Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
mustern.
    Piso deutete auf zwei leere Abteile in der Nähe der Tür. »Die Thraker in das erste Abteil. Der Spartaner, die Athener und der Junge ins zweite.« Er deutete auf den Wasserbottich. »Hier ist alles, was ihr braucht. Ihr kriegt zwei Mahlzeiten pro Tag. Das ist jetzt euer Zuhause, so lange bis ihr die erste Ausbildung in körperlicher Ertüchtigung und Waffengebrauch hinter euch habt, wenn ihr es schafft. Also seht zu, dass ihr so viel Schlaf wie möglich bekommt, denn morgen geht die Ausbildung los.«
    Piso machte auf dem Absatz kehrt und klopfte an die Tür. Der Wachmann öffnete ihm und reichte ihm ein paar Säcke aus grobem Stoff.
    »Euer Abendessen!« Piso zog eine Grimasse und warf einen Sack den Thrakern zu, den anderen Phyrus, der ihn nicht auffangen konnte. Pelleneus hob den Sack für ihn auf.
    »Gute Nacht, Jungs!«, rief Piso.
    Dann schloss sich die Tür hinter ihm. Das Schloss rasselte. Marcus folgte seinen Gefährten in das Abteil, das ihnen Piso zugewiesen hatte, und bemerkte, dass die anderen Bewohner sie anstierten. Keiner machte den Versuch, die Neuankömmlinge zu begrüßen. Kein Anzeichen deutete darauf hin, dass sie in irgendeiner Weise als Kameraden gesehen wurden. Es gab nur mürrisches, brütendes Schweigen und leere Gesichter. Draußen prasselte der Regen auf die Dachziegel, und wo er einen Weg ins Haus fand, tropfte er mit einem regelmäßigen, jammervollen Rhythmus auf die Sklaven herunter. Als sie ihr Abteil erreicht hatten, ließen sich Marcus und die anderen auf das Stroh sinken. Pelleneus knotete den Sack auf und zog einige Brocken altbackenes Brot heraus, das hart und unappetitlich aussah. Er teilte es aus, und dann sackte Marcus in einer Ecke des Abteils zusammen und kaute langsam, während seine Zähne klapperten und sein nasser Körper zitterte.
    Er musste unbedingt weg von hier! Es musste doch eine Fluchtmöglichkeit geben, irgendeinen Weg, wie er diesem schrecklichen Ort entkommen und seine Reise nach Rom und zu General Pompeius fortsetzen könnte. Ehe es zu spät war, um seine Mutter zu retten.

Ein lautes Scheppern riss Marcus aus dem Schlaf. Er fuhr auf und zuckte zusammen, als er merkte, wie sehr seine Gliedmaßen und sein Hals schmerzten. Er blinzelte, sah sich um und bemerkte, dass seine Gefährten sich ebenfalls regten.
    »Was ist das denn für ein Krach, beim Hades?«, grummelte Phyrus und rieb sich übers Gesicht.
    Marcus ließ seinen Blick schweifen und beobachtete, dass ihre Mitbewohner aus ihren Abteilen auftauchten und rasch zur Tür eilten. Nach einem Klirren des Schlosses hörte er das Knarren der Tür, die von den Wachen draußen geöffnet wurde. Einer von ihnen hielt einen Metallstab, auf den er mit der flachen Seite seines Schwertes einschlug.
    »Bewegt euch!«, brüllte er. »Der Letzte, der aus dem Haus ist, bekommt eine Tracht Prügel!«
    »Los!« Pelleneus sprang auf und zerrte Marcus hinter sich auf die Füße. «Beeil dich, Phyrus!«
    Sie rannten aus ihrem Abteil heraus und gesellten sich zu den vielen anderen, die so schnell wie möglich zur Tür drängten. Die meisten Gefangenen waren Männer, aber es waren auch ein paar Jungen dabei, so alt wie Marcus oder älter. Etwas weiter vorn erblickte Marcus die Thraker, die sich durch die Menge pflügten. Dann verlor er sie zwischen den hoch aufgeschossenen Gestalten der Erwachsenen aus dem Blick. Furcht durchzuckte ihn. Was war, wenn er jetzt hinfiel? Dann würde die Menge ihn sicherlich tottrampeln. Er packte Phyrus’ Tunika und schob sich neben seinen massigen Körper.
    »Was zum …?« Phyrus schaute mit grimmiger Miene über die Schulter. Dann erblickte er Marcus und legte den Arm schützend um den Jungen. »Bleib nah bei mir und fall bloß nicht hin«, knurrte er, als er sich nach vorne arbeitete. »Ich pass schon auf dich auf, Junge.«
    Zusammen bewegten sie sich langsam auf die Tür zu. Im Gedränge konnte Marcus Schweiß und Schmutz riechen. Ja, er spürte sogar die Furcht, die in der Luft lag, während alle versuchten, bloß nicht als Letzter zur Tür hinauszukommen. Vor ihnen ragte der hölzerne Türrahmen auf und rahmte den blassen Morgenhimmel ein. Es waren noch eine Handvoll Männer hinter ihnen. Als Marcus durch die Tür trat, blickte er zurück und sah, dass der Spartaner vor dem Abteil stand und auf die letzten Mitbewohner starrte, die durch den Eingang drängten. Er hatte eine verächtliche Miene aufgesetzt und ging betont langsam auf die Tür zu.
    »Steh nicht einfach nur da, Junge.«

Weitere Kostenlose Bücher