Krisenfest leben
habe?«.
Entmutigung hat einen engen Bezug zu den Erfahrungen, die jemand in seinem Leben gemacht hat, ist aber dennoch keine direkte und unvermeidliche Folge schlechter Erfahrungen. Vielmehr sind die inneren Überzeugungen, die wir aus unseren Erfahrungen ableiten, entscheidend dafür, wie wir auf neue Erfahrungen reagieren.
Jeder Mensch begegnet in seinem Leben Ereignissen und Erfahrungen, die Krisen auslösen und den Glauben an das eigene Können auf eine harte Probe stellen. Dennoch verlieren manche Menschen selbst nach extrem schlechten Erfahrungen nicht den Mut und machen einen neuen Anlauf, während andere leicht zu entmutigen sind oder grundsätzlich eher zaghaft an die Lösung von Problemen herangehen.
Dabei kann uns tatsächlich nichts den Wind aus den Segeln nehmen, so lange wir uns nur nicht durch unsere eigenen Gedanken, Bewertungen und Gefühle selbst so sehr schwächen, dass wir uns bestimmte Dinge nicht mehr zutrauen. Nicht die Erfahrung, sich beispielsweise auch nach mehreren Anläufen schwer damit zu tun, aus einer finanziellen Misere herauszukommen, löst die Entmutigungaus, sondern der Gedanke: »Das schaffe ich doch nie!«
Sich vom Alles-Oder-Nichts-Prinzip zu trennen, erhöht den Bewertungsspielraum
Manche Denkmuster wirken besonders entmutigend und sind reines Gift für ein gesundes Selbstvertrauen. Dazu gehört, an alles, was wir tun, extrem hohe Maßstäbe anzulegen. Wer nur 100 Prozent als »gut« gelten lässt, für den sind auch 99 Prozent ein Misserfolg. Damit ist eine hohe Misserfolgsquote vorprogrammiert – was Entmutigung fördert.
Wenn wir überzogene Wert- und Leistungsmaßstäbe an uns selbst anlegen, ist es zudem fast unmöglich, Fortschritte im eigenen Handeln zu erkennen. Als Folge davon blockieren wir uns selbst oder probieren bestimmte Lösungsstrategien gar nicht erst aus. Dies führt dazu, dass positive Referenzerlebnisse fehlen, wenn es darum geht, eine Herausforderung anzunehmen. Es ist tatsächlich so: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
Statt sich dem absolutistischen Alles-Oder-Nichts-Prinzip zu unterwerfen, ist es viel besser für das Selbstvertrauen, einzelne Bewertungsstufen für das eigene Verhalten zu definieren. Dabei sollten Sie die untersten Schwellen der Zufriedenheit möglichst niedrig halten. Die erste Stufe kann beispielsweise schon erfüllt sein, wenn Sie überhaupt (irgend)etwas Zielführendes unternommen haben, um Ihr Problem zu lösen – auch wenn es nicht von Erfolg gekrönt war. Sie sollten sich selbst gegenüber ausdrücklich anerkennen, dass Sie den Mut gefasst haben, aktiv zu werden. Ein Minimal-Ergebnis könnte sein, dass Sie einen guten Freund angerufen und sich mit ihm verabredet haben mit dem Ziel, seine Sicht der Dinge zu erfahren und sich mit ihm zu beraten, usw.
Auch Erfolge werden je nach Selbsteinschätzung ganz unterschiedlich bewertet. Wenn Menschen mit einem starken Selbstwertgefühl etwas gut gelungen ist, dann schreiben sie es ihrem Einsatz und ihren Fähigkeiten zu und sind stolz darauf. Menschen mit einem schwachen Selbstwertgefühl hingegen schreiben das gute Ergebnis meist dem Zufall zu. Selbstannahme, Selbstwert und Selbstvertrauen hängen eng miteinander zusammen. Wenn wir in Einklang mit uns selbst leben, ist auch unser Selbstwertgefühl gut und wir trauen uns etwas zu.
Wie Sie lernen, sich mehr zuzutrauen
Handeln Sie in der Regel entsprechend Ihren Fähigkeiten? »Ja, natürlich«, werden Sie antworten, wenn Sie ein recht gutes Selbstvertrauen haben. »Ja, so gut es eben geht«, werden Sie antworten, wenn Ihr Selbstvertrauen derzeit nicht sehr groß ist. Beides trifft wahrscheinlich nicht zu. Denn in der Regel verhalten wir uns nicht eins zu eins entsprechend unseren Fähigkeiten. Wir handeln danach, welche Fähigkeiten wir zu haben glauben. Und deshalb sind unsere Handlungen und Leistungen nicht allein die Folge unseres tatsächlichen Potenzials, sondern in weit größerem Maße die Folge unseres Selbstvertrauens. Wenn wir glauben, zu schwach oder zu unbegabt zu sein, dann verhalten wir uns entsprechend dieser Überzeugung, egal wie kompetent wir in Wirklichkeit auch sein mögen.
Welche Überzeugungen geben uns Kraft und Mut? Im Detail ist dies für jeden unterschiedlich und fußt darauf, was jemand in seiner persönlichen Biographie als Ansporn, als Aufmunterung oder als Kraftspender erlebt hat. Jedoch gibt es auch einige generell aufmunternde Gedanken, die Sie sich – gerade auch in einer Krise – aneignen
Weitere Kostenlose Bücher