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Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
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und sah sich verzweifelt im Café um. Niemand beobachtete sie, niemand verließ das Lokal. »Ist er noch hier?«
    Er zuckte die Achseln und starrte wieder auf den Fernseher. Sie setzte sich neben ihn, packte ihn an den Schultern. »Cameron, hör zu. Was war das für ein Mann? Siehst du ihn?«
    Er sah sich im Café um. »Nein.«
    »Bist du sicher? War es keiner von den Männern da drüben?«
    Sie deutete auf den Immobilienmakler. War er es?
    »Nicht so ein Mann. Mom, du tust mir weh.«
    Sie lockerte den Griff. Immer mit der Ruhe, Liv. Er versteht es nicht. »Was für ein Mann hat dir diese Karte gegeben, Liebling?«
    »So einer wie die da drüben.« Er zeigte auf die Schülergruppe. Sie hatten einen Laptop rausgeholt, lachten und sahen auf den Bildschirm.
    Wütend richtete sie sich auf und sagte laut: »Hat einer der Jungs da ihn dir gegeben?«
    »Nein, er sah nur so ähnlich aus, er hatte aber keine Schuluniform an.«
    »Du meinst, er war jung?«
    »Ja.«
    »Und ist er jetzt weg?«
    »Ja.«
    Sie wäre am liebsten auf die Straße gelaufen, hätte das Arschloch gesucht und ihm dafür eine reingehauen, weil er ihren Sohn angesprochen hatte. Aber sie wollte Cameron nicht alleine lassen. Herrgott, sie hatte ihm nur einen Augenblick lang den Rücken zugedreht.
    »Komm, Liebling.« Sie packte seine Hand und zog ihn zum Tresen. »Lenny? Lenny!«
    Er steckte seinen Kopf aus der Küche.
    »Hast du vielleicht gesehen, wie ein Jugendlicher mit Cameron geredet hat, während ich bezahlt habe?«
    Nein. Ebenso wenig der Immobilienmakler oder die Studenten oder die drei älteren Frauen. Sie stand in der Tür und sah auf die Straße hinaus, hielt Cameron fest, als wollte sie verhindern, dass er ihr weggerissen würde. »Siehst du den Mann irgendwo? Schau genau hin, Liebes. Es ist wirklich wichtig.«
    Es goss jetzt in Strömen. Die Leute suchten Schutz unter den Markisen oder gingen unter ihren Schirmen in Deckung. Er nahm sich Zeit, schüttelte den Kopf.
    »Und auf der anderen Straßenseite? Ist er da drüben?«
    Er schüttelte abermals den Kopf.
    Mist. Gerade noch war er hier gewesen. Hinter ihr. Dann hätte sie zu dem bedrohlichen Bild in ihrem Kopf endlich ein Gesicht gehabt. Sie hätte ihn aufhalten, die Polizei rufen und die Sache beenden können. Sie sollte besser aufpassen. Sie hätte Cameron nicht den Rücken zudrehen sollen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    Nichts wie weg hier. Sie legte ihren Arm um ihren Sohn, rannte durch den Regen zum Auto und sperrte ihn ein, dann lief sie auf die Fahrerseite. Erst als sie sich in den Verkehr einfädelte, wurde ihr das ganze Ausmaß des Vorfalls bewusst. Er hatte mit Cameron gesprochen. Er hätte ihn entführen können. Er hätte…
    Ihre Hände zitterten, sie schnappte nach Luft, fuhr an den Straßenrand.
    »Ich hätte nicht mit einem Fremden geredet«, sagte Cameron. »Er hat zuerst mit mir geredet.«
    Liv nahm seine Hand. »Schon in Ordnung, Liebling. Weißt du noch, was er gesagt hat? Welche Worte es waren?«
    Er verdrehte die Augen und biss sich auf die Unterlippe. »Äh, er hat gesagt, dass jemand ihm aufgetragen hat, mir das zu geben.«
    »Jemand hat es ihm aufgetragen?«
    »Ja.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Jahaa.«
    Liv starrte durch die Windschutzscheibe, ihr Herz klopfte. Was hatte das zu bedeuten? Dass es zwei von der Sorte gab? Oder dass der Verfasser jemanden beauftragt hatte, die Nachricht abzugeben?
    »Es dauert doch noch ewig bis zu meinem Geburtstag.«
    »Stimmt.«
    »Von wem war der Zettel?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Da war irgendwas drin.«
    »Das war für mich.«
    »Was stand drauf?«
    »Nichts Wichtiges.«
    Es war aber wichtig. Wichtiger als alles andere.
    Die kurze Nachricht hatte sie mehr als verängstigt. Sehr viel mehr.
    Sie bedeutete, dass Cameron verwundbar war. Dass Cam in Gefahr war, wenn er bei ihr war. Sie bewies, dass sie nicht auf ihren Sohn aufpassen konnte – ihren wunderbaren, überaus geliebten Sohn.
    Und damit hatte ihr jemand das bisschen Glück genommen, das von ihrem verkorksten Leben noch übrig war.
    Jetzt war es sonnenklar. Cameron konnte nicht bei ihr bleiben. Sie konnte ihn nicht beschützen. Sie konnte ihn nicht einem Risiko aussetzen, das Teagan und Sheridan fast das Leben gekostet hätte. Sie könnte nicht ertragen, wenn ihm etwas zustoßen würde. Aber sie ertrug es auch nicht, ihn gehen zu lassen – die Alternative war jedoch …
    Sie umklammerte mit beiden Händen das Lenkrad und kämpfte gegen den Schmerz an, der sich in

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