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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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Manko beschert, obwohl sie das beliebteste Mädchen der ganzen Schule ist.
    Liz ist ein süßer kleiner Dummkopf mit passablem Aussehen und freundlichem Lächeln. Sie ist viel netter, als das »Beliebteste Mädchen der ganzen Schule« normalerweise ist, also wird sie es wohl nicht lange bleiben. Sie verdankt diesen Ruf 1.) der Tatsache, dass sie reich ist - ihr Vater ist der weltweit führende Produzent dieser gigantischen aufblasbaren Gorillas, die
manchmal auf den Dächern von Autohäusern stehen ( siehe Bild 9 ) -, und 2.) der Tatsache, dass sie frühreif ist. Das heißt, sie hat schon echte Brüste.
    Frühreif zu sein, kann sich natürlich als zweischneidiges Schwert erweisen. Frühreife Mädchen sind entweder »Das beliebteste Mädchen der ganzen Schule« oder Schlampen. Ich meine, sie sind natürlich nicht wirklich Schlampen. Man nennt sie nur so, weil sie eben Möpse haben. Meine Altersgenossen finden das ganz logisch. 44
    Liz ist diesem unfairen Etikett ausgewichen, indem sie von ihren Möpsen selbst noch nichts bemerkt hat. Sie gleitet durch die Welt, als gäbe es die beiden Zwillingsherolde nicht, die ihre Gegenwart verkünden. Wer so naiv ist, kann doch nicht als Schlampe bezeichnet werden, oder? Es ist ein geschickter Schachzug, der ein gefährliches Maß an Dummheit erfordert, um durchgehalten zu werden. Die späte Pubertät ist da schon ein leichteres Spiel. In meinem eigenen Fall habe ich sie allerdings gründlich satt.
    »Und hier eine Bewerberin aus Mr. Moorheads Klasse: Miss Elizabeth Twombley!«
    Liz stapft durch den Mittelgang wie ein Taucher mit Sauerstoffflasche, der an einem Schönheitswettbewerb teilnimmt. Als sie die Bühne der Aula betritt, bin ich mir nicht sicher, was größer ist, ihr Lächeln oder ihre …
    Sofort bereue ich diesen Gedanken. Entscheidend ist, dass sie da ist und ihr das Publikum einen matten Applaus spendet. Liz’ Freundinnen springen von ihren Sitzen auf und skandieren: »Twombley! Twom-bley!

    Bild 9 : Sie ist reich - ihr Vater ist der weltweit führende Produzent dieser gigantischen aufblasbaren Gorillas, die manchmal auf den Dächern von Autohäusern stehen.

« Einige der notorischen Außenseiterinnen springen ebenfalls auf und fallen in die Schlachtrufe ein, wobei sie den beliebten Mädchen unsichere Seitenblicke zuwerfen, aber die beachten sie nicht.
    Alle anderen flüstern, rangeln, kichern oder dösen vor sich hin. Ich sitze ziemlich weit hinten in der Mitte und fühle mich total eingeengt. Normalerweise sind die Plätze um mich herum immer leer, aber heute ist die Aula gerappelt voll, die ganze Schule anwesend, jeder der mit rotem Samt bezogenen Sitze besetzt. Manche hocken im Schneidersitz in den Gängen. Ich bin eingeklemmt zwischen dem schnarchenden chinesischen Austauschschüler 45 und Randy Sparks, der versucht, seinen Atem zu riechen, indem er in seine Hand bläst.
    Auf der Bühne steht Liz vor den Bewerbern für die untergeordneten Posten der achten Klasse - eine Ansammlung von Pennern, Hohlköpfen und Fußabtretern, die gerade ihre ersten Schritte auf dem Weg in eine glorreiche Zukunft als C-Bürokraten 46 machen.
    Neben Liz steht unser Konrektor Mr. Hruska, ein grauhaariger alter Haudegen, der ein Jahr vor der Rente steht und bei der Bekanntgabe der Nominierten gerade ins Stocken geraten ist. Er wirft einen Blick auf den Computerausdruck in seiner Hand: »Aus Ms. Sokolovs Klasse: Jack Chapman.«
    Unter donnerndem Applaus schreitet Jack würdevoll den Mittelgang entlang. Liz’ Fans verziehen die Gesichter und setzen sich wieder hin, aber dafür springen
jetzt hundert andere Schüler auf und kreischen vor Begeisterung, was das Zeug hält. Man sollte glauben, hier schreitet ein kommender Monarch seiner Krönung entgegen. Er und Liz lächeln sich freundlich an.
    Der alte Hruska sieht in ihre Richtung, doch sein Blick geht ins Leere, wie das bei langjährigen Gefängnisinsassen oder Lehrern kurz vor der Pensionierung üblich ist. Dies ist definitiv die letzte blöde Schülerversammlung, die seine trüben Augen erleben müssen. Er wirkt wie ein altes Denkmal, dem es egal ist, ob die Vögel ihm auf den Kopf scheißen oder nicht. Eine Statue mit tadellosem, grauen Bürstenhaarschnitt und unzähligen Soßenflecken auf seiner Krawatte, der diese Farce nur noch hinter sich bringen will. Er wirft einen letzten Blick auf sein Manuskript: »Ich bedanke mich für euer zahlreiches Erscheinen. Alle Schüler gehen jetzt geordnet in ihre Klassenzimmer …« Er hält

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