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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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die Mitglieder Ihrer Partei sind, keine Anzeigen mehr in meinem Blatt schalten?«
    »Lieber Herr Habersetzer. Wann habe ich denn so was Unverschämtes gesagt. Würde mir im Traum nicht einfallen. Ich hab nur gesagt, dass es sein kann, dass es manchem Unternehmer hier am Ort nicht gefällt, wenn ein Irrer wie dieser Hartinger für die Heimatzeitung arbeitet. Ein Pfaffenhasser. Gewalttäter. Beleidiger unseres Herrn Ministerpräsidenten. Ich als Bürgermeister fühle mich verpflichtet, Sie darauf hinzuweisen. Gerade weil ich für eine starke und unabhängige Presse in meinem … ich meine, in unserem Landl bin. Verstehen Sie mich richtig?«
    »Vollkommen. Aber Sie müssen sich keine Mühe geben. Zufälligerweise habe ich heute von unserer Zentrale in München den Hinweis bekommen, dass man dort über die berufliche wie auch die private Vergangenheit des Kollegen Hartinger nicht amüsiert sei. Er wird von uns keine Aufträge mehr bekommen«, berichtete der Redaktionsleiter.
    »Das ist gut. Sie haben ihm also gekündigt, dem Hartinger?«
    »Einem freien Mitarbeiter muss man nicht kündigen. Er bekommt, wie ich sagte, keinen Auftrag mehr. Basta.«
    »Jetzt hoffe ich aber, dass Sie den Verlust so einer Kraft schnell ausgleichen können.« Der Bürgermeister grinste über beide Ohren. »Mei, da fällt mir ein: Die Hornsteiner Jacqueline, die möchte doch was mit Medien machen. Sie wissen schon, die Nichte vom Herrn Brechtl. Die macht bald Abitur am Irmengard-Gymnasium. Vielleicht könnt die bei Ihnen aushelfen. So Fotos, die machen doch die Digitalkameras heutzutag praktisch von allein. Da müssens die Jacqueline nur zu den Terminen schicken. Und Geld will die als Praktikantin auch keins. Und der Brechtl …«
    »Ich weiß, ich weiß. Der schaltet jede Menge Anzeigen bei uns. Und die Schwester vom Herrn Brechtl, also die Mutter von der Jacqueline, die Frau Hornsteiner, sitzt die nicht im Finanzausschuss des Gemeinderats?«
    »Jetzt, wo Sie’s sagen! Ja, stimmt. Aber da kann ja die Jacqueline nix dafür. Also, ich sag ihm Bescheid, dem Brechtl Toni, dass er die Jacqueline bei Ihnen vorbeischickt. A sauberns Deandl, da werdens schaun, Herr Habersetzer.«
    »Das freut mich zu hören, Herr Bürgermeister. Jungen Leuten unter die Arme zu greifen ist die erste Pflicht von allen Unternehmen am Ort. Das gilt auch für die Heimatzeitung.«
    »Ich bin Ihnen übrigens dankbar, dass Sie die Sache mit den Knöcherln und besonders das mit der Weißrussin so professionell und unaufgeregt behandeln. Da könnten sich manche ein Radl abschneiden, Herr Habersetzer.«
    »Und der Herr Brechtl freut sich darüber auch, richtig?« Einen gewissen Grad an Süffisanz konnte der Journalist nicht verbergen.
    Meier stellte sich dumm. »Der Brechtl Toni? Mei, dem ist halt auch an Ruhe und Ordnung im Ort gelegen. Ist ja einer unserer wichtigsten Bürger. Ich mein, alle sind ja gleich wichtig, alle Bürger, vor dem Gesetz. Aber ich mein jetzt gewerbesteuertechnisch wichtig. Sie wissen schon, Herr Habersetzer.«
    »Ja, ich weiß schon, Herr Bürgermeister«, seufzte Peter Habersetzer. »So wie anzeigenschaltungstechnisch wichtig.«
    Bürgermeister Meier war sehr froh, dass das Bildtelefon noch nicht Standard war. Denn es wäre ihm schwergefallen, sich ein hinterhältiges Grinsen zu verkneifen, als er fragte: »Was meinen Sie eigentlich mit ›der Brechtl freut sich‹? Meinen Sie jetzt wegen der Weißrussin, Herr Habersetzer? Sie konstruieren doch da keinen Zusammenhang, oder? Das wäre ja vollends Wahnsinn, wenn ein Mann des Kalibers unseres ehrbaren Mitbürgers Toni Brechtl verwickelt wäre in eine solche Schande.«
    »Sie wissen doch selbst, Herr Bürgermeister, dass sich die beiden ganz gut kannten.«
    »Wer kennt den Brechtl nicht? Und die Svetl … Ich meine die Weißrussin, die war ja auch nicht zu übersehen, wie man mir berichtet.«
    »Jetzt tuns doch nicht so, Herr Bürgermeister. Wahrscheinlich ist die Frau Brechtl die einzige Person in diesem Ort, die nicht weiß, dass die beiden eine Affäre hatten.«
    »Ah geh …«, stellte sich Meier ahnungslos.
    »Herr Bürgermeister, bitte. Ihre Solidarität mit Ihrem Steuerzahler Nummer eins in Ehren, aber halten Sie mich nicht für dumm.«
    »Na gut, ich hab so was gehört. Aber die Leute reden so viel. Schlimm, oder? Ich möchte gar nicht wissen, was sie über mich alles verzapfen. Oder über Sie, Herr Habersetzer. Stimmt es, dass Sie während Ihres Journalismusstudiums in Passau in einer Männer-WG

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