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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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erste Eintragung über einen Arztbesuch mit dem Kind, weil es Tiere gequält hatte, findet sich über den neunjährigen Knaben. Bis dahin war er entweder friedlich, oder die Familie schwieg, dachte, sie könnten diese ›Störungen‹ selbst beheben.«
    »Können Sie sich noch daran erinnern, was für eine Art Tierquälerei das war?«
    »Ja, sehr gut sogar. Er hat die Katzen der Nachbarschaft brutal erschlagen. Er hat mir damals erzählt, er habe das für seine Eltern getan, die sich immer darüber geärgert hatten, dass die Vögel im Garten den Katzen zum Opfer fielen.«
    »Er wollte die Eltern beeindrucken, wählte aber eine völlig falsche Art der Liebeswerbung?«
    »Möglich. Ehrlich gesagt ist das die Variante, die sich aufdrängt. Für mich ist allerdings noch eine andere denkbar. Er lebte seine perversen Gewaltvorstellungen ungehemmt aus und verbrämte das Geschehen mit einem neuen Mäntelchen, als er sah, dass es nicht gut ankam. Sie dürfen nicht den Fehler machen, diesen Mann zu unterschätzen!«, warnte Dr. Schmolk.
    »Und woher kam die Aggression? Wenn die Adoptivfamilie ihm keinen Anlass gab – woher stammte sie also?«
    »Ich werde Ihnen jetzt erzählen, was ich glaube, wie das ganze Grauen zusammenhängt. Ich kann es nicht beweisen – es ist eine Vermutung. In meinen Augen spricht viel dafür, dass sie stimmt, aber genauso gut kann sie völlig falsch sein: Klaus Windisch wurde von seiner viel zu jungen Mutter abgelehnt und in einem Heim abgegeben. Da war er noch ein kleines unschuldiges Baby, das sich nur nach der Liebe und der Sicherheit sehnte, die eine Mutter bieten kann. Deshalb rasiert er diese Frauen. Seine Mutter warf ein nacktes Baby einfach weg. Ich glaube, er sucht sich Frauen, die er wieder in kleine Babys verwandeln kann. Am Ende der Prozedur, in der er sie leiden lässt, wie auch er in subjektivem Empfinden leiden musste, erhebt er sich quasi als überlebendes Opfer über diese Frauen, die Kinder bekommen können und dann über deren Schicksal entscheiden, und tötet sie im Gefühl, als absoluter Sieger hervorgegangen zu sein. Sein Sperma wird nicht zu einer Fortpflanzung beitragen, also nie ein Kind in solch eine Situation bringen, wie die, in der er groß wurde. Er verweigert es ihnen – und so können sie auch ihre biologische Überlegenheit nicht ausleben. Er tötet die Babygebärer – er, das weggeworfene Baby.«
    »Huh! So ein gedankliches Wirrwar.«
    »Ich denke ja nur laut. Sie müssen nicht zustimmen.«
    Attila nutzte die Gesprächspause, um den Wintergarten zu verlassen und im Garten hinter einer frechen Elster her zu toben.
    »Wenn Sie ihn gefasst haben – und ich hoffe inständig, dass Sie das tun werden, dann fragen Sie ihn nach der Sache mit den Ratten und den Vögeln. Es ist spannend, ihn dabei zu beobachten, wie er darüber spricht. Es wird Ihnen eine Menge über diesen Mann verraten!«, prophezeite Dr. Schmolk. »Fragen Sie ihn, wie er die Ratten dazu gebracht hat zu tun, was er von ihnen wollte!«
    »Erzählen Sie es mir! Was hat er mit den Tieren gemacht?«
    »Oh – ich kann es natürlich nicht so lebendig schildern wie er. Aber vielleicht ist es kein Fehler, Sie auf die Geschichten vorzubereiten. Er saß mir damals gegenüber und fragte mich, ob ich mich mit Ratten auskenne. Ich musste verneinen. Über Ratten weiß ich nur, dass sie sehr intelligent und ausgesprochen schwer zu vergiften sind. Und da erzählte er mir Folgendes: Er hatte einige Ratten gefangen und in provisorische Käfige im Schuppen gesperrt. Dann begann er damit, die Tiere systematisch zu quälen, verbrannte sie, warf sie in einen Wassereimer und ließ sie dort schwimmen, bis sie drohten unterzugehen – aber er tötete sie nicht. Er gab ihnen auch ausreichend zu fressen. Nach einigen dieser beinahe tödlichen Experimente bot er ihnen sowohl Gift als auch normales Futter an, und die Ratten, die mehrfach ganz knapp dem Tod entkommen waren, wählten das Gift. Nach zwei Tagen waren alle Nager tot.«
    »Mein Gott. Haben denn die Eltern nichts von diesen Quälereien bemerkt?«
    »Sie dachten, er wolle das Verhalten der Ratten studieren und waren froh, dass er sich überhaupt für etwas interessierte.«
    »Woher hatte er das Gift?«
    »Aus dem Keller der Eltern.«
    »Und er behauptet tatsächlich, er könne Ratten in den freiwilligen Tod treiben – Suizid unter Nagern?«
    »Ja. Er war ausgesprochen stolz darauf, dass ihm dies gelungen war.«
    »Und die Vögel? Hat er die auch zum Selbstmord

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