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Duell: Island Krimi (German Edition)

Duell: Island Krimi (German Edition)

Titel: Duell: Island Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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dass sie wie eine Stewardess wirkte. Sie war schlank und eher klein, obwohl die Stöckelschuhe sie etwas größer machten. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Dutt geschlungen. Ihr hübsches Gesicht erinnerte Albert ein wenig an Twiggy.
    »Bist du Marian Briem?«, fragte sie, als sie auf den Tisch zukam.
    »Ja.«
    »Und wer ist das?«, fragte sie mit einem Blick auf Albert.
    »Albert ist mein Kollege«, erklärte Marian. »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Nein, ich möchte gar nichts«, sagte die Frau und blickte sich noch einmal nervös um. »Da hast du ja einen tollen Ort für unser Treffen ausgesucht. Ich hatte keine Ahnung, dass es so etwas überhaupt gibt.«
    Marian lag die Antwort auf den Lippen, dass es ganz bestimmt vieles auf dieser Welt gäbe, von dem sie nichts wusste, aber ließ das unkommentiert. Wichtig war vor allem, dass die Frau mit ihnen zusammenarbeiten würde.
    Die Frau legte ihre kleine Schultertasche auf den Tisch, zog eine Schachtel Menthol-Zigaretten heraus und zündete sich eine Zigarette mit einem edlen Feuerzeug an. Während sie den Rauch ausblies, wanderten ihre Blicke zwischen Albert und Marian hin und her. Angeblich hieß sie Viktoria.
    »Entsetzlich, was sie dem Jungen im Kino angetan haben«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Marian. »Du hättest dich besser schon eher mit mir in Verbindung setzen sollen. Wir suchen schon seit einiger Zeit nach dir.«
    »Ich habe doch kaum etwas zu sagen. Leider. Ich habe weder gesehen noch gehört, was passiert ist. Deswegen fand ich es unnötig, mich zu melden. Aber dann ging es … Dann war ich in diesem Schundblatt auf einmal in den Schlagzeilen, weil ich angeblich für diese Tat verantwortlich wäre. Ich soll das getan haben! Das ist vollkommen absurd. Ich habe diesen armen Jungen überhaupt nicht gekannt. Eine solch abwegige Behauptung kann man doch nicht einfach auf sich sitzen lassen.«
    Wieder gingen ihre Blicke zwischen Albert und Marian hin und her.
    »Habt ihr das etwa in die Zeitung gesetzt? Stammt das von euch?«
    »Wir geben nichts an die Presse weiter«, erklärte Albert. »Von uns wurden keinerlei Informationen weitergegeben, und wir bedauern Spekulationen wie diese außerordentlich. Sie helfen uns ganz gewiss nicht weiter.«
    Marian Briem räusperte sich.
    »Genau. Weshalb bist du ins Kino gegangen? Magst du Western?«
    »Nein«, sagte Viktoria mit dem winzigen Anflug eines Lächelns. »Aber sie sind auch nicht schlimmer als viele andere Filme.«
    »Immerhin fanden einige es erstaunlich, dass eine Frau allein in einen Western geht. Aber vielleicht bist du eine Verehrerin von Gregory Peck?«
    »Ich wollte, es wäre so einfach«, sagte Viktoria. »Die ganze Sache wächst mir einfach über den Kopf.«
    »Was für eine Sache?«
    Viktoria schwieg.
    »Geht es um den Mann, mit dem du im Kino warst?«, fragte Marian.
    Viktoria nickte.
    »Trefft ihr euch heimlich? Ein Zeuge hielt das für wahrscheinlich.«
    »Heimlich?«, echote Viktoria. »Zeuge? In was bin ich eigentlich hineingeraten? Das wird ja immer verrückter.«
    »Am besten sagst du uns einfach, was sich zugetragen hat«, schlug Marian vor. »Und fängst vielleicht beim Anfang an.«
    »Warum muss mir so etwas passieren? Ausgerechnet in dieser Vorstellung? Warum nicht am nächsten Tag? Oder am übernächsten? Ist es überhaupt möglich, das geheim zu halten? Ich meine damit … Natürlich ist es schrecklich, was dem Jungen da passiert ist …«
    »Erzähl uns doch einfach, was geschehen ist, und dann sehen wir weiter«, sagte Marian. »Was hältst du davon?«
    Viktoria drückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus und blickte sich ein weiteres Mal nervös um, so als hätte sie das Gefühl, dass ihr jemand nachspionierte. Und dann begann sie zu erzählen: Ihr Mann war Pilot, und sein bester Freund war ebenfalls Pilot. Sie flogen nie zusammen, das lag an einer Art von Aberglauben zwischen den beiden. Viktorias Mann flog meistens auf der Amerikaroute, sein Freund nach Skandinavien und Europa. Nur ganz selten waren die beiden zusammen in Island, und Viktorias Mann war häufig länger von zu Hause weg, sodass sie sich dem Freund ihres Mannes zugewandt hatte. Der wiederum war verheiratet und hatte zwei Kinder. Viktorias eigene Ehe war kinderlos geblieben. Sie ihrerseits hatte den Verdacht, dass ihr Mann Beziehungen mit den Stewardessen in seiner Crew hatte. Sie kannte ihren Mann nur zu gut, und als ihr Andeutungen zu Ohren gekommen waren, dass er fremdging, hatte sie ihn ganz direkt darauf

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