Istanbul
italienischer und französischer Künstler. Selbst das Sultansbad, verkleidet mit edelstem ägyptischem Marmor, ist sehenswert. Die Badewanne ist aus einem Stück Alabaster gehauen, und die Decke darüber weist kubistische Züge auf.
Die zweite Tour führt durch den Harem (ca. 30 Min.), vorbei an den Schlafgemächern der Sultansfrauen, deren Gemeinschaftsräumen und den Privatgemächern des Sultans. Die Böden hier sind größtenteils mit geflochtenen Strohmatten bedeckt – im Harem trug man keine Schuhe. Für viele Türken einer der Höhepunkte auf dieser Tour ist das Zimmer (eines von insgesamt knapp 300 Räumen!), in demAtatürk im Alter von 57 Jahren verstarb. Unmittelbar nach seinem Tod am 10. November 1938 um 9.05 Uhr wurde die dortige Uhr angehalten und nie wieder aufgezogen. Heute steht die ganze Türkei jedes Jahr an diesem Tag und zu dieser Minute in Gedenken an ihn still.
Gut bewacht: Dolmabahçe-Palast
Die Haremstour führt auch zum sog. Kristallpavillon (Camlı Köşk), einem Wintergarten mit Kristallbrunnen und herrlichem Doppelkamin, der durch einen zweistöckigen Gang mit dem Haupttrakt verbunden ist. Von hier nahm der Sultan die Paraden ab.
Mit einem Extraticket kann man die Uhrensammlung (Saat Müzesi) besichtigen, die in der ehemaligen Schatzkammer untergebracht ist. Rund 60 Exemplare sind zu sehen, überwiegend Tischuhren, dick vergoldet und mit Schnickschnack wie Thermometer, Glockenspiel, drehendem Globus, Barometer oder ähnlichem verziert. Viele Uhren waren übrigens Geschenke ausländischer Regenten. Blieb eine Uhr stehen, mussten nicht selten Uhrmacher aus Europa zur Reparatur anreisen. Ließ sich eine defekte Uhr aus dem Harem nicht heraustragen, waren sie mit die Einzigen, die ihn mit einer Sondergenehmigung betreten durften. Ihre Berichte gehören zu den wichtigsten Zeugnissen vom Leben im Harem. Inwieweit diese aber die Wahrheit bedienten oder eher das Interesse der Zuhörer an Erotik und Exotik, bleibt dahingestellt.
Umgeben ist der Palast von einem gepflegten Garten. Ein elegant geschwungener Marmorgitterzaun, verschlossene Prunktore und steife Gardesoldaten schützen ihn vor ungebetenen Gästen (zumal Ministerpräsident Erdoğan im Palast ein Büro unterhält). Alle zwei Stunden wird die Wache abgelöst, in einem etwas theatralischen Akt. An der Zufahrtsstraße zum Eingang befindet sich ein hübscher barocker Uhrturm und etwas weiter die Dolmabahçe-Moschee (Dolmabahçe Camii) mit den schlanksten Minaretten İstanbuls.
Ganz nebenbei: Der Dolmabahçe-Palast war nicht der erste Bau an jenem Ort. Den gleichen Namen (türk. dolmabahçe = aufgefüllter Garten) trug schon ein früheres Lustschlösschen, für dessen Bau das Hafenbecken extra aufgeschüttet wurde. Darin soll SultanMurat IV. (1623–40) einst fast vom Blitz getroffen worden sein, als er gerade in ein Werk des Dichters Nefii Efendi vertieft war – für ihn Anlass genug, Befehl zur sofortigen Erdrosselung des Literaten zu geben.
Palast an derDolmabahçe Cad., Moschee an der Meclisi-i Mebusan Cad. (gleiche Straße, nur anderer Name). Im Sommer tägl. (außer Mo/Do) 9–16 Uhr, im Winter bis 15 Uhr. Selamlık-Tour 7,50 €, Harems-Tour 5 €, beide Touren 10 €. Die Uhrensammlung war 2010 wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Achtung : Früher war die Zahl der Eintrittskarten pro Tag limitiert, zuletzt jagte man eine Riesengruppe nach der anderen durch den Palast. Es lohnt sich, früh zu kommen.
Yıldız Parkı (Yıldız-Park)
Zwischen der mehrspurigen Çırağan Caddesi und dem Bosporus liegt der Çırağan Sarayı , ein maurisch anmutender Palast, heute zum Hotel Kempinski gehörend. SultanAbdül Aziz ließ ihn 1874 errichten. Keine zwei Jahre wohnte er darin, dann wurde er ermordet. Sein psychisch kranker SohnMurat V. regierte von hier gerade vier Monate.Abdül Hamit II., sein skrupelloser Bruder, setzte ihn ab und hielt ihn im Palast für 27 Jahre gefangen. Bleibt zu hoffen, dass den Gästen des Hotels heute mehr Glück widerfährt.
Gegenüber dem Palast liegt der Eingang zum Yıldız-Park , einem weiten Gelände mit schönen Spazierwegen, Picknickbänken, alten Pavillons und exotischen Pflanzen – würde man den Park für Fahrzeuge sperren, wäre er noch attraktiver. Einer Legende nach soll hier schon der griechische Waldgott Pan seine Flöte ausgepackt haben. Im Westen des Parks befindet sich der Çadır-Pavillon (Çadır Köşkü) aus dem Jahre 1871, der ein charmantes Terrassenlokal mit traumhaftem
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