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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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beschwor Kris einen Rollstuhl für mich, und wir machten uns auf den Weg zurück zu unseren Heimsuchern.

    8
    I hr hättet Barts Gesicht sehen sollen.«Die junge Frau, die Barton provoziert hatte, war mittlerweile zu den anderen gestoßen. »Franco hat den Bericht gar nicht schnell genug schreiben können. Sie hat am Telefon gehangen und mit Peterson geredet, bevor Chang gekommen ist und den guten alten Bart abgeholt hat.«
    Kristof schob mich ins Zimmer, und es wurde still, während sich alle Augen auf uns richteten. Er trug die Uniform eines Krankenwärters und maulte leise vor sich hin etwas davon, dass die Schwestern zu viel zu tun hatten, um mir beim Bezug meines Zimmers zu helfen. Er steuerte sorgfältig und achtete darauf, nicht durch irgendetwas hindurchzufahren, bei dem die Wahrscheinlichkeit bestand, dass es fest war. In der Mitte des Zimmers ließ er mich stehen; dann griff er nach dem zusammengefalteten Bettzeug am Fuß des Bettes. Er duplizierte rasch eine Geisterversion davon, bevor er das oberste Laken zu entfalten begann. Ich saß bewegungslos da, das Kinn auf der Brust, den Blick gesenkt.
    »Na, sieh mal einer an«, kicherte der kopflose Ted.
    Ich hob den Kopf und musterte das Zimmer, dann sah ich stirnrunzelnd zu Kris hinüber.
    »Audio haben wir«, sagte das Mädchen. »Aber ich glaube, Video funktioniert nicht.«

    »Verdammt«, sagte die andere Frau.
    »Mir sind die Horcher lieber«, sagte Ted, während er zu mir herübergeschlendert kam. »Viel beunruhigender, stimmt’s, Süße? Du kannst uns hören, aber sehen kannst du absolut nichts.«
    »Wer wer ist da?«, fragte ich.
    Ted beugte sich zu meinem Ohr hinunter. »Ich bin hier neben dir. Kannst du mich nicht sehen?«
    »Nnein.«
    »Na, vielleicht liegt’s daran, dass du verrückt bist.«
    Die anderen lachten.
    »Nur Verrückte hören Stimmen«, flüsterte Ted. »Bist du verrückt, Süße? Nicht alle Tassen im Schrank? Ein paar Schrauben locker? Irgendwas am Oberstübchen? Hast du einen Vogel, Süße? Vielleicht eine . . . Moment . . . «
    »Meise«, sagte Kris.
    Sie sahen alle zu Kris hinüber. Er schüttelte das nächste Laken aus und ließ es auf das Bett hinuntersinken.
    »Hat er . . . ?«, fragte Ted.
    »Ich glaube nicht«, sagte der alte Mann. »Vielleicht hat er einfach «
    »Eine Meise«, wiederholte Kris, immer noch mit dem Rücken zu ihnen. »Der Begriff, der noch fehlt, um die Beleidigung zu vervollständigen, lautet Meise. Es gibt noch andere Möglichkeiten, aber dies ist die gängigste Version. Eine Meise haben.« Er drehte sich langsam zu ihnen um. Seine Augen strahlten neonblau. Es war ein einfacher Blendwerkzauber, aber das Mädchen keuchte und wich zurück. Kris hob beide Hände über den Kopf, und ein Schauer von Funken sprühte aus seinen Fingerspitzen. Die Geister starrten ihn an wie Höhlenmenschen, die ihre erste Sonnenfinsternis erleben. Als Kris’Hände herabfielen, verwandelte sich die Uniform des Krankenwärters, die er trug, in ein schwarzes Stehkragenhemd und schwarze Hosen. Noch eine abschließende Bewegung, und Lichtblitze fuhren aus seinen Handflächen, prallten von der gegenüberliegenden Wand zurück und sprangen im Zimmer herum wie Pingpongbälle.
    Der alte Mann stürzte zur Tür. Kris hob einen Finger und beschrieb einen schnellen Kreis die Geste für eine Blockadeformel. Die eigentliche Formel ließ er leise mich sprechen.
    Blockadeformeln sind Magierzauber, aber sehr verlässlich war Kris’ Version nicht, und er wusste es.
    Als der alte Mann in die Barriere hineinrannte, prallte er zurück. Die Frau rannte auf die nächstgelegene Wand zu und stieß auch dort auf eine Barriere.
    »Wer bist du?«, wollte Ted wissen.
    »Wer ich bin?« Kris’ Stimme nahm einen Tonfall an, der schon manchen aufmüpfigen Jungmanager zur Räson gebracht hatte. »Das wagst du zu fragen? Das musst du fragen?«
    »Siehst du, Liebster?«, sagte ich, während ich aus dem Rollstuhl aufstand. »Ich habe dir doch gesagt, er hat mich vorhin nicht erkannt.«
    Das Mädchen starrte mich an mein neues, generalüberholtes Ich, sauber und in ein kurzes schwarzes Kleid mit chinesischem Kragen gekleidet, das zu Kris’ Kleidung passte. Ted drehte sich um und zwinkerte ungläubig.
    »Du«, sagte er. »Du bist dieses Miststück aus dem «
    Ich schleuderte ihm einen Energieblitz in die Magengrube.
    Verletzen konnte ihn der natürlich nicht, aber er spürte ihn, vor allem, als er auf dem Boden landete. Ich schlenderte zu ihm hinüber und sprach

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