i 7f2e7d9c5fffb544
Schicksal.
»Stellt Eure Frage.«
»Aus welchem Grunde strebt Euer Meister danach, die Shalott zu besitzen?«
»Wegen ihres Blutes.«
Shay erschauderte. Ihr verdammtes Blut. Es war für eine Menge Dinge verantwortlich. Anscheinend wollte jeder Dä-
mon auf der ganzen Welt aus dem einen oder anderen Grund davon kosten.
»Wer ist er?«
180
»Ich sagte doch bereits, es ist mir untersagt, seinen Namen auszusprechen.«
»Wo kann ich ihn denn finden?«
»Er war in Chicago, aber ich spüre, dass er sich von der Stadt entfernt. Ich weiß nicht, wohin er reist.«
Viper knurrte leise, und seine Hände umfassten das Heft des Schwertes fester. »Ihr bietet mir keine Antworten.«
Der Lu lachte leise und beunruhigend. »Weil Ihr nicht die richtigen Fragen stellt,Vampir.«
»Was sind die richtigen Fragen?«
»O nein, so einfach werde ich es nicht machen.«
Shay trat eilig vor. Es war kein Genie nötig, um zu bemerken, dass Vipers Geduldsfaden längst gerissen war. Der Lu würde keine Fragen mehr beantworten können, sobald das Schwert in sein Gehirn eingedrungen war.
Sie trat dem Dämon direkt entgegen. »Ihr habt gesagt, das der Meister mich wegen meines Blutes haben will. Will er es verkaufen oder für sich selbst nutzen?«
Das blutrote Auge blickte jetzt in ihre Richtung. Shay zitterte, als sie die enervierende Intelligenz erkannte, die den glitzernden Tiefen loderte. Unvermittelt wurde ihr klar dass der Dämon weit mehr war als eine schwerfällige, tödliche Bestie. Wenigstens nahm sie an, dass es sich um einen Er handelte. Sie hatte nicht vor, das Biest zu bitten, sich umzudrehen, damit sie das überprüfen konnte.
»Mein Meister hat selbst keine Verwendung für Euer Blut«, fauchte der Dämon.
»Also hat er vor, mich zu verkaufen?«
»Ihr seid ... eher ein Mittel zum Zweck.«
Shay verlor allmählich selbst die Geduld. Kein Wunder, dass der Dämon zugestimmt hatte, Fragen zu beantworten.
Er verriet nicht eine einzige verdammte Sache.
181
»Hat er Evor?«
Möglicherweise spürte der Dämon ihren Ärger, denn ein spöttisches Lächeln der Genugtuung kräuselte seine Mundwinkel.
»Der Troll lebt, und ihm geht es gut. Vorerst.«
Shay blinzelte verwirrt. »Was meint Ihr damit?«
»Wenn Ihr eine Antwort auf Eure Fragen wollt, haltet euch an Euren Fluch.« Ein schreckliches, summendes Ge-räusch drang aus der Kehle des Dämons, und er erzitterte plötzlich. »Ich habe mein Versprechen erfüllt, Ihr grässlicher Vampir, nun beendet es.«
Viper drehte sich um, um Shay einen fragenden Blick zu-zuwerfen.
Es gab fraglos noch eine Menge anderer Fragen, die sie hätte stellen können. Manche würde der Dämon vielleicht sogar beantworten. Aber sie konnte das nicht tun.
Ihre Nerven waren einfach nicht stark genug, als dass sie hätte zusehen können, wie irgendein Wesen litt.
»Ja.«
Der Drang, sich umzudrehen, war fast überwältigend, aber Shay zwang sich, dem Todesstoß zuzusehen. Der Dämon hatte sie gejagt, und zwar nur sie. Es war ganz allein ihre Schuld, dass Viper und Levet überhaupt angegriffen worden waren. Das Mindeste, was sie tun konnte, war, dem Vampir zur Seite zu stehen, während er ihren Feind besiegte.
Viper hob das Schwert und holte zu einem heftigen Schlag aus, der den langen Kopf glatt vom Leib trennte. Wie sie, schien er entschlossen zu sein, dem Leiden des Dämons ein Ende zu bereiten.
Kein Geräusch verriet, dass der Lu tot war, aber allmählich begann das Leuchten der Schuppen zu verblassen. Shay schickte ein stummes Gebet gen Himmel. Sie war sich nicht 182
sicher, zu welcher Gottheit die Lu beteten, aber ihre Worte würden sicherlich nicht verloren gehen.
Eine lastende Stille senkte sich herab, als es völlig finster wurde. Der Dämon war tot, aber Shay empfand keine Erleichterung.
Da draußen gab es immer noch jemanden, der ihr Blut wollte.
Die einzige Frage war, was er ihr als Nächstes nachschi-cken würde.
Gedankenverloren, wie sie war, schrie Shay erschrocken auf, als sie plötzlich fühlte, wie eine kleine Hand am Saum ihres Gewandes zog. »Levet?«
»Ah, also erinnerst du dich an den armen Gargylen, der gezwungen war, gegen Höllenhunde und Dämonen kämpfen, und diesen großartigen Dunkelheitszauber zu halten, obwohl er einen furchtbaren Krampf in der Seite hat«, murmelte Levet mit offensichtlicher Empörung.
Ein Teil von Shays Anspannung verflog, als sie das vertraute Murren ihres Freundes hörte. »Es ist wirklich ein groß-
artiger Zauber, Levet, aber für
Weitere Kostenlose Bücher