Für immer in Honig
die Stirne kraus. Die beiden Handlanger blickten irritiert zur Trefftür. Philip war wieder zu hören. Unglaublicherweise kicherte er immer noch, wenn auch spotzend, stotternd, und pustete Blutblasen aus Mund und Nase. Mit einem mächtig surrealen Tarzanschrei warf Schacko sich auf Astrid. Ohne große Mühe fing sie ihn auf und warf ihn übers Geländer. Allerdings hatte sein Angriff sie ausreichend abgelenkt, daß sich Andy unterdessen unbemerkt, auf allen vieren, hatte nähern können. Endlich zauberte er sein Messer aus der Hosentasche und stach ihr damit in die linke Wade. Fluchend zog sie das Bein zurück. Das Messer rutschte mit gummifeuchtem Reißgeräusch aus der Wunde. Astrid trat Andy ins Gesicht. Von hinten sprangen Fette, Zetta und, mit einem Brotmesser von der kleinen Anrichte bewaffnet, ein wie verrücktgeworden indianisch heulender Teufel sie an.
Das bucklige Vier-Personen-Knäuel fiel hintenüber, verhakte Leiber rollten übers Pflaster, fast bis zum Brunnen.
Ein Fenster über der Schneiderei wurde aufgerissen. Kopf und Torso einer alten Frau erschienen, die schrie: »I hab’ d’ Polizei gr’rufe! D’ Polizei kommt glei! Kommt glei!«
Philip lachte lauter, Schacko fiel mit ein: Polizei kommt glei.
Astrid griff Teufel, der halb auf ihr lag, an Schulter und linkem Handgelenk, stieß ihm das Knie gegen den Ellenbogen, spucke. Das Brotmesser fiel in den Brunnen, gefolgt von Teufel, dem dabei der Messingaufsatz des Wasserhahns einen Vorderzahn verkürzte. Astrid hieb mit der Faust den Kopf von Fette gegen die Beckenwand und kam dann mit fließender Abrollbewegung wieder auf die Beine.
Andy kroch hustend auf sie zu, wurde aber von Schorsch mit voller Wucht in den Bauch getreten. Dann plazierte Bernd seinen Stiefelabsatz auf Andys Handrücken. Andy gab sein Messer schreiend frei. Schacko war unterdessen zu Philip gekrochen und half ihm auf. Astrid trat Zetta gegen den Hals. Bewußtlos sackte die Getroffene neben dem Brunnen zusammen. Dann schlug Astrid Fette, die eben dabei war, sich zu berappeln, mit beiden Händen rechts und links gegen den Kopf.
Andys Freundin drehte sich wie ein Brummkreisel einmal um sich selbst und fiel tonlos um. Teufel planschte heulend und fuchtelnd im Brunnen. Astrid war mit einem Schritt bei ihm, packte ihn im Genick und tunkte seinen Kopf ins grüne Wasser. Teufel ruderte, flatterte noch ein- oder zweimal mit den Armen, die Beine traten aus, ziellos und zuckend, dann verlor er das Bewußtsein. Anstatt ihn zu ertränken, riß Astrid Kopf und Oberkörper des reglosen Mannes aus dem Wasser und warf ihn neben den Brunnen.
Schorsch hielt Andys Messer in der Hand und überlegte, über den Punk gebeugt, ob er es ihm in den Rücken stoßen sollte. Andy rührte sich nicht mehr, obwohl Bernd noch hin und wieder nach ihm trat. Astrid spuckte aus und ging langsam, trotz der Wadenwunde ohne Humpeln, zu den beiden andern Neonazis. Unterwegs griff sie den röchelnden Peter im Genick, krallte die Finger in den Jackenaufschlag und riß ihn eine halbe Armeslänge in die Höhe. Dann schleifte sie ihn ohne sichtbare Anstrengung bis zu Andy, warf ihn neben den Jungen, nahm Bernd, der nichts dagegen hatte, Andys Messer aus der Hand und kniete neben Peter, den sie bei der linken Schulter faßte und so auf den Rücken drehte.
Seine Lider flatterten, aus seiner Nase floß Blut, weit riß er die Augen auf, als Astrid ihm das Messer mit der Spitze direkt an die Kehle setzte. Schacko, auf den niemand sonst mehr achtete, hatte Philip inzwischen soweit aufgerichtet, daß es danach aussah, als könnte dieser jetzt auf eigenen Beinen stehen.
Der Schwarze flüsterte dem Schwerverletzten zu: »Tschüß, viel Glück noch.«
Abgang nach rechts, ins nächstgelegene schmale Gässchen. Philip sah sich auf der Szene um: Zetta, Fette und Teufel lagen da wie geschlachtet. Die drei Faschisten umstanden Andy, der ebenfalls mit keiner Bewegung verriet, daß er noch lebte, und den panischen Peter. Philip lächelte: Alles klar, verstehe, so geht das hier.
Blut rann ihm über die aufgeplatzte Lippe breit am Kinn runter, es sah aus, als streckte er die Zunge raus.
Astrid Riedler beugte sich tief über Peter und sagte: »Du haust ab. Aus der Stadt. Packst deinen Dreck zusammen und verschwindest.«
»Scheiße, der bepißt sich!« lachte Bernd. Tatsächlich bildete sich vorn um Peters Hosenlatz ein feuchter, rasch größer werdender Fleck. Astrid setzte das Messer ab, warf es auf die Treppe zum Treff.
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