Meagan McKinney
geweint. Ihr Herz flog diesem Jungen zu, der den falschen Weg
einschlagen mußte. »Also kam er ins Gefängnis?«
»Nein. Er
schaffte es irgendwie, der Polizei zu entkommen. Er lag einen ganzen Tag
blutend in einem Hinterhof, bis ihn jemand fand. Man brachte ihn zurück zu
meiner Mutter, die ihn versorgte. Wenn wir uns einen Doktor hätten leisten
können, würde Trevor heute vielleicht nicht hinken. Es ist die Kugel, weißt du?
Sie ist nie entfernt worden und sitzt in seiner Hüfte. Nun ist es zu spät. Und
sie tut ihm weh.«
Alana
schloß die Augen und dachte an den Abend bei Delmonico's, wo er gestürzt
war. Es mußte sehr schmerzhaft gewesen sein, aber er hatte es so gut verborgen,
daß sie fast glaubte, sie hätte es sich nur eingebildet.
»Und wie
ist er zu all dem hier gekommen?« Sie wies mit einer Geste auf den luxuriösen
Salon.
»Er
brauchte ein Jahr, um sich zu erholen. Und, Gott, was für ein Jahr das war.«
Wie um die Erinnerung auszulöschen, kippte Eagan seinen Drink auf einen Zug
hinunter. »Von diesem Moment an lief alles schief. Trevor fand keine Arbeit mit
seiner Behinderung. Er konnte auch keine Einbrüche mehr machen – wie sollte das
funktionieren, wenn man nicht fortlaufen kann? Dann bekam er endlich einen Job
als Zeitungsbursche beim Chronicle. Sein Gehalt war lächerlich, aber er
schuftete sich fast zu Tode, um uns Geld zu verschaffen.« Sein Gesicht wurde noch
härter, als er nun ins Feuer starrte. »Dann wurde Mara geboren.«
»Eure
Mutter starb im Wochenbett?«
»Ja. Ich
weiß noch genau, wie Trevor Mara auf dem Arm hielt. Sie war so winzig. Weißt
du, was ihr Name bedeutet?«
Alana
schüttelte den Kopf.
»Mara heißt > bitter < .«
Er schwieg,
und Alana wollte ihn nicht drängen. Die Spannung in der Luft wurde fast
greifbar, bis Eagan fortfuhr: »Trevor gibt sich natürlich die Schuld für Maras
Unehelichkeit. Was er nach Hause brachte, war nicht genug. Er glaubt, er wäre dafür
verantwortlich, daß unsere Mutter tun mußte, was sie tat.«
»O nein,
das darf er nicht.« Alanas Stimme zitterte vor unterdrückten Tränen.
»Er gibt sich
für alles die Schuld. Und seit dem Tag, an dem unsere Mutter in
dieser Bruchbude starb, ist sein Zorn immer mehr gewachsen.«
»Wie hat er das ganze Vermögen
angeschafft?«
»Er hatte
im Chronicle von den riesigen Gewinnen gelesen, die Bauland in Manhattan
einbrachten. Er überredete einen Gentleman, der jeden Tag die Zeitung
bei ihm holte, eine Parzelle zu kaufen... sie würden den Gewinn teilen, wenn
sie es wieder verkauften. Es brachte ihnen eine hübsche Summe ein,
genug für Trevor, daß er selbst Land kaufen konnte, Er tat es wieder und
wieder, bis er genug besaß, um die Wall Street zu stürmen.«
»Aber man muß
doch in die Börse eingeladen werden. Ich habe noch nie verstanden, wie er
hineingekommen ist.«
»Er
verkaufte seine Aktienpakete vor der Börse, und zwar für einen Penny weniger
als die Leute drinnen. Als man es herausfand, waren sie fast glücklich, ihn
hineinzulassen.« Er lächelte sie an. »Und der Rest ist, wie man so schön sagt,
Geschichte.«
Alana
atmete tief ein, ihre Gedanken waren ganz bei dem Mann in dem Schlafzimmer
oben. Vielleicht hatte er heute nacht Schmerzen. Vielleicht war seine Laune auf
seine quälende Verletzung zurückzuführen. Der Gedanke berührte sie. Sie konnte
ihn nun besser verstehen. Und plötzlich wollte sie ihn sehen. »Gibt es etwas,
das ihm hilft, wenn er Schmerzen bekommt?« fragte sie.
»Wenn, dann
hat er es mir nie gesagt.«
»Mein
Großvater hatte die Gicht. Er schwor auf Pferdeliniment. Hat Trevor das mal
ausprobiert?«
Eagan
lachte auf. »Die Frau möchte ich sehen, die meinen Bruder mit Pferdeliniment
einreibt.«
Lächelnd
nahm Alana die Herausforderung an und zog den Klingelzug. Als Whittaker
eintrat, sagte sie: »Whittaker, sagen Sie dem Stallburschen, er soll eine
Flasche Pferdeliniment herbringen. Lassen Sie sie sofort in mein Zimmer
stellen.«
»Ja,
Madam.« Whittaker verbeugte sich, verdrehte aber erst die Augen, nachdem er
sich wieder umgedreht hatte.
Sie wandte
sich zu Eagan und nahm seine Hände. »Ich möchte dir das schon seit ein paar
Tagen sagen. Danke, daß du auf meiner Seite bist. Du sollst wissen, daß ich
dich immer als Freund ansehen werde, auch wenn du vielleicht nicht mehr mein
Schwager bist.«
Eagan
starrte sie an und sagte verschmitzt! »Vielleicht wärst du besser meine Frau,
Alana. Ich glaube wirklich, für eine Frau wie du es bist, hätte ich
Weitere Kostenlose Bücher