i 7f2e7d9c5fffb544
dahinter versteckt gewesen war.
Knochen, die unverkennbar menschlichen Ursprungs waren.
»Ich glaube, ich habe sie gefunden«, keuchte Shay entsetzt.
Viper näherte sich mit verständlicher Vorsicht, und er hielt den Blick auf das Skelett gerichtet. »Wenn dies hier die Hexe ist, dann ist sie bereits seit langer Zeit tot.«
Shay leckte sich die trockenen Lippen und bewegte sich langsam vorwärts, um einen genaueren Blick auf den grauenhaften Haufen werfen zu können. Ihr stockte der Atem angesichts des Messers, das noch immer zwischen zwei Rip-pen steckte.
»Sie wurde ermordet.«
»Ja.«
Shay blickte auf, als Viper sich neben ihr in die Mitte des Kreises beugte. »Es war Evor.«
Auf seinem Gesicht war Überraschung zu erkennen. »Bist du sicher?«
»Er besitzt ein Messer, das diesem genau entspricht. Ich würde es überall wiedererkennen.«
Viper griff nach dem Messer und zog es heraus. »Das wür-de erklären, wie es ihm gelang, die Kontrolle über deinen Fluch zu erhalten.«
Shays Magen krampfte sich zusammen, als sie an den hässlichen kleinen Troll dachte, der ihr das Leben zur Qual 234
gemacht hatte. Mit Sicherheit würde sie Evor einen kaltblü-
tigen Mord zutrauen. Das war geradezu eine seiner Freizeit-beschäftigungen. Aber noch waren zu viele Fragen unbeantwortet.
»Es ergibt keinen Sinn.«
»Was?«
Sie zuckte ruhelos mit den Achseln. »Als ich noch jung war, war das Mal auf meinem Rücken nur ein Ärgernis. Ich wusste nicht einmal, dass es sich um einen Fluch handelte, bis Evor die Bindung nutzte, um mich in seine Gewalt zu bringen. Wenn die Hexe die Person war, die mich mit der Fluch belegte, weshalb ließ sie mich dann die Fesseln nie spüren?« Sie deutete auf die Knochen. »Und weshalb bin ich nicht gestorben, als sie starb?«
Viper studierte geistesabwesend das Messer in seine Hand. »Die einzige mögliche Erklärung ist, dass es Evor gelang, die Hexe dazu zu zwingen, die Macht über den Fluch ebenso wie die Bindung selbst auf ihn zu übertragen, bevor er sie tötete. Was den Grund betrifft, weshalb sie das Mal nie nutzte ... Ich weiß es nicht.«
»Verdammt.« Shay seufzte auf. »Und was nun?«
Viper erhob sich und sah sich in dem engen Keller um.
»Die Morgendämmerung steht kurz bevor. Wenn ich hier nicht eingesperrt sein soll, muss ich zu Dantes Haus zurückkehren. Wir können morgen Abend hierher zurückkommen wenn du das wünschst.«
Sie schnitt eine Grimasse, während sie aufstand. Als ihr Blick auf ein kleines Kästchen fiel, das unter dem Skelett versteckt war, hielt sie inne.
»Was ist das?«
»Shay ...«, herrschte Viper sie an, als sie die Hand ausstreckte, um das Kästchen hervorzuziehen.
235
»Ich weiß, ich weiß, keine Dummheiten murmelte sie.
»Gegenstände zu berühren, von denen wir wissen, dass sie einst einer Hexe gehörten, zählt zur Kategorie Dummheit.
Es könnte sehr wohl sein, dass es eine Falle gibt, die nur auf eine unachtsame Berührung wartet.«
Shay warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Wir können das Kästchen nicht zurücklassen. Vielleicht gibt es etwas in seinem Inneren, das uns helfen wird.«
»Schön.« Viper zog Shay hoch, das Gesicht streng in Falten gelegt. »Aber wenn du es zu öffnen versuchst, bevor wir uns Sicherheit befinden, dann werde ich ...«
Sie kniff die Augen zusammen. »Dann wirst du — was tun?«
Vipers Miene blieb grimmig, aber tief in seinen Augen war definitiv ein Anflug von Belustigung zu erkennen.
»Wenn mir etwas einfällt, was furchtbar genug ist, dann werde ich es dich wissen lassen.«
236
KAPITEL 14
V iper hatte die leisen Schritte erwartet, die an seiner Tür vorbei schlichen. Er lächelte, als er sich seinen schweren Morgenmantel anzog und sein Haar mit einer Goldspange in Nacken zusammenfasste. Sie waren vor etwas über zwei Stunden zu Dantes Haus zurückgekehrt, aber Viper hatte keinen Augenblick lang damit gerechnet, dass Shay brav in; Bett kriechen und einschlafen würde.
Das wäre viel zu vernünftig gewesen.
Und obgleich Shay zahlreiche wunderbare Begabungen besaß, gehörte Vernunft nicht dazu.
Viper gab ihr eine Menge Zeit, um ihr Ziel zu erreichen.
Dann schlüpfte er aus seinem Zimmer und steuerte auf die Bibliothek zu. Er befürchtete nicht, auf jemand anders zu stoßen.
Dante und Abby lagen wohlbehalten im Ehebett, während Levet — nach dem sie rechtzeitig geschickt hatten - im Morgengrauen versteinert war. Er und Shay waren im Grunde allein in der großen Villa.
Dieses Wissen
Weitere Kostenlose Bücher