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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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sie die Chancen wieder
ausgleichen.
    Also, was sollte sie tun, bis es dunkel wurde?
Vielleicht war es Zeit für etwas Detektivarbeit, um herauszufinden, was man so
auf der Straße darüber sagte.
    „Und zumindest hat er nicht wegen Bowan
herumgeschrieen", murmelte sie, als sie wieder in ihren Mantel schlüpfte.
    „He, Victory, lange nicht gesehen."
    „Ja, ist schon einige Monate her. Wie geht es dir,
Tony?"
    Tony zuckte unter der Jeansjacke die mageren
Achseln. „Gut."
    „Bist du clean?"
    Er warf ihr einen Blick aus dem Winkel seiner blaßblauen
Augen zu. „Ich hör', du bist kein Bulle mehr. Ich muß es dir nicht sagen."
    Nun zuckte Vicki die Achseln. „Nein. Das mußt du
nicht."
    Sie gingen einen Augenblick schweigend
nebeneinander her durch die Menschenmenge, die sich auf der Yonge Street drängte.
Als sie an der

Ampel an der Ecke zur Wellesley Street
stehenblieben, seufzte Tony. „Gut, ich bin clean. Biste jetzt glücklich? Wirste
jetzt abschwirren und mich in Frieden lassen?"
    Vicki grinste. „Ist es je so einfach?"
    „Nö, bei dir nicht. Hör mal", er deutete mit
einer Hand auf ein kleines Restaurant, weniger schick als die meisten seiner
Konkurrenten, „wenn du mir schon die Zeit stiehlst, kannste mir auch 'n
Mittagessen spendier'n."
    Sie spendierte ihm ein Mittagessen, aber nicht das
Bier, das er wollte, und fragte ihn nach der Meinung der Straße.
    „Meinung wozu?" fragte er und schob sich eine
riesige Gabel Kartoffelbrei in den Mund. „Zu Sex? Zu Drogen? Zu Rock 'n'
Roll?"
    „Zu Dingen, die nachts Leute killen."
    Er warf einen Arm in der klassischen Tradition der
Hammer-Filme hoch. „Ah, der Wampyr."
    Vicki nahm einen Schluck lauwarmen Kaffee, fragte
sich, wie sie es überlebt hatte, das Zeug all diese Jahre bei der Truppe zu
trinken, und wartete. Tony war ihr bester Informant gewesen. Er war nicht
direkt ein Spitzel, eher ein Barometer, das alle Stimmungen und Empfindungen
wahrnahm, und obwohl er nie Einzelheiten erwähnte hatte, hatte er ihr mehr als
einmal die richtige Richtung gewiesen. Er war jetzt 19. Er war 15 gewesen, als
sie ihn das erste Mal festgenommen hatte.
    „Meinung der Straße... " Er bestrich
methodisch das letzte Brötchen einen halben Zentimeter dick mit Butter. „Die
Meinung der Straße sagt, die Zeitung hat recht."
    „Ein Vampir?"
    Er blickte durch seine dichten Wimpern zu ihr hoch.
„Der Killer is' nich' menschlich, sagt die Straße. Saugt Blut, nicht? Vampir
is'n recht guter Name dafür. Die Bullen werden ihn nicht schnappen, weil sie
nach 'nem Typen suchen." Er grinste. „Die Bullen in dieser Stadt sind
sowieso bloß Scheiße. Nich', was se mal waren."
    „Nun, vielen Dank." Sie sah zu, wie er seinen
Teller leerkratzte, dann fragte sie: „Tony, glaubst du an Vampire?"
    Er zog ein winziges Kruzifix unter dem Hemd hervor.
„Ich glaube dran, am Leben zu bleiben."
    Als sie vor dem Restaurant ihre Krägen gegen den
Wind hochschlugen, fragte sie ihn, ob er Geld brauchte. Sie konnte ihn nicht
von der

Straße wegbringen, er wollte ihre Hilfe nicht,
daher gab sie ihm, was er annahm. Mike nannte es das
Weiße-Mittelklasse-Schuldgefühl-Geld. Vicki gestand sich ein, daß er recht
hatte, ignorierte ihn jedoch.
    „Nein." Tony schob sich eine Locke aus dem
Gesicht. „Ich komme gut zurecht."
    „Du gehst anschaffen?"
    „Warum? Du kannst mich nicht mehr festnehmen;
willste mich anheuern?"
    „Ich will dir eine schmieren. Hast du noch nie was
von AIDS gehört?"
    Tony hüpfte außerhalb ihrer Reichweite herum. „He,
ich passe schon auf. Wie ich schon sagte", und nur für einen Augenblick
sah er viel, viel älter aus als er war, „ich glaub' dran, am Leben zu
bleiben."
    „Vicki, mir ist egal, was dein Rinnsteinguru sagt,
und mir ist auch egal, was die Straße meint. Vampire gibt es nicht, und du
verlierst den Verstand."
    Vicki hielt den Hörer vom Ohr weg, ehe Celluci den
seinen aufknallte. Sie schüttelte den Kopf und legte wesentlich sanfter auf.
Gut, sie hatte es ihm gesagt. Sie hatte es wider besseres Wissen getan und in
dem vollen Bewußtsein, wie seine Reaktion ausfallen würde. Egal, was heute
nacht passieren würde, ihr Gewissen war rein.
    „Es ist nicht so, daß ich an Vampire glaube",
erklärte sie der leeren Wohnung und lehnte sich zurück, um ihren Sessel zu
kippen. „Ich glaube daran, für alles offen zu sein." Und, fügte sie leise
und grimmig hinzu, in Gedanken bei Tony und dem Kruzifix, ich glaube auch
daran, am Leben zu bleiben. Neben dem Sessel stand

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