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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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das Blut? Sind die geflohen?«
    Sie blinzelte verdutzt. Lex hatte irgendwelche Leute angerufen, die sich um die Leichen kümmern sollten. Offenbar hatten sie nicht aufgeräumt und sauber gemacht - was vermutlich auch nicht zu erwarten war. »Ja, die sind abgehauen. Das ist aber nicht mein Blut. Ich hab einen Einbrecher mit dem Messer erwischt.«
    »Gut gemacht! Hast du gesehn, wer das war? Meinst du, das hat irgendwas mit Chester zu tun?«
    »Ja, hab ich. Die trugen Umhänge ... Und ich glaube, sie waren hinter dem Amulett her. Darum hatte es wohl was damit zu tun. Wie spät ist es?« Themawechsel, Themawechsel ... Sie wollte nicht weiter über den Einbruch reden, vor allem nicht darüber, auf welche Weise die Einbrecher wieder verschwunden waren. Sie traute sich nicht zu, darüber zu sprechen, zumindest noch nicht.
    »Mittagszeit.«
    Mist, schon so spät? Die Fenster von Lex’ Wohnung waren so verhangen, dass man gar nicht erkennen konnte, wie hell es draußen eigentlich war - als wäre man in einer geheimen Höhle. Einer sicheren geheimen Höhle. Wenn sie nur an die Mittagssonne dachte, taten ihr schon die Augen weh. »Mir geht’s gut, Terrible. Ich bin - äh, bei Freunden auf dem Kirchengelände untergeschlüpft.«
    »Ja, da bist du in Sicherheit. Gute Idee.« Sie hörte seinen Atem. »Kommst du jetzt? Edsel hat gesagt, ich soll dich irgendwohin fahren.«
    »Ja, stimmt. Treffen wir uns doch in einer Stunde bei Edsel am Stand. Okay?«
    Lex machte ihr noch eine Line klar, während sie dem Ältesten Griffin telefonisch ihr Kommen ankündigte, und ehe Lex sie dann zur Tür brachte, tütete er ihr noch ein bisschen Pulver ein.
    »Kommst du heute Nacht wieder hierher?«, fragte er und hob dabei mit dem Zeigefinger ihr Kinn, eine zarte Berührung, die ihr einen unwillkommenen Schauer durch den ganzen Körper jagte.
    »Weiß ich nicht. Ich ruf dich an, falls es nötig wird, okay?«
    »Mach das.«
    Chess erwartete einen Kuss und war sich sicher, dass er sie nicht wieder so umhauen würde wie das letzte Mal. Doch da hatte sie sich getäuscht. Als Lex ihr eine Hand ins Haar schob, mit der anderen ihre Hüfte ergriff und sie an sich zog, bekam sie weiche Knie. »Mach das, Tülpi. Ich wart auf dich.«

19
    »Versuche nie, Verbindung zu einem Toten aufzunehmen,
    so nutzbringend es auch erscheinen mag,
    denn das ist es in keinem Fall.«
    Das Buch der Wahrheit , »Regeln«, Artikel 35
    Sie war noch nie so weit außerhalb der Stadt gewesen. Wäre der Tag so schön und sonnig geworden, wie man es sich für einen solchen Ausflug vorstellte, wäre es eine schöne Fahrt gewesen. So jedoch war von der Landschaft kaum etwas zu sehen. Die Scheibenwischer des Chevelle glitten hektisch auf der Windschutzscheibe hin und her, und etwaige Ausblicke blieben im Nebel verborgen. Es kam ihr vor, als wären Terrible und sie in einem Raumschiff unterwegs. Sie wechselten nur hin und wieder ein paar Worte, während Chuck Berry leise aus den Lautsprechern sang und Chess sich Notizen für das anschließend zu führende Gespräch mit den Mortons machte. Der Älteste Griffin war über ihre mangelnden Fortschritte nicht ungehalten gewesen, sie dagegen war sauer deswegen, und Randy Duncan dort herumlungern zu sehen hatte ihre Laune nicht eben gebessert. Er hatte inzwischen überhaupt keinen Mumm mehr in den Knochen. Und sie wollte nicht genauso enden wie er.
    »Weißt du, wo wir sind?«
    »Wie oft willst du mich das noch fragen?«
    »Bis wir ankommen. Wir sind schon ewig unterwegs.«
    »Nich mal ’ne Stunde. Bist du immer so ungeduldig?«
    »Ich langweile mich. Und ich fühle mich hier eingesperrt. Draußen ist es neblig, und ich kann überhaupt nichts sehen.«
    »Da gibt’s auch nich viel zu sehn.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Du bist die Einzige hier im Wagen, die noch nie aus der Stadt rausgekommen ist.«
    »Ich bin schon aus der Stadt rausgekommen. Es ist bloß sehr lange her.«
    »Bringt ja auch nichts. Hier draußen ist ja nich mehr viel übrig.«
    Wie um das zu illustrieren, bremste er ein wenig ab. Aus dem Nebel tauchte ein schwarzer Umriss auf: die Überreste einer Kirche, die wie viele andere von wütenden Menschen zerstört worden war, nachdem die Geisterwoche schließlich ein Ende genommen hatte. Im ganzen Land gab es diese Backstein- und Granit-Ruinen, stumme Zeugnisse eines Glaubenssystems, das der Menschheit jahrhundertelang gute Dienste geleistet hatte, das sich aber letztlich als nutzlos erwies und überholt war.
    »Lass mal

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