Drachenritter 03 - Der Drache an der Grenze
Tischnachbarn. Becher wurden gefüllt, und der Wein floß in Strömen.
Abermals rollte Herracs Stimme über die Gesellschaft hinweg. »In diesem Fall erkläre ich die Versammlung für geschlossen. Zur vereinbarten Zeit werden wir an dem bezeichneten Ort eine Zählung durchführen. Wer jetzt aufbrechen möchte, mag sich entfernen. Wer noch bleiben und sich mit einem Nachbarn oder einem von uns hier an der hohen Tafel unterhalten möchte, dem steht dies frei.«
Damit setzte der Stimmenlärm, der sich vorübergehend gelegt hatte, von neuem ein, und zwar lauter als zuvor. Jim blieb bei Herrac, Dafydd und Brian an der Tafel sitzen und wartete ab, ob sich jemand von der unteren Tafel mit einer Frage an ihn wenden würde. Doch es kam niemand. Statt dessen flüsterte ihm jemand ins Ohr.
»Wie ist der Wolf hereingekommen?« fragte Brian.
Jim schüttelte den Kopf.
»Ihr erinnert Euch doch gewiß«, antwortete er ebenso leise, »wie Aragh unbemerkt aufgetaucht und wieder verschwunden ist. Das scheint allen Wölfen gemeinsam zu sein. Weshalb Snorrl sich zu Wort gemeldet hat, liegt jedenfalls auf der Hand. Wenn nicht jedem klar ist, weshalb er bei uns auf der Felsleiste steht, werden sie ihn angreifen, selbst wenn sie den Rest von uns in Ruhe lassen.«
»Trotzdem«, mischte sich Dafydd in ihre halblaute Unterhaltung ein, »könnte es dazu kommen, daß der eine oder andere im Eifer des Gefechts mit dem Schwert oder einer anderen Waffe auf ihn losgeht. Wenn wir von der Leiste heruntergehen, nehmen wir ihn am besten in die Mitte; Ihr, James, solltet Euch an die Spitze setzen, und ich halte mich rechts hinter Euch und decke den Wolf und Brian, der sich links von Euch halten sollte.«
»Anscheinend hat niemand das Bedürfnis, mit uns zu reden«, meinte Jim.
»Das könnte an dem Rang liegen, den Dafydd jetzt innehat«, antwortete Brian halblaut, »und an Eurem Ruf, über den alle Bescheid wissen. Das sind stolze Leute, diese Northumbrier, und es wäre ihnen bestimmt nicht recht, wenn sie von ihren Nachbarn dabei ertappt würden, wie sie um irgendwelche Berühmtheiten herumscharwenzeln. Laßt uns auf mein Zimmer gehen; dann schicken wir die Bediensteten fort, setzen uns beim Wein zusammen und überlegen uns, wie wir morgen auf der Felsleiste vorgehen sollen.«
»Ein weiser Vorschlag«, meinte Dafydd.
»So ist es«, sagte Jim.
Sie erhoben sich gleichzeitig, als hätten sie es vorher geprobt, sagten Herrac gute Nacht und gingen durch die Küche und über die Wendeltreppe hinauf zu dem Zimmer, das Brian und Dafydd vorbehalten war, da Jim mittlerweile allein untergebracht war.
Als sie in das Zimmer traten, stellten sie fest, daß alles für die Nachtruhe vorbereitet war. Die Korblaternen brannten, entwickelten aber nur wenig Qualm, und auf dem Tisch standen ein Krug Wein und mehrere Becher. In einer Ecke hockte ein einzelner Bediensteter auf dem Boden. Bei ihrem Eintreten sprang er hastig auf.
»Noch ein Krug; und dann warte draußen!« befahl ihm Brian.
»Jawohl, Sir Brian.« Der Mann eilte hinaus.
Als sie unter sich waren, nahmen sie am Tisch Platz, und Brian schenkte ihnen Wein ein. Jim nahm einen mäßigen Schluck, dann setzte er den Becher ab. Morgen wollte er auf keinen Fall einen Kater haben.
»Was meint Ihr, James?« fragte Brian, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte. »Wie wird es uns morgen wohl ergehen?«
»Ich denke, eigentlich sollte alles nach Plan verlaufen«, antwortete Jim. »Wir drei werden zu Pferd mit einem Packpferd, das die Truhen mit dem Gold trägt, auf die Lichtung reiten, und ich habe keinerlei Zweifel, daß die Hohlmenschen uns bereitwillig durchlassen werden, da sie darauf brennen werden, daß die Verteilung beginnt. Ich habe mir die Felsleiste genau angesehen und glaube, daß auch die Pferde darauf Platz haben werden. Sie ist zwar nicht allzu breit, dafür aber lang genug, um die Pferde an der Seite stehenzulassen und die Truhen abzuladen - übrigens müssen wir das selbst tun und dürfen nicht zulassen, daß die Hohlmenschen uns dabei helfen, damit keiner in Versuchung kommt, sich schon vor der Zeit eine Handvoll Gold zu stibitzen.«
»Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen«, sagte Dafydd. »Vielleicht solltet Ihr einen Zauber auf die Truhen legen und den Hohlmenschen gleich zu Anfang erzählen, ihnen würde etwas Schreckliches passieren, wenn sie die Truhen unbefugt öffnen.«
»Eine gute Idee, Dafydd«, meinte Brian.
»Ich möchte Euch in ein Geheimnis einweihen«,
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