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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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wurde, zu erhaschen.
    Die Arbeiter legen ihre Schaufeln nieder und entfernen die Klumpen antrocknenden Schlamms. Es ist tatsächlich etwas unter der Erde – ein Teil einer alten Mauer. In den Stein sind seltsame Zeichen eingeritzt, nur schwach erkennbar. Mr Miller runzelt die Stirn. »Nanu, was ist das?«
    »Könnte ein Weinkeller sein«, vermutet ein stämmiger Mann mit einem buschigen Schnurrbart.
    »Oder ein Verlies«, sagt ein anderer grinsend. Er gibt dem Kleinsten von ihnen einen Tritt gegen den Stiefel. »Pass auf, Charlie – wenn du nicht spurst, kommst du ins Loch!« Plötzlich fasst er nach dem Knöchel des jungen Mannes, sodass diesem ein Schreck in die Glieder fährt, und die Männer brüllen vor Lachen.
    Mrs Nightwing nimmt die Lampe und hält sie über den alten Stein. Sie betrachtet ihn von oben und spitzt die Lippen. Dann gibt sie die Lampe an Mr Miller zurück. »Wahrscheinlich ist es ein keltischer Überrest, ein Relikt von den Druiden, oder von den Römern. Es heißt, Cäsar selbst habe seine Truppen durch diese Gegend geführt.«
    »Sie könnten recht haben, Missus. Scheint eine Art Markierung zu sein«, sagt der stämmige Mann.
    Irgendwie kommt mir das alles bekannt vor, so wie ein Traum, den ich nicht ganz zu fassen bekomme, bevor er für immer wegfliegt. Ich kann nicht widerstehen, meine Finger nach dem Ding auszustrecken. Mein Atem geht rascher; meine Haut ist warm. Ich möchte den Stein berühren …
    »Vorsicht, Miss!« Mr Miller stößt mich zurück, als ich mich immer weiter vorbeuge.
    Die Wärme verlässt meine Hände und ich fahre wie aus dem Schlaf hoch.
    »Miss Doyle! Sie sind viel zu nahe!«, schilt Mrs Nightwing. »Keine von Ihnen sollte hier sein und ich glaube, dass Mademoiselle LeFarge auf einige von Ihnen wartet.«
    »Ja, Mrs Nightwing«, antworten wir, gehen aber nicht.
    »Sollen wir ihn rausholen, Missus?«, fragt Mr Miller und wieder überkommt mich dieses merkwürdige Gefühl, ohne dass ich mir den Grund dafür erklären kann.
    Mrs Nightwing nickt. Die Männer bemühen sich nach Kräften, den Stein hochzuziehen. Ein ums andere Mal taumeln sie zurück, rot im Gesicht und nach Atem ringend. Der Größte und Stärkste von ihnen springt in die Grube und stemmt sein ganzes Gewicht gegen den Stein. Auch er gibt erfolglos auf. »Bewegt sich keinen Zollbreit«, sagt er.
    »Was sollen wir tun, Ma’m?«
    Mrs Nightwing schüttelt den Kopf. »Er liegt nun schon so lange hier. Lassen wir ihn einfach, wo er ist.«

8. Kapitel
    Felicity hat mir meinen gut gemeinten Rat, den ich ihr wegen Lady Markham gegeben habe, noch nicht verziehen. Deshalb bin ich in ihrem Zelt im Marmorsaal Luft für sie. Nicht dass sie mir sagt, ich sei nicht willkommen; sie kugelt sich nur vor Lachen über jede von Cecilys albernen Bemerkungen und lauscht andächtig Elizabeths Klatschgeschichten, wogegen jede Silbe, die ich äußere, mit Missachtung gestraft wird. Schließlich nehme ich in der Küche Zuflucht.
    Zu meinem Erstaunen sehe ich, dass eine Schale Milch auf dem Herd steht. Noch mehr überrascht mich, dass Brigid neben der Tür ein Kruzifix an die Wand gehängt und kleine grüne Zweige an die Fenster gesteckt hat.
    Ich hole mir ein hartes Stück Schwarzbrot aus der Speisekammer. »Brigid …«,sage ich dann und sie fährt erschrocken herum.
    »Bei allen Heiligen! Schleichen Sie sich nicht so an Ihre alte Brigid an«, sagt sie und fasst sich ans Herz.
    »Was tun Sie da?« Ich deute mit dem Kinn auf die Milch. »Gibt es hier irgendwo eine Katze?«
    »Nein«, sagt sie und greift nach ihrem Nähkorb. »Und das ist alles, was ich zu dem Thema zu sagen habe.«
    Brigid hat zu jedem Thema noch etwas zu sagen. Es ist nur eine Frage der Taktik, die Dinge aus ihr herauszulocken.
    »Bitte, Brigid, ich verrate es keiner Menschenseele«, verspreche ich.
    »Nun …« Sie deutet mir, mich zu ihr ans Feuer zu setzen. »Es ist zum Schutz«, flüstert sie. »Das Kreuz und die Ebereschenblätter an den Fenstern auch.«
    »Schutz wovor?«
    Brigid sticht ihre Nadel durch den Stoff und zieht sie auf der anderen Seite wieder heraus. »Dem Ostflügel. ’s ist nicht richtig, den verfluchten Trakt wiederaufzubauen.«
    »Sie meinen wegen dem Brand und den Mädchen, die gestorben sind?«
    Brigid reckt den Hals, um sich zu vergewissern, dass niemand mithört. Die Näharbeit liegt müßig in ihrem Schoß. »Ja, das mein ich, aber ich hab schon immer gedacht, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.«
    »Was meinen

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