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Lemberger Leiche

Lemberger Leiche

Titel: Lemberger Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Ramge
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nach möglichen Zeugen Ausschau zu halten.
    Sie marschierten los und kamen nach zehn Minuten an der Besenwirtschaft vorbei. Die Terrasse über dem steilen Weinberg lag wie am Tag zuvor verlassen. Nur das Pagodenzelt erinnerte noch an das Weinblütenfest.
    Irma sagte: »Ich kann es kaum glauben, dass es erst eine Woche her ist, seit ich hier die Bekanntschaft der seltsamen Schwestern gemacht habe. Merkwürdig, dass sich eine davon als Filialleiterin der ausgeraubten Bank entpuppt hat!«
    »Deine komischen Schwestern können ja kaum was mit der Kotzenloch-Leiche zu tun haben!«, knurrte Schmoll genervt.
    Sie gingen eine Weile, jeder in seine Gedanken versunken, nebeneinander her. Aus den Tälern stiegen feuchte Nebel und die Sonne probierte, ein Loch in die Wolken zu bohren. Die Vogelstimmen aus dem verwilderten Wald klangen träge und lustlos. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Irma sagte: »Die schlafen heute alle noch und erholen sich von den WM-Siegesfeiern.«
    Schmoll schnaufte. »Kann sein. Jetzt setzen wir uns hier auf die Bank und warten, ob irgendwann irgendwer auftaucht, den wir irgendwas fragen können.«
    Kaum saßen sie, sahen sie einen Inline-Skater nahen. Sie sprangen auf und winkten ihm, dass er stehenbleiben sollte.
    Du meine Güte, dachte Irma, das ist ja, als würden wir Autostopp machen. Der Kerl ist ja nicht zu bremsen.
    Schmoll bremste ihn, indem er ihm seine zwei Zentner Lebendgewicht in den Weg stellte. Der Mann versuchte ein Ausweichmanöver, das Schmoll erfolgreich abfing. Nunstand er Schmoll gegenüber. Dieser sah in Augen, in denen nackte Angst flackerte. Die rollenden Füße bewegten sich ruckartig und versuchten an Schmoll vorbeizukommen. Aber der stand wie ein Baum und hielt den zappelnden Herrn am Schlafittchen fest.
    Erst als Schmoll seine Dienstmarke gezückt und »Kriminalpolizei« gedonnert hatte, blieb der Skater endlich ruhig stehen. Er prüfte die Marke und nickte.
    »Du liebe Zeit«, keuchte er, »was macht denn die Kripo am heiligen Sonntagmorgen auf dem Lemberg?« Er schielte auf Schmolls dreckige Klamotten und riskierte einen Blick zu Irmas Sturmfrisur. »Ich hab geglaubt, das wäre ein Überfall!«
    Irma erklärte, sie seien in dienstlichen Obliegenheiten durch den vom Gewitter versumpften Wald gelaufen, was ihren Sonntagsstaat verdorben habe.
    Nachdem der Herr auf den Rollschuhen sein seelisches Gleichgewicht wiedererlangt hatte, wirkte er wie ein Entscheidungsträger der Firma Porsche. Dieser Präsenz konnte auch sein perfektes Skater-Outfit – Sportdress, Schutzhelm, Knie-, Ellbogen- und Handgelenkprotektoren – nichts anhaben. Sein Selbstbewusstsein und seine Zielstrebigkeit waren ganz offensichtlich zurückgekehrt, und ohne zu fragen, was die Polizei von ihm wollte, schwang er einen Fuß auf die Banklehne und begann mit Dehnübungen.
    »Wenn Sie fertig sind«, sagte Schmoll, »möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Können Sie ja nebenher machen.«
    »Skaten Sie oft hier?«, fragte Schmoll.
    »Jeden Tag. Wo findet man schon einen asphaltierten Weg ohne Autos und in so schöner Umgebung?«
    »Zu welcher Tageszeit sind Sie hier unterwegs?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Nein, nur eine Befragung.«
    »Ich skate wochentags nach Dienstschluss, so ab fünf, meist eine Stunde lang. Und am Wochenende, wie es reinpasst.«
    »Haben Sie von dem gestrigen Leichenfund im Kotzenloch gehört?«
    »Gestern nicht, aber heute früh in den Nachrichten.«
    »Wir suchen dringend Zeugen«, sagte Schmoll. »Ist Ihnen während Ihres Trainings etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Wann?«
    »Während der letzten Woche. Die Leiche hat mindestens acht Tage im Gebüsch gehangen.«
    Der sportliche Herr beendete sein Stretching und setzte eine Pobacke neben Schmoll auf die Bank. Irma blieb stehen, um das Gesicht des Mannes von vorn zu sehen und seine Reaktionen auf Schmolls Fragen beobachten zu können.
    »Ich kann mich an nichts Ungewöhnliches erinnern. Nur dass am letzten Wochenende mehr Leute als sonst hier oben waren, wegen des Weinblütenfestes.«
    »Sie sind also letzten Sonntag auch hier entlanggerollt?«, fragte Irma. »Haben Sie auf dem Feuerbacher Weg, kurz nach dem Ende des Fußballspiels, zwei Frauen gesehen? Eine große Stattliche und eine kleine Zierliche?«
    Schmoll schüttelte unmerklich den Kopf und dachte: Verflixt noch mal, nun fängt sie schon wieder mit den vermaledeiten Schwestern an!
    Er war froh, als der Rollschuhmann lachte und sagte: »Also, am Sonntag

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