Meagan McKinney
hätte, aber
sie würde diesmal alles tun, um sich zu wehren. Sie krampfte die Finger um
ihren Arm auf und verlor plötzlich die Beherrschung. »Wenn ich kein Geld mehr
habe, muß ich mir deine Befehle auch nicht länger anhören. Also geh! Ich will,
daß du endlich gehst!«
In seinem
Zorn holte Didier aus, doch sie wich nicht zurück, zuckte nicht einmal mit der
Wimper. Sie schaffte es nicht, sich aus seinem festen Griff freizukämpfen,
aber auch wenn er sie körperlich verletzen konnte, so blieb ihr Geist doch
erstaunlicherweise ungebrochen.
Ihr
Widerstand ließ ihn zögern, doch dann begriff er die Bedeutung ihrer Worte. Ein
böses Glitzern erschien in seinen Augen, und er senkte die Hand wieder. Er
betrachtete sie von oben bis unten und stieß ein rauhes Lachen aus. Das
Geräusch ließ sie erschaudern. Und bevor sie noch ahnen konnte, was er
vorhatte, packte er ihre Hand und zerrte sie zu den großen Flügeltüren. Er
stieß sie auf und zog Alana durch das Foyer zur Haustür.
»Was tust
du?« schrie sie in wilder Panik auf.
»Ich werde
dir sagen, was du zu tun hast! Ein letztes Mal wirst du tun, was ich dir
befehle. Und dann bin ich quitt mit dir und diesem verdammten irischen
Lumpensammler!«
»Was hast
du denn vor?« keuchte sie. Verzweifelt versuchte sie, die Vordertür geschlossen
zu halten.
Ohne
Vorwarnung griff er plötzlich in ihren Nacken und riß die blaßrosa Perlen aus
ihrem Haarknoten. Alana stöhnte vor Schmerz auf, doch er kümmerte sich nicht
darum. Die kostbaren Perlen wanderten in seine Tasche, während er sie hinaus
in den Regen stieß. Ihr blondes Haar wehte offen um ihre Schultern wie das
einer Milchmagd.
»Du bist
wahnsinnig geworden!« schrie sie. Der strömende Regen durchnäßte sie innerhalb
von Sekunden.
»Du
wolltest doch an Sheridans Menschlichkeit appellieren, nicht wahr?« knurrte
Didier und zerrte sie die Stufen hinunter. »Schön. Dann tu es jetzt. Es ist
Zeit. Er hat mich ruiniert, und ich kann mir dich nicht mehr leisten! Geh schon,
soll er sich um dich kümmern!«
»Du bist
krank!« Alana versuchte verzweifelt, sich an den letzten Strohhalm zu klammern.
»Du bist derjenige, dem
ein weiterer Skandal schaden wird. Wenn du so weiter machst, bedeutet mein Ruf
nichts mehr. Und all deine neuen Geschäfte werden scheitern!«
Ihr Onkel
reagierte nicht einmal. Er zog sie bis an den Straßenrand und sah sich nach
einer Mietkutsche um, als hätte er nichts gehört.
Er war
keiner Vernunft mehr zugängig, also versuchte Alana erneut, sich von ihm freizumachen.
Sie hoffte, daß
Kevin ihr helfen würde, wenn sie es bis ins Haus
zurück schaffte. Doch während sie sich aus seinem Griff wand, rutschte sie auf
dem schlüpfrigen Pflaster
aus und stürzte heftig gegen ihn. Der Regen fiel in Strömen auf sie herab und
nahm ihr fast die Sicht, doch seine Augen hatten noch immer die Macht, sie zu
fesseln.
»Du und
Christabel habt alles ruiniert«, zischte er. »Gott, wie oft in den drei Jahren,
die eure Eltern tot sind,
wollte ich euch loswerden. Ich habe versucht, geduldig zu sein, durchzuhalten!
Aber jetzt nicht mehr! Jetzt nicht mehr!« Er schüttelte sie wieder.
»Du bist
ruiniert, egal, was immer ich jetzt auch tun würde. Meine letzte Verbindung mit
deiner feinen Gesellschaft
ist gerissen. Und es ist nur gerecht, daß die letzte
der Demütigungen dich und Sheridan trifft!« Er starrte auf sie hinunter, und
sein Blick, der im
regenverschleierten Licht der Gaslaternen aufblitzte, nagelte sie fest wie ein
Rehkitz im plötzlichen Aufflammen einer Fackel.
»Tu das
nicht«, sagte sie. Ihr Gesicht war so weiß wie ein
Leinentuch. »Tu mir diese Erniedrigung nicht an. Das werde ich dir niemals
verzeihen!«
Eine
einzelne Kutsche kam um die Ecke zum Washington Square. Didier winkte sie
heran, während er flüsterte: »Ohne Geld habe ich nicht mal in der Hölle
Hoffnung. Du wirst tun, was ich sage.«
In diesem
Augenblick verlieh ihr die Panik die Kraft, sich loszureißen. Sie befreite sich
und rannte auf die Marmorstufen zu, doch ihre durchweichte Schleppe verfing
sich. Ohne zu zögern packte Didier sie, hob sie hoch und warf sie in die
Kutsche.
»Ich
schwöre dir, dafür wirst du bezahlen!« zischte sie ihm zu, doch Didier klopfte
bereits an die Kutschenwand, um das Startzeichen zu geben, während er sie
festhielt. Sein teuflischer Blick streifte sie. »Das ist kaum genug Ausgleich
für all die Opfer, die ich gebracht habe.«
»Opfer?«
keuchte sie verzweifelt und wütend auf. »Ich habe
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