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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Prinz Sotow verlor seine Kappe aus Blech und bunten Steinen und schrie uns an: »He, laßt das bleiben! Das ist ein heiliger Esel!«
    Er versuchte, mit seinem Wedel nach uns zu schlagen. Ich nahm meine große Tasse voll Wein und tunkte die Nase des Viehs tief hinein. Der Esel begann gierig zu saufen und Peter lachte donnernd, als das Vieh auch noch furzte.
    »Eselswind! Laß uns in See stechen! Ahoi!«
    Der Esel soff brav weiter, und Peter nahm einer Dame kurzerhand ihr Schultertuch ab und hielt es dem Esel an den Hintern. Zu seiner Enttäuschung furzte das Vieh nicht noch einmal. Der Esel war nun vollends besoffen und torkelte auf seinen Hufen durch den Raum. Sotow schrie weiter, gab ihm die Peitsche und trank nebenbei von seinem Weihwodka.
    Peter kam wieder zu mir und befühlte den Stoff meines Kleides. »Schön. Es sieht aus, als ob Flammen über deinen Körper lecken.« Er grinste mich an, und ich bemerkte, was für feste, weiße Zähne er hatte. »Aber ich hoffe, das ist nicht alles, was du für einen Sack Gold im gostiny dwor bekommen hast!«
    Ich schüttelte den Kopf: »Nein! Wunderbare Dinge wie …« Erst dann begriff ich! Er sah mich an und lachte. Das Gold kam nicht von Menschikow! Es kam von ihm selber! Ich wurde rot. Er sagte nur: »Das ist ein geringer Lohn für eine Nacht guten Schlafes, die ich dir zu verdanken habe! Und wohl gut angelegt!« Seine Hand strich ohne Umstände über meinen Busen und meinen Leib. An der Stelle, an der er meine Brustwarzen vermutete, begann er zu reiben. Mir wurde heiß im Bauch, aber ich zwickte ihn dennoch in die Finger.
    »Hände, die spazierengehen, geraten in die Wolfsfalle!« warnte ich ihn la-chend.
    Er sah mich einen Augenblick lang prüfend an und fragte mich nur: »Hast du Hunger?«
    Ich nickte: Die paar blini mit Kaviar hatten mich nicht zufriedenstellen können! Er ergriff meine Hand und führte mich zu dem niedrigen Tisch, an dem Menschikow mit Warwara und Darja saß. Auch einige andere Gesichter konnte ich erkennen, wie Pawel Jaguschinski und Anna Menschikowa. Dicht neben ihr, zu dicht eigentlich, saß ein gutaussehender Mann, der jedoch kein Russe war, sofern ich das beurteilen konnte. Sein Gesicht war von dunkler Farbe und seine Haare schwarz wie Ebenholz. Mit in ihrer Runde saßen noch ein Mann mit kohlrabenschwarzer Haut, ein fetter Zwerg und ein Mann von Riesenwuchs. Anscheinend war es nicht nur Peters Schwägerin, die Zariza Praskowja, die sich ihr eigenes Zelt der Wunder zusammenstellte! Ich weiß nicht, ob es der Wein oder des Zaren Nähe war, die mir den Kopf schwindlig machte: Ich war dankbar, als Peter mich in die Kissen drückte. Er verteilte frische Tassen und ließ sie vollfüllen.
    »Dies sind Adlertassen! Ich habe sie selber entworfen und brennen lassen!« erklärte er mir stolz. »Aus den normalen Gläsern und Bechern hat man nicht genug getrunken! Ein Trinkspiel, los! Ich habe matka wiedergefunden, und sie trägt ein schönes Kleid aus Seide! Laßt uns darauf trinken! Ungarischen Wein!« wiederholte er fast drohend.
    Der Tisch johlte, und der Zwerg schlug trunken und schief einen Purzelbaum. Peters Hunde fielen über ihn her und leckten ihm das Gesicht ab, so daß er sich zum Schutz unter die Kissen vergrub. Der fette Riese, den Peter mit Bourgeois anredete und der sich mit dem gutaussehenden Mann neben Anna Menschikowa in einer fremden Sprache unterhielt, hob freundlich sein Glas als erster: »Auf matka und ihr Kleid aus Seide!«
    Alle tranken, und nur Darja musterte mich erstaunt. Empfand sie es als Vertrauensbruch, daß ich ihr nie von der letzten Nacht im Lager erzählt hatte? Warwaras Augen dagegen durchbohrten mich über den Rand ihres Bechers hinweg. Doch ich verschob die Furcht auf später – jetzt wollte ich nur leben! Wir tranken Runde um Runde, und die Arsenjewas hielten sich in ihren Kissen schon kaum noch gerade. Ich saß auf Peters Schoß, fütterte ihn mit den Fingern und warf mit Essen nach den anderen Gästen. Daß ihm meine Nähe gefiel, konnte ich dabei deutlich spüren. Warwara hatte sich schon wegen Trunkenheit zwei Male übergeben müssen und mußte doch immer weiter trinken, bis es dem Zaren genug sein sollte. Ich war dankbar, die trinkfeste Natur meines Vaters geerbt zu haben, denn trotz des vielen Weines saß mein Kopf noch fest auf meinen Schultern! Plötzlich jedoch, als auch ich schon fast die Festgemeinschaft doppelt sah, ergriff der Zar Menschikow am Kragen und schrie ihn an: »Lump, Betrüger! Zeig mir sofort,

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