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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Sicherheit daran vorbeimarschiert, hätte sie das Lokal ohne fremde Hilfe zu finden versucht.
    »Der oder die Besitzer dürften nicht gerade in Reichtum schwelgen«, sagte die Journalistin leise. Ihre Worte hallten von den engen Wänden wider. »Hierher wird sich wohl kaum jemand verlaufen.«
    »Ausgerechnet
Sie
unterschätzen den Wert von Mundpropaganda?« Darby O’Gill öffnete die schmale Tür zum Lokal und ließ ihr den Vortritt. »Heather und Iain, die beiden Besitzer, legen Wert auf Intimität und Exklusivität. Touristenaufläufe sind ihnen zuwider. Viele Einheimische schätzen die Ruhe, die ihnen hier geboten wird.«
    Ausgetretene Stufen wanden sich kreisförmig hinab. In Nischen brannten kleine Petroleumlampen. Die im Wind der Abzugsklappen flackernden Flammen zauberten seltsame Bilder auf die unbehauenen Steinwände.
    »Wir müssen uns unterhalb des Grundwasserspiegels befinden«, sagte Nadja nach einer Weile.
    »Gut beobachtet. Der Ouse ist nicht weit von hier entfernt. Um es ein wenig zu präzisieren: Das Eborachonn liegt im Keil zwischen Ouse und Foss River. Es heißt, man könne das Wasser an zwei Seiten vorbeirauschen hören, wenn es im Lokal ruhig ist.« Er lachte dröhnend. »Allerdings wird es hier unten selten einmal ruhig.«
    Die Treppe endete in einem breiten Absatz. Zwei Türen warteten links und rechts. Darby O’Gill quetschte sich an Nadja vorbei und öffnete das linke Eichentor. Es war massiv, mit schweren Beschlägen, und schwang nur langsam auf.
    Ein herber Essensduft schwappte ihr entgegen, genauso wie ein wildes Durcheinander aus Gelächter, Schreien, Gezeter und vergnügtem Gesang. Die Luft war von feinen Rauchschwaden durchzogen, die darauf hinwiesen, dass die Klimaanlage dringend einer Nachjustierung bedurfte – wenn es denn eine gab.
    Ein rauchig harziger Beigeschmack, den Nadja nicht einzuordnen vermochte, machte sich im Hintergrund ihrer Wahrnehmung bemerkbar. Seltsam ...
    »Da bist du endlich!« Ein kleiner, dicker Mann wuselte an den eng beieinanderstehenden Tischen vorbei und kam auf sie zu. »Was für ein bezauberndes Kind du da mitgebracht hast! Enchanté, mein Fräulein. Wenn ihr mir bitte folgen wollt; ich habe den üblichen Tisch für dich reserviert, Darby. Einen Muntermacher zum Beginn, ja? Zweimal, natürlich, selbstverständlich, augenblicklich. Macht es euch bequem, Heather wird euch die Tageskarte bringen und euch mit Rat und Tat beiseitestehen ...«
    Iain eilte davon, ohne Nadja oder ihren Begleiter zu Wort kommen zu lassen. Darby zuckte entschuldigend die Achseln. »Ich habe ihn noch niemals anders erlebt. Er scheint ständig unter Strom zu stehen, und das mindestens sechzehn Stunden am Tag.«
    Nadja blickte sich interessiert um. Der Wirt hatte sie in den hinteren Bereich seines Lokals geführt. Ihr Tisch stand ein wenig wackelig an einen massiven, runden Holzblock gelehnt, dessen borkige Außenrinde mit unzähligen Schnitzereien übersät war. Die Journalistin sah die üblichen Sprüche wie »Kilroy was here«, sowie Herzchen mit Initialen und einer Unmenge von Jahreszahlen.
    Ein Schatten huschte vorbei. Eine Frau mit verkniffenem Gesicht, die zwei mit dunkelbrauner Flüssigkeit gefüllte Cognacschwenker abstellte und handgeschriebene Blätter Papier daneben legte. Wortlos verschwand sie, wurde wiederum zum Bestandteil jener fröhlich feiernden Menschenmasse, die den Rest des Lokals ausmachte. Nur um ihren Tisch existierte eine Schutzzone, vielleicht vier oder fünf Meter breit, die niemand betrat.
    Nadja griff nach dem Glas und schnüffelte misstrauisch daran. Es handelte sich um Whisky. Er besaß ein rauchiges, harziges Aroma. Vorsichtig nippte sie daran und kümmerte sich anschließend wieder um die Schnitzereien. »Sechster Februar zweiundvierzig«, las sie vor, »und daneben die Initialen A. B. Wirklich beeindruckend. Ist dieses Lokal denn tatsächlich seit mehr als sechzig Jahren in Betrieb? Wurde es vom Vater auf den Sohn weitergegeben?«
    »Was den Familienbesitz betrifft, haben Sie recht. Iains Vorfahren haben das Eborachonn vor sehr langer Zeit als Trinkstube eröffnet. Als Alehouse, wie es damals genannt wurde.« Darby beugte sich vor und betrachtete die Schnitzerei mit zusammengekniffenen Augen. »Sehen Sie die beiden kleinen senkrechten Striche vor dem Vierer? Ja? – Diese Kennzeichnung entstammt altem Brauchtum beziehungsweise einer älteren Zeitrechnung. Sie deutet darauf hin, dass ein gewisser A. B. hier feierte, und zwar im Jahre des Herrn

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