, was los ist.«

9
    P hil Capice schenkteMike ein tapferes Lächeln; tapfer deshalb, weil ihm bei der Anstrengung sämtliche Muskeln seines geschwollenen, verfärbten Gesichts weh tun mußten.
    »Du solltest meinen Gegner sehen«, sagte er. »Nicht die Spur eines Kratzers auf seiner Visage.«
    »Mich interessiert vor allem«, sagte Mike, »wer ›dein Gegner‹ ist. Und fang lieber gleich mit dem Erzählen an, bevor Louise kommt. Ich habe so ein Gefühl, daß sie mich für die Sache verantwortlich machen wird.«
    »Keine Bange«, sagte Phil. »Ich habe den Auftrag freiwillig übernommen. Und außerdem steht es nicht halb so schlimm um mich, wie es aussieht.«
    Mike knurrte. Aber er wußte vom behandelnden Arzt, daß Phil die Lage richtig einschätzte. Man hatte ihn halb bewußtlos auf dem Gehsteig gefunden, zwei Häuserblocks von Joachim Frys Backsteinhaus entfernt. Aber man hatte keine inneren Verletzungen festgestellt, und die Wunden im Gesicht entsprachen etwa dem, was ein erfolgloser Boxer durchschnittlich einzustecken hat. Trotzdem war Mike nicht wohl bei der Vorstellung, wie Louise auf die vielfarbigen Schrammen reagieren würde.
    »Oder, hör mal«, schlug Mike vor, »wenn dir das Reden jetzt schwerfällt, können wir es auch auf morgen früh verschieben.«
    »Ach was, Unsinn. Morgen früh verdufte ich von hier. Mir fehlt nichts, was sich mit einem heißen Bad und einem kühlen Martini nicht kurieren ließe.«
    »Mir scheint, man hat dir weder das eine noch das andere verordnet. Aber das betrifft die medizinische Seite des Falles. Wir sollten uns über die juristische unterhalten.«
    »Inwiefern?«
    »Jemand hat dir eine gewaltige Tracht Prügel verpaßt«, sagte Mike, »und das ist hierzulande immer noch ein Verbrechen. Man nennt es offiziell Körperverletzung. Also erzähl schon.«
    »Du bist nicht mein Anwalt. Du bist Adrienne Havens Anwalt.«
    »Dann hängt es also doch mit dem Klavierabend zusammen?«
    »Und ob«, bestätigte Phil.
    Dann erzählte er. Als er mit seinem Bericht fertig war, brachte Mike den Mund kaum mehr zu.
    »Ist das dein Ernst? Ich meine – die Sache mit den Masken?«
    »Und ob das mein Ernst ist! Schau mich an: Man könnte glauben, ich trage jetzt noch eine Maske.«
    »Phil, hast du dich gegen diesen Mann – wie hieß er doch gleich? Sawyer. Hast du dich gegen ihn zur Wehr gesetzt? Hast du dich mit ihm gestritten?«
    »Na klar.«
    Mike runzelte die Stirn. »Du kannst dir doch denken, wie sie es hindrehen werden? Sie werden argumentieren, daß du in eine private Veranstaltung hereingeplatzt bist, daß du Widerstand geleistet hast und gewaltsam entfernt werden mußtest.«
    »Na und?«
    »Das schwächt unsere Position erheblich. Sie werden Hausfriedensbruch ins Treffen führen, sogar Notwehr.«
    Phil verzog das Gesicht und stöhnte. »Aber willst du denn überhaupt Anzeige erstatten, Mike?«
    »Nein«, sagte der Rechtsanwalt

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