Nachtkuss - Howard, L: Nachtkuss - Burn
»Du gibst das auch noch zu?«
»Das macht wirklich Spaß.« Mit einem leisen Lächeln machte er sich bettfertig, putzte seine Zähne und sah, als er aus dem Bad trat, dass sie immer noch vor Wut kochte. O ja. Wie wahr, wie wahr.
Sie trat nach ihm, sobald er in ihrer Reichweite war. Er wich lachend aus, obwohl er es gar nicht komisch gefunden hätte, wenn ihr Fuß sein Ziel gefunden hätte.
» Hör sofort auf zu lachen!« , fuhr sie ihn an und trat erneut zu. Er fing erst ihren einen und dann den anderen Fuß ab und zog ihren Hintern mit einem kurzen Ruck vom Polster. Dabei fing er sie so weit ab, dass sie nicht allzu schmerzhaft auf dem Boden aufkam, aber trotzdem vor Schreck zu strampeln aufhörte.
»Arschloch! Blödsack!«
Während sie auf dem Boden saß, löste er die eine Handschelle von der Stuhllehne und legte sie sofort um sein linkes Handgelenk. Dann hob er sie hoch und setzte sie mehr oder weniger sanft auf dem Bett ab. »Lass meinen Sack aus dem Spiel«, sagte er und versenkte den Schlüssel in der Nachttischschublade, bevor er sich neben ihr ins Bett legte und das Licht ausknipste.
18
Jenner wachte auf und konnte sich in der Dunkelheit einen Moment - einen glückseligen Moment - lang nicht erinnern, wo sie war. Dann bewegte sie sich, die Handschelle schnitt ihr ins Gelenk und riss sie brutal in die Wirklichkeit zurück. Gut, die Wirklichkeit war nicht mehr ganz so beängstigend wie noch vor vierundzwanzig Stunden, aber trotzdem hatte sie sich ihre Kreuzfahrt ein bisschen entspannter vorgestellt. Zum einen schien Macho-Man einfach nicht akzeptieren zu wollen, dass sie nicht petzend zum Kapitän laufen und sich auch nicht im Frachtraum verstecken würde, weil sie bestimmt nichts tun würde, womit sie Syd in Gefahr brachte. Schließlich wusste sie nicht, wie es bei Syd aussah, vielleicht gehörten ihre Kidnapper ja zu der Sorte Mensch, die andere gern leiden sahen und ihre sadistische Ader nur so lange zügelten, wie sie kooperierte.
Eigentlich, dachte sie, musste Macho-Man wissen, dass sie nichts dergleichen tun würde, doch er hatte ihr schlicht erklärt, dass er es genoss, sie herumzukommandieren. Entweder das, oder er hatte beschlossen, kein Risiko einzugehen, weil ihr Vorhaben so wichtig oder der finanzielle Anreiz so überwältigend war, dass nicht einmal die kleinste Kleinigkeit dem Zufall überlassen werden durfte.
Sie drehte sich auf die Seite und sah auf die Uhr. Sie hatte zwei Stunden tief geschlafen, was gar nicht so schlecht war, denn schließlich war sie angekettet und konnte sich nicht bewegen, ohne ihren rechten Arm zu einer Brezel zu verdrehen. Jetzt allerdings musste sie, dank des Teeter-Totters in der Bar, pinkeln gehen.
Sie versuchte den Drang zu ignorieren. Cael war trotz ihrer Bewegung nicht wach geworden und sollte ruhig weiterschlafen. Er hatte die Decke schon wieder abgeworfen und lag nur in seinen Boxershorts neben ihr. Selbst im schwachen Zwielicht aus dem Wohnraum sah er übergroß und Ehrfurcht einflößend aus.
Sie seufzte. Das würden die längsten zwei Wochen ihres Lebens werden. Sie rollte sich ein, versuchte sich bequem hinzulegen und zwang sich dann, stillzuliegen. Ihr war schon wieder kalt, und sie musste wirklich pinkeln. Sie konnte unmöglich wieder einschlafen, wenn sie gleichzeitig fror, die Decke nicht wieder hochziehen konnte und dringend auf die Toilette musste, was sie alles allein ihm zu verdanken hatte - auch wenn ihn das nicht interessierte. Wahrscheinlich würde er es genießen, sie betteln zu lassen, damit sie auf die Toilette durfte.
Der Schlüssel zu den Handschellen lag direkt neben ihm in der Nachttischschublade. Hatte er etwa geglaubt, sie würde nicht mitbekommen, dass er ihn in bequemer Reichweite versteckt hatte, falls er mitten in der Nacht aufspringen musste, weil sie ihm zum Beispiel die Haare in Brand gesetzt hatte? Sie wollte diesen Schlüssel unbedingt in die Finger bekommen. Er hatte nicht einmal ein Geheimnis daraus gemacht, wohin er den Schlüssel legte, so als würde er sie für keine potenzielle Bedrohung halten - fast als wollte er sie provozieren oder so.
Beides war gleichermaßen verdrießlich. Sie war nicht gern hilflos, und sie konnte es nicht leiden, wenn man sie für hilflos hielt. Noch schlimmer war die Vorstellung, er könnte von ihr erwarten, nach dem Schlüssel zu greifen, so als wäre das ein Test, ob er sich darauf verlassen konnte, dass sie ihm keinen Ärger machen würde.
Ach, Mist. Sie würde keinen Ärger
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