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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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ich mich nimmer drum kümmern soll. Aber ich will wissen, was das war. Wer du bist. Was du kannst. Und ich find’s raus.«
    Pause. Sie atmete durch. Dann sagte sie: »Jetzt wirst du erst mal gesund. Und dann …« – sie stockte, wußte nicht recht, wie sie den Satz beenden sollte.
    Philip lächelte und brummte: »Hchhmachh memmgen?«
    Sie stand auf und beugte sich über ihn, bis ihr Ohr ganz nah an seinem Mund war.
    Da hörte sie ihn flüstern: »Und dann gehen wir mal … nett … Kaffee trinken … um uns … besser … kennenzulernen …«
    Astrid mußte lachen, trocken, aber aufrichtig belustigt.
    Sie richtete sich auf und sah kopfschüttelnd auf den Halbtoten runter, der da grün und blau geprügelt im Bett lag und trotzdem noch dreiste Witze riß.
    »Ich bin wahrscheinlich schwer bescheuert«, sagte sie, erkennbar mehr zu sich selbst als zu Philip. »Aber du hast was. Irgendwas hast du, Typ. Das gewisse Nichts vielleicht. Okay. Kaffeetrinken.«
    Er blickte sie fragend an, als sie im Begriff war, sich abzuwenden und ihn wieder allein zu lassen. »Was? Du hast doch wohl nicht gedacht, ich hock jetzt bei dir am Bettle und halt dir’s Händle, bis es wieder geht? So verliebt bin ich noch nicht, daß das klar ist.«
    Er starrte sie bloß an. Sie ging zur Tür, öffnete sie erstaunlich leise, und dann war sie fort.
    So verliebt?
    Noch nicht, dachte Philip, verblüfft und entzückt.
    Noch nicht.
    3  Zwei Wochen, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, fand Philip, der schließlich das erste Mal wieder vorsichtig aus seiner Wohnung rauskam und sich die Reste der Gründe ansehen wollte, die ihn in die Stadt zurückgelockt hatten, die Unglücksstelle, wo Frau Flasch verbrannt war, sehr gut aufgeräumt, das Haus schon ziemlich wieder hergestellt, die Orte seiner Kindheit und Jugend, die er im Zuge des anschließenden Spaziergangs aufsuchte, mal verändert, mal so belassen wie erinnert, den Treff wirklich mit Brettern vernagelt und endlich die Ohren des Herrn Maschinger vom Ordnungsamt verstopft, als Philip sich beschweren wollte, daß man ihn aus jenem schönen Spiel geboxt hatte, bei dem es darum ging, möglichst viele Seelen Ausgestoßener zu retten. Als er all das besichtigt und erledigt hatte, an einem schönen, sonnigen Nachmittag, der herbstlich windig war und am Himmel reinliche Wolken vorführte, die wie von Schlägern auseinandergejagt aussahen, verzupft und schüchtern, ging Philip in die Wehrer Straße zum Serben, wo an der Bar Teufel stand und weinte.
    An Teufels Motorradjacke, fiel Philip zum ersten Mal auf, klebte unten eine Dreckkruste, die einen sofort denken ließ: Der Mann ist Motocross-Rennen gefahren. Philip wußte im selben Moment, daß die Kruste schon immer da gewesen war und daß Teufel niemals Motocross-Rennen fahren würde. Teufel stand allein da, denn Zetta war gestorben: »Der Schtoff isch nit sauber g’wese, des hab’ ich scho g’sehe beim Koche, der isch nit sauber g’wese, gopferdammi. Nit sauber.«
    Anscheinend war Zetta auf einem Klo einer Kneipe in Basel vom Tod ereilt worden – sie und Teufel hatten sich eine Weile in die Schweiz abgesetzt, als die neue ordnungspolitische Vision des Bürgermeisters, inklusive Ausgabe von flüssigen Mitteln an den Dokter zur ordentlichen Jugendzentrumsersetzung, ihre auch im Lokalblatt via Leserbriefprotest diverser eher sozialdemokratisch inklinierter Eltern heiß diskutierte Anlaufphase erlebte. Teufel ließ zu, daß Philip ihm noch ein Pils kaufte und die rechte Hand auf die Schulter der Motorradjacke legte. Teufel wußte nicht, daß Zetta mal nachts bei Philip gewesen war und Philip bei der Gelegenheit fast mit ihr gevögelt hätte (rex grandis mundanus spiritus impius est).
    Komischerweise war das für den Rest der kleinen Mahnwache, die ihr Brackwasser-Pathos später dann in einen sinnlos besoffenen Abend ausgoß, das Einzige, an das Philip Klatt klar denken konnte: Ich hätte fast mit der gevögelt, du lieber Gott. Er hatte ehrlich keine Ahnung, ob er froh sein sollte, das nicht getan zu haben – einfach, weil dadurch die Trauer jetzt nicht von schlechtem Gewissen verunreinigt wurde, und er Teufel in die Augen mit den vielen geplatzten Äderchen sehen konnte, ohne sich zu schämen – oder bereuen, daß es nicht dazu gekommen war; wer weiß, wie alles weitergegangen wäre, wenn Zetta dadurch seine Freundin … und vielleicht noch am Leben …
    Alles Quatsch, aber so geht das, wenn man nichts mehr machen kann, es entsteht

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