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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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ihm vorwerfen konnte.
    »Danke für die Info.« Ich trocknete einen weiteren Teller ab, stellte ihn auf den Stapel und trug ihn dann hinüber zu dem Regal, auf dem schon all seine kleinen Tellerfreunde auf ihn warteten.
    »Du wirst also kein Problem mit den Straßenverhältnissen haben, wenn du fährst«, fuhr er fort.
    Autsch! Daher wehte also der Wind.
    »Es ist offensichtlich, dass du nicht hierher gehörst«, sagte er mit teutonischer Unerschütterlichkeit und reichte mir den nächsten Teller; »Ich weiß, dass du zu demselben Schluss gekommen bist. Offensichtlich schockiert dich das Leben, das wir hier führen.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht für jeden das Richtige. Ich schätze, dass die meisten Leute es nicht ertragen würden. Das bedeutet also nicht, dass du ... schwach bist, oder so.« Er übergab mir den nächsten Teller deutlich energischer, während ich innerlich kochte.
    »Lass mich raten«, sagte ich und spülte den Teller. »Du wendest gerade umgekehrte Psychologie an, um mich zu vertreiben, damit ich beschließe, zu bleiben und dir zu beweisen, dass du dich irrst. Stimmt's?«
    »Oh, nein.« Seine goldenen Augen mit dem umwerfenden Schwung an den Augenwinkeln sahen auf mich herab. »Das tue ich ganz und gar nicht«, widersprach er mit einer geradezu beleidigenden Entschiedenheit. »Ich finde wirklich, du solltest fahren. Wir führen hier ein gutes Leben mit Unterricht und Arbeit und wir brauchen ganz bestimmt keinen ausgeflippten Tornado, der hier durchrast und alles in Stücke reißt.«
    Meine Kiefer krampften sich zusammen und die Tatsache, dass er halbwegs recht hatte, machte mich noch wütender. »Die anderen werden es verstehen.« Er reichte mir den letzten Teller und tauchte seine Hände ins saubere Wasser. »River wird es verstehen. Du bist nicht die erste verlorene Seele, die auf eine schnelle und einfache Reparatur hofft - River zieht sie an wie streunende Hunde.« Er rollte die Hemdsärmel über seine muskulösen Unterarme mit dem Hauch blonder Haare hinunter. »Du passt viel besser nach New York oder Rom oder Paris. Ins Rampenlicht einer Großstadt.« Er lächelte mich zynisch an. »Nicht in die Wildnis von Massachusetts, wo es nichts zu tun gibt, außer zu arbeiten, zu atmen und die Sterne anzusehen und den Mondund die Art, wie Blätter von den Bäumen fallen. Vergiss einfach, dass es uns gibt.« Er sah mich so durchdringend an, als wollte er mich beschwören, es tatsächlich zu vergessen. Als würde er Magie bei mir anwenden. Vielleicht benutzten diese Leute die ganze Zeit Magie. Auf der Fensterbank über der Spüle stand eine kleine Kräuterpflanze in einem Topf und ich warf einen Blick darauf, weil ich wissen wollte, ob sie verwelkte und abstarb, weil er seine Kraft aus ihr bezog. Aber sie blieb unverändert frisch und grün, und als ich wieder Reyn ansah, hob er ein wenig die Brauen.
    Für mich war es ein echtes Zeichen von Selbstbeherrschung, dass ich ihm keinen der schweren Keramikteller auf den Kopf knallte, um dieses hochnäsige Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben.
    Ich war stinkwütend, was ungewöhnlich war, denn normalerweise brachte ich nicht viel mehr zustande als leichte Verärgerung oder Langeweile. Extremere Gefühle ließ ich schon lange nicht mehr zu, weil sie einfach zu anstrengend waren. Doch Reyn mit seiner Schönheit und seiner unverhohlenen Verachtung war durch mein dickes Fell gedrungen und in Gedanken schrie ich hysterisch herum. Zumindest hoffte ich, dass ich es nur in Gedanken tat.
    Ich atmete scharf ein und suchte hektisch nach einer schlagfertigen Antwort, die ihn ein für alle Mal vernichtet in dieser blöden alten Küche zurücklassen würde.
    »So - so gut siehst du gar nicht aus«, fauchte ich schließlich. Seine Augen weiteten sich ein wenig - wahrscheinlich hatte er eine bessere Retourkutsche erwartet. »Deine Nase ist zu spitz.« Ich war starr vor Entsetzen, als mir auffiel, wie meine Brust beim Einatmen bebte. »Deine Lippen sind zu dünn, du bist zu groß und deine Haare sind eigentlich eher bräunlich als golden. Und deine Augen sind klein und fies!« Jetzt sah er mich an, als hätte er noch nie jemanden gesehen, der einen psychotischen Ausbruch hatte, und als fände er es total faszinierend.
    Ich warf das Geschirrtuch hin, ganz verlegen, weil ich etwas so - Klischeehaftes machte. »Außerdem«, zischte ich, »bist du ein Arsch!«
    Ich fuhr herum und rauschte durch

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