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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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nennen, oder ich lasse meinen Vater mit ihm reden.«
    »Männer.«
    »Fiep!«
    Julia guckt erst seufzend in die Luft, dann sieht sie mich an.
    »Soll ich dir mal sagen, was mich damals, abgesehen von diesem Stecherakademie-Buch, noch so geärgert hat?«
    »Ja?«
    »Eure Klobrille.«
    »Äh?«
    »Ihr habt die Ikea-Klobrille.«
    »Aha.«
    »Sag bloß, du kennst nicht die Diskussion um die Ikea-Klobrille?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    Julia verzieht kurz das Gesicht, reißt sich dann aber zusammen.
    »Also, Ikea hat doch für all seine Produkte putzige Namen, Stolmen, Fothult, Kramfors und so weiter. Meistens sind es schwedischen Orte. Manchmal sind es aber auch Männernamen, Billy, Ivar, Benno, vor allem bei Regalen. Aber jetzt stell dir vor, im gesamten Ikea-Universum gibt es nur ein einziges Produkt, das einen Frauennamen trägt.«
    »Tja, das ist natürlich ein ganz schönes Ungleichgewicht, aber…«
    »Und jetzt rate mal, welches Produkt?«
    »Hm? Moment, nein, das gibts doch nicht…«
    »Klobrille Maren. «
    »Puh, also… das ist schon ein dicker Hund, muss ich sagen.«
    »Und genau da scheißt ihr auf eurem neuen Klo täglich hindurch.«
    »Also, ich bin sicher, die hat Reto nicht deswegen ausgesucht.«
    »Schon klar. Hat man ja auch als Mann natürlich noch nie was von mitbekommen.«
    »Jetzt, wo ich so drüber nachdenke, es gibt bei Ikea auch ein Sitzkissen Arne.«
    »Echt?«
    »Ja, Hacker-Arne wird jedes Mal damit zugeschmissen, wenn er Geburtstag hat.«
    »Hm.«
    »Aber trotzdem – Klobrille Maren, das geht gar nicht.«
    »Ist doch wahr, oder?«
    »Ja, hast du völlig recht. Warum nennen sie sie nicht Oval? «
    »Oder Stunk.«
    »Oder, ich habs: Abgrönd.«
    Ich glaube nicht, dass Julia es in dieser Phase unseres Gesprächs schon wollte, aber sie muss lachen. Sie sieht wunderschön aus, und ich merke, dass ich noch einmal mehr in sie verliebt bin, seit sie Herrn Wohlgemuth Flugstunden gegeben hat.
    Es war kein Zufall. Sie hat ihn mir an den Kopf geworfen. Keinem anderen. Ich versuche, so etwas wie einen Hundeblick hinzukriegen. Lambert hilft mir dabei, so gut er kann. Sie sieht mich wieder an und rückt etwas näher.
    »Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber gestern habe ich den ganzen Abend Sesamstraße geguckt.«
    »Etwa wegen… Ernie?«
    Julia wird ein bisschen rot. Ich nehme ihre Hand und drücke sie. Sie sieht mich an. Ihr Gesicht kommt näher. Ich öffne meine Lippen ein wenig.
    »Krach?«
    »Hm?«
    »Ich finde, du brauchst dringend noch eine zweite Hose.«
    »Was? Ach so, ja, hab ich auch schon drüber nachgedacht.«
    »Wo ist der nächste Laden?«
    »Chelsea Farmer Club in der Veteranenstraße.«
    »Komm, wir gehen hin.«
    »Nee, wart mal, der ist viel zu teuer. Ich weiß ja gar nicht, ob ich weiter den Ernie-Job machen darf, und überhaupt…«
    »Sei spontan.«
    »Was? Nein, Julia! Die haben nur eine ganz enge Vorhangumkleide. Und die ist mitten im Verkaufsraum…«
    »Schalke oder Nicht-Schalke?«
    »Fiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiep!«
    »Okay, Schalke.«
    »Komm.«

Irgendwann im nächsten Frühling (Epilog)
     
    Arne hat, wie jedes Jahr, pünktlich zum Champions-League-Finale mal wieder einen Weg gefunden, den Premiere-Server zu hacken. Unsere Küche ist voll bis auf den letzten Quadratmeter, und alle starren auf das geklaute Live-Bild, das von einem geliehenen Beamer an die Wand geworfen wird.
    Abgesehen davon hat sich hier aber nichts verändert. Dürften wir auch gar nicht. Der entsetzliche Pinklbräu-Werbespot hat komischerweise dermaßen eingeschlagen, dass Elvin und Adrian jetzt eine Fortsetzung im gleichen Ambiente geplant haben. (»So daily-soap-storytelling-mäßig, wisst ihr, was ich meine?«)
    Wer weiß, wenn Herr Wohlgemuth gewusst hätte, dass hier noch ein weiteres Mal 15 000 Euro winken, vielleicht hätte er dann das Haus doch nicht verkauft? Aber wir haben keine Ahnung, was dahintersteckt. Es ging alles sehr schnell. Vielleicht war das Angebot der neuen Eigentümer einfach sehr gut. Kann aber auch sein, dass Herr Wohlgemuth nicht riskieren wollte, ein zweites Mal mit meinem Vater zusammenzutreffen. Der hatte sich nach dessen Krankenhausaufenthalt ja lange um ein klärendes Gespräch über die gemeinsame Schulzeit bemüht, aber Herr Wohlgemuth ist wohl nicht so richtig darauf eingegangen.
    »Mjam, also seit sie noch zusätzlich Acidplamakulose als Konservierungsstoff in die Chips machen, schmecken sie irgendwie noch kerniger.«
    »Du solltest dich gesünder ernähren,

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