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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Leben!«, verlangte Yvolar ungewohnt barsch, worauf Rionna eingeschüchtert den Blick senkte und nickte.
    »Natürlich, ehrwürdiger Druide«, sagte sie leise. »Ich schwöre es – bei meinem Leben.«
    »Ein jeder muss den Weg gehen, der ihm bestimmt ist«, sagte Yvolar, nun wieder mit einfühlsamer Stimme. »Das Schicksal der Welt nimmt seinen Lauf. Möge der Schöpfergeist uns beistehen…«

 
    18
     
     
     
    Galfyn, der junge Häuptling des Falkenclans, hatte gerufen – und alle waren sie seinem Ruf gefolgt.
    Die Krieger des Bärenstammes. Die Wolfskämpfer. Die Eber. Die Hirsche. Die Füchse. Die Krähen. Die Biber. Selbst die Schlangenkrieger, die erbitterten Feinde der Falken, hatten eine Abordnung zum Heiligen Hain geschickt, in dessen Mitte die Flamme Fynrads loderte, zum ersten Mal seit undenklich langer Zeit.
    Einst war die Flamme das Symbol der Einheit gewesen, das immer dann entzündet worden war, wenn sich Feinde näherten und der Friede des Waldes bedroht war. Nach dem Krieg gegen das Bergvolk jedoch hatten sich die Stämme untereinander entzweit – bis zu diesem Tag.
    Indem er Fynrads Feuer entzündete, hatte Galfyn gehofft, ein wenig von dem Geist wiederzuwecken, der sein Volk einst stark gemacht hatte und es gegen den gemeinsamen Feind hatte zusammenstehen lassen – niemals hätte er jedoch zu hoffen gewagt, dass so viele Clans, darunter selbst seine ärgsten Feinde, kommen würden. In seinen Augen war es der Beweis dafür, dass sich alle Clans des Waldes nach etwas sehnten, das sie in der Vergangenheit verloren hatten: Stärke, Einheit und Stolz.
    Nach Stämmen getrennt versammelten sich die Waldkrieger auf dem von uralten Eichen gesäumten Platz, der einst ein Ort der Mysterien gewesen war. Hier hatten sich die Druiden zu ihren Beratungen getroffen, und hier war einst das Bündnis Fynrads geschmiedet worden. Vielleicht, dachte Galfyn, würde in dieser Nacht ein weiterer Bund geschlossen werden… Der junge Häuptling wartete, bis jedes Clansmitglied seinen Platz eingenommen und sich die Unruhe im Hain gelegt hatte. Die Gesichter, in die er blickte, waren feindselig. Weder die langhaarigen Kämpfer des Bärenclans noch die in graue Felle gehüllten Wolfskrieger machten ein Hehl aus ihrem Argwohn. Die Schlangenkämpfer hatten sich die Gesichter mit blauer Farbe bemalt, was von alters her als Zeichen der Kampfbereitschaft galt und etwaige Angreifer erschrecken sollte.
    In alter Zeit hätte niemand es gewagt, den Heiligen Hain bewaffnet zu betreten – in dieser Nacht jedoch hatte keiner der Krieger sein Schwert abgelegt. Zu erbittert war die Feindschaft, die über Generationen gewachsen war, zu groß das Misstrauen unter den Clans.
    Galfyn war klar, dass in dieser angespannten Lage schon ein falsches Wort genügte, um ein blutiges Massaker heraufzubeschwören. So griff er an die Schließe seines Waffengurts, löste sie und legte sein Schwert demonstrativ zu Boden, ehe er in die Mitte des Haines trat, wo das Feuer der Einheit brannte.
    Die übrigen Häuptlinge zögerten und wechselten verunsicherte Blicke mit ihren Untergebenen. Geltar, der Anführer des Schlangenclans, war der Erste, der Galfyns Beispiel folgte – weniger, um seine friedfertigen Absichten zu beweisen, als vielmehr, um zu zeigen, dass er nicht weniger mutig war als der Häuptling der Falken. Unbewaffnet trat auch er in die Mitte des Hains, und nach und nach gesellten sich die übrigen Anführer hinzu.
    »Ich danke euch, meine Brüder, dass ihr dem Ruf von Fynrads Flamme gefolgt seid«, sprach Galfyn. »Das Feuer der Einheit ist also noch lebendig in den Herzen unseres Volkes.«
    »Du nennst uns Brüder«, konterte Geltar. »Mit welchem Recht?«
    »Mit dem Recht, Fynrads Erbe zu sein, so wie ihr alle. Er war es, der die Stämme einst einte und gegen unsere Feinde führte.«
    »Das ist lange her, Galfyn«, wandte Baras ein, der hünenhafte Anführer des Bärenclans. »Viel Unrecht ist seither unter den Stämmen begangen worden, und viel Blut ist geflossen.«
    »Wir haben einander bekämpft, das ist wahr«, stimmte Galfyn zu. »Aber dies, meine Brüder, ist vorbei. Wir stehen am Anbeginn eines neuen Zeitalters, das mit furchtbarer Gewalt über uns hereinbricht.«
    »Wir haben gehört, was deinem Stamm widerfahren ist«, sagte Geltar, »und zweifellos hast du uns gerufen, weil du herausfinden willst, wer von uns den Frevel begangen hat. Aber lass dir gesagt sein, Galfyn, dass nicht wir es waren. Die Schlangenkrieger mögen eure

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