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Lass mich dein Feuer spüren

Lass mich dein Feuer spüren

Titel: Lass mich dein Feuer spüren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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und Wolken, und die unendliche Weite des Himmels. Die Luft, die durch den kleinen Ventilator links von Abby über ihr Gesicht strömte, war von einer unbeschreiblichen Klarheit. Die Landschaft unter ihr sah winzig aus. Wenn Abby sich von ihrer Angst hätte beeinflussen lassen, hätte sie dieses Glücksgefühl nie erlebt.
    Auf ihre Bewegung hin neigte das Flugzeug sich zur Seite, und dann brachte sie es wieder in die Horizontale. Ihr Magen hatte sich zusammengezogen und entspannte sich nun wieder.
    “Sehr gut”, rief Tanner ihr von hinten zu, und sie war stolz auf sich.
    Als sie sich am Anfang in den kleinen Sitz des Segelflugzeugs gesetzt hatte und die Piper abhob, war ihr der kalte Schweiß ausgebrochen. Sie hatte das Höhenruder gepackt und hätte am liebsten die Augen zugekniffen, während sie höher und höher in die Lüfte gestiegen waren. Als Tanner dann das Seil gelöst hatte, das sie mit der Piper verband, war sie fast in Panik ausgebrochen. Sie glitten mit dem Wind – kein Motor hielt sie davon ab, abzustürzen!
    Sie war starr vor Schreck gewesen. Tanner erwartete von ihr, dass sie dieses Ding lenkte? Wo würden sie landen? Hatte er sich das überhaupt schon überlegt? Aber gleich darauf hatte er ihr gezeigt, wie sie mit der Windströmung mitgehen musste, die sie meilenweit mit sich ziehen konnte. Und dann war etwas Erstaunliches geschehen. Das Gefühl der Hilflosigkeit verschwand, und sie hatte sich selbstsicher gefühlt. Sie hatte gelassen auf Tanners Anweisungen gehört und sich über sein Lob gefreut.
    “Geht es dir gut?”, rief Tanner.
    “Wunderbar”, antwortete sie und strich sich eine Locke aus dem Gesicht.
    “Dann also herzlichen Glückwünsch zum Geburtstag, Abby.”
    Sie war fassungslos. “Woher weißt du …”
    “Ich habe meine Spione. Na, was sagst du, gutes Geschenk oder nicht?”
    Während Abby die Schönheit um sich herum aufnahm, kamen ihr fast die Tränen. “Ein wundervolles Geschenk. Es ist herrlich hier oben.”
    “Das erste Mal ist immer unvergesslich.”
    “Von hier oben ist alles so anders”, sagte sie ehrfürchtig. “So unkompliziert und friedlich.”
    “Dreh ein bisschen nach rechts”, wies Tanner sie an und bewegte auch sein Höhenruder. “Wir müssen in der warmen Luftströmung bleiben.”
    Als sie ruhig weiterglitten, lehnte Abby sich entspannt zurück. “Die Luft ist so klar hier oben.”
    Tanner lachte. “In Minnesota gibt es ja auch keinen Smog. Sieh mal nach unten. Zu deiner Linken.”
    Sie tat es und hielt dann aufgeregt den Atem an. Etwa fünfzig Hirsche liefen zwischen den Bäumen hindurch, fast so, als folgten sie dem Segelflugzeug.
    “Und du hast zwei von diesen Flugzeugen?” Abby lachte ungläubig und ein wenig neidisch. “Fliegst du über dem Ozean zurück nach Hause?”
    “Nein, der Wind in den Bergen ist günstiger. Ich fliege bis Warner Springs. Kurz vor Sonnenuntergang ist die beste Zeit.”
    “Oh, das würde ich gern mal sehen”, murmelte sie wie zu sich selbst.
    Tanner hatte es trotzdem gehört. “Du kannst gern mitkommen. Wann immer du willst.”
    Sie schluckte mühsam. Sagte er das nur aus Höflichkeit, oder sprach er im Ernst? Ein leichter Windstoß trug das Flugzeug etwas höher. Wahrscheinlich eher Letzteres.
    “Wie lange interessierst du dich schon fürs Fliegen?”, fragte sie, um etwas zu sagen.
    “Schon immer, glaube ich. Meine Großmutter war eine begeisterte Pilotin. Sie hat mein Interesse dafür geweckt. Ihre Regale waren voll von Handbüchern übers Fliegen und den Biografien berühmter Piloten. Ich nehme an, ich habe meine Besessenheit von ihr.”
    “Ist sie je mit dir geflogen?”
    “Nein. Sie starb, bevor wir eine Chance hatten, zusammen zu fliegen.”
    Abby schwieg einen Moment. “Tanner?”
    “Ja?”
    “Wir sind so weit oben, dass wir dem Himmel ziemlich nah sind. Ich würde sagen, deine Großmutter ist wahrscheinlich öfter mit dir geflogen, als du denkst.”
    Er sagte nichts, und sie widerstand dem Wunsch, sich zu ihm umzudrehen. Stattdessen wechselte sie lieber das Thema. “Als ich ein Kind war, nahm ich oft mein Puppenhaus hinaus und stellte es auf den Rasen. Nachdem ich es dann mit irgendwelchen Dingen umstellt hatte, die Bäume, Berge und so weiter darstellen sollten, kletterte ich auf das Dach unseres Hauses und guckte auf meine kleine Miniaturwelt hinab. Ich kam mir vor wie eine Riesin. Natürlich war die Welt nicht so winzig wie von hier oben, aber es ist ungefähr das gleiche Gefühl.”
    “Ich kann

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