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Grote, P

Grote, P

Titel: Grote, P Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wein des KGB
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gemeinschaftlichenHandelns werden würde. Der Kellermeister der Kooperative hatte ihm einen Lageplan des Hotels in Focşani zugefaxt und den weiteren Weg nach Odobeşti beschrieben. Beides hatte Simion auch erhalten, aber er war nicht dort, weder im Hotel noch bei der Kooperative – und am Telefon meldete er sich auch nicht.

14
    Auf dem wackligen Tisch mit der abgeschabten Platte standen Gläser, in einigen noch die Neige der letzten Probe, andere waren unbenutzt. Es waren runde Gläser »wie beim deutschen Italiener an der Ecke« und nicht die genormten tulpenförmigen INA O-Gläser für Wein-Degustationen der französischen Sommelier-Union. Solche benutzte Martin, obwohl sie ihrer Form wegen nicht mehr als ideal galten. Aber das konnten Argumente der Glashersteller sein, den eigenen Bestand würde er nur in dem Maße ersetzen, wie der alte zu Bruch ging. Außerdem waren die Gläser für seine Entscheidungen hinsichtlich eines Weins nicht von Bedeutung, entscheidend war seine Nase.
    Wieder erinnerte er sich an den Mann, der ihn den deutschen Grenouille genannt hatte. Der Mann war inzwischen tot, erschossen, er hatte zu hoch gepokert und verloren. Niemand hatte ihm eine Träne nachgeweint.
    All das ging ihm durch den Kopf, während er im Keller der Kooperative von Odobeşti die Gegenstände auf dem Tisch betrachtete. Er sehnte sich nach seiner Garage, es war tatsächlich eine gewesen, als Gaston darin angefangen hatte, Wein zu keltern. Martin sehnte sich nach den Barriques, nach dem Duft in seinem Keller, nach seinem Wein. Die Umgebung hier führte ihm das alles plastisch vor Augen. Bei ihm zu Hause konnte man vom Boden essen, hier hingegen herrschte ein sympathisches Chaos. Der Kellermeister derKooperative oder Erzeugergemeinschaft, wie sie sich nannten, um nicht in den Geruch zu kommen, belasteten Ideologien anzuhängen, unterhielt sich mit Teubner.
    Martin griff nach der Taschenlampe auf dem Tisch und knipste sie an. Man würde sie brauchen, denn das Licht im Keller war schlecht. Die grauen Betonwände sogen es auf, die hohen stumpfen Kunststofftanks, in Deutschland ausgemustert und dort günstig erstanden, schluckten es, das Licht gelangte kaum auf den Boden, und wenn etwas unter einen der Tanks rollte, so wie jetzt sein Kugelschreiber, mit dem er die Äußerungen des Kellermeisters notiert hatte, war er auf die Taschenlampe angewiesen. Er fand den Kugelschreiber unter dem Tank mit dem Sârba, einer nur hier im Gebiet von Vrancea heimischen Rebsorte.
    »Sehr anfällig für Mehltau«, hatte der Kellermeister gemeint, der nach seiner Ausbildung auch in Deutschland gearbeitet hatte. Es war ein recht schöner Wein, ziemlich ausgewogen in Bezug auf Süße und Säure, für Martins Geschmack jedoch weder mineralisch genug, noch verfügte er über die nötige Spritzigkeit. Das war nicht der Ausdruck eines Bodens, auf dem er gern Weinstöcke gepflanzt hätte und den er der SISA und Coulange zum Kauf empfehlen würde.
    Er legte seinen Notizblock neben die Digitalwaage, sie war etwas kleiner, als jene, die man beim Fleischer fand. Martin hatte sein halb volles Glas darauf abgestellt. Es wog 187   Gramm. Sonst diente sie wahrscheinlich zum Abwiegen des Schwefels, mit dem der Wein stabilisiert wurde. Diese Methode war nach Hippokrates und Plutarch bereits seit der Antike bekannt. Nicht nur er schwefelte den Wein, auch Biowinzer taten es, ansonsten wurde der Wein schal und matt, er alterte schnell, wurde kratzig und verlor seine brillante Farbe.
    Dichtungsringe lagen auf dem Tisch, ein Filzschreiber, ein Taschenrechner, das größte Objekt in diesem Durcheinanderwar das Rührgerät, eine riesige Bohrmaschine mit einem Aufsatz für den Propeller am Ende. Er diente dazu, die Hefe aufzuwirbeln.
    Das Gebäude war in grauer Vorzeit bereits als Kellerei genutzt worden und dann von der Kooperative von Odobeşti vor sieben Jahren wiederbelebt worden – unter höllischen Geburtswehen. Es wurden hauptsächlich leichte junge Weißweine gekeltert, Odobeşti war berühmt dafür, doch auch für diverse Panschereien der Großkellereien. Flüchtige Säuren waren mit Kräuteraromen abgedeckt worden, und Wasser sowie Alkohol hatte man zugesetzt. Das traf für die Erzeugergemeinschaft nicht zu, nur litt auch sie unter dem schlechten Ruf der Vorgänger und Nachbarn, wie der Kellermeister erklärt hatte.
    Der stand mit Teubner im Halbschatten unter den mit silberner Folie isolierten Rohren, die sich an den Tanks entlangzogen. Die Trauben

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